< Previous50 Es war einmal... ...die Idee vom „kleiner Wohnen“. Der Ausstellungsbeitrag von sägezahn. Architektur in Holz, für die Landes- gartenschau Überlingen 2021. Hier steht es, das mü_see_haus. Ein Traum in „klein". Vorwitzig schiebt es sich über die Kante der kleinen Hafenmauer. Im Hintergrund ist die his- torische Silvesterkapelle zu sehen und davor weiden sich die Augen des Betrachters an den schillernden Wellen des Bodensees. Kaum mag man sich vorstellen, dass es jemals einen trefflicheren Ort geben wird für diesen Raum der Einfachheit und Stille. Fotos: © Nina Baisch, www.ninabaisch.com51 Architektur-Kultur | Sägezahn52 Für das mü_see_haus wurden nur heimische Bäume aus regionaler Holzwirt- schaft verbaut: Esche, Lärche, Fichte, Kiefer und Tanne. Aus den Teilen der Bäume, aus denen kein Bauholz hergestellt werden konnte, wurden sogenannte Holzfaserdämmplatten hergestellt, die das Häuschen nun dämmen. Diese Däm- mung hält nicht nur im Winter die Wärme im Haus, sondern auch im Sommer die Hitze draußen. Ob sich ein Innenraum angenehm warm anfühlt, ist nicht nur von der Raumtem- peratur abhängig. Auch die Oberflächentemperaturen der verbauten Materi- alien, die Temperaturunterschiede zwischen oben und unten und Luftbewegun- gen sind Aspekte, die dafür sorgen, dass ein Raum als warm empfunden wird. Eine halbe Badewanne voll Holztinte wurde für 1,4 km Lärchenleisten einge- setzt. Dadurch erwärmt sich die Fassade des Häuschens bei Sonneneinstrahlung aufgrund ihrer schwarzen Farbe in kürzester Zeit und liegt wie ein warmer Mantel um die innere Hülle aus Dämmung und Dreischichtplatten. Das mü_see_haus erwärmt sich schon bei minimaler Sonneneinstrahlung. Diese Wärme bleibt im Haus, wenn Fenster, Außenwände, Dach und Boden keine Wär- me nach außen dringen lassen.Sprich, sehr gut gedämmt sind. Die Außenhülle des mü_see_hauses ist so gut gedämmt, dass im Innenraum auch bei Minusgra- den die Temperatur nie unter den Gefrierpunkt fällt. Die Fenster aus regionaler Herstellung haben Passivhausstandard. Das heißt, die Dreifachverglasung und der Fensterrahmen haben beinahe so gute Dämm- werte wie die Außenwand des Häuschens. Der Eschenvollholzboden ist mit der Bandsäge geschnitten und besticht durch das honigfarbene Bild und seine einmalige Haptik. Durch die zukünftige Nutzung wird er einen ganz eigenen Charakter entfalten. Das Haus besteht zu 99 % aus nachwachsenden und recyclingfähigen Rohstoffen! Ein halbes Dutzend ehrenamtliche Akteure bieten während der Öffnungszeiten an über 150 Terminen Veranstaltungen wie OM Chanting, Hatha Yoga, Reiki, Kinder- meditation und Märchenstunden im mü_see_haus an. Ins rechte Licht gerückt hat das mü_see_haus die Architekturfotografin Nina Baisch aus Konstanz. Ästhetische Architektur trifft auf beeindruckende Bild- sprache, deren Bilder das Wesen und einfache Schönheit des kleinen Bauwerks perfekt wiedergeben. Die gewählten Perspektiven zeigen Achsen, Texturen und machen das Material fast physisch erlebbar. Fotos: © Nina Baisch, www.ninabaisch.com53 Eine Klanginstallation im Auftrag und Rahmen der Landesgartenschau Überlingen 2021 im mü_see_haus/Sägezahn-Architektur Claire-Marie Dreiseitl & Annika Wehrle kreieren Hörerlebnisse, die Alltagserfah- rungen aufgreifen und klanglich-poetisch erweitern. Als Team und in Einzelar- beiten bewegen sie sich in Konzerten, Ausstellungen, Klanginstallationen und Stadtraumprojekten an der Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft. Für die Klanginstallation im mü_see_haus haben sich die beiden Klangkünstle- rinnen gemeinsam mit Sounddesigner Leander Bauer vor Ort auf eine umfang- reiche Suche nach Tönen und Klängen des Überlinger Sees begeben. Zusammen mit poetischen Texten und Liedpassagen ist ein zauberhaftes Klangkunstwerk entstanden. Vor dem Panoramafenster des mü_see_hauses erstreckt sich die Wasserober- fläche wie ein großer, unergründlicher Spiegel. Nehmen Sie sich Zeit und tauchen Sie akustisch unter die Oberfläche. Meter für Meter sinken Sie hinab und belauschen den Bodensee in seinen vielseitigen Facetten: Die Hörreise zum Seeboden führt vom Gemurmel des Alltags vorbei an Erinnerungen, Geschichten und Legenden zu verborgenen Klängen des Überlinger Sees. Die reale Klangwelt des Bodensees fließt gemeinsam mit Poesie und Musik in eine vielschichtige Komposition ein. Die Aufnahmen des Überlinger Ensembles BlanscheFlur, die mittelalterliche Musik von Hildegard von Bingen zu Gehör bringen, wurde in der benachbarten Silvesterkapelle in Hörweite des Tinyhouses aufgenommen und tritt ein in ein Zwiegespräch mit dem Gemäuer einer der ältesten erhaltenen deutschen Kirchen. Nach und nach verblassen und verschwimmen die Worte und Klänge, bis sie sich schließlich aufzulösen scheinen. Aber vielleicht sind wir ja ge- rade beim vermeintlich entferntesten, tiefsten Punkt am nächsten bei uns selbst? Vom Grunde. Eine Audioexpedition in die Tiefen des Bodensees. TEAM Künstlerische Leitung und Komposition: Claire-Marie Dreiseitl & Annika Wehrle Soundtechnik: Leander Bauer Technische Installation: Damian Dreiseitl Musik: Ensemble BlanscheFlur & Vocalconsort Mainz mit Ausschnitten aus Hildegard von Bingen: Karitas/ Autrix und Elzéar Genet: Vexilla Regis Kontakt & Feedback unter: clairemarie@dreiseitl.de Um eine Hörprobe der Klanginstallati - on abzuspielen, scannen Sie bitte den QR-Code. Foto: © Nina Baisch, www.ninabaisch.com Architektur-Kultur | SägezahnRaumwerkstatt Haas Stefan Haas www.raumwerkstatt-haas.de Privatweg 18 88131 Lindau M: +49 (151) 464 237 01 Foto: Siggi Wiest Einrichtungs-Kultur | Raumwerkstatt Haas55 Eingeladen sind wir heute von Stefan in seine Raumwerkstatt nach Lindau. Raumwerkstatt – einen passenderen Namen gibt es tatsächlich nicht für den Schaffensort von Stefan Haas und seinem Team. Die ehemalige Scheune ist Showroom und Werkstatt, Beratungsfläche und Wohlfühlraum. Jeder Platz ist liebevoll gestaltet, was von dem ehemaligen Gebäude erhalten bleiben konnte, hat Stefan bewahrt. Harmonisch abgestimmte Möbel und Accessoires bilden eine ausgewogene Verbindung mit ursprünglichen Materialien, viel Holz und heimeligen Stof- fen. Ein Gefühl von „Zuhause“ stellt sich gleich bei uns ein und wir bleiben gerne. Während unseres Gesprächs erfahren wir ein wenig mehr über Stefan und seinen beruflichen Lebensweg. Ursprünglich ist Stefan ausgebildeter Schreiner. Doch eine Holzstauballergie zwang ihn zum Umdenken. So schloss er in Oberstaufen eine Lehre zum Raumausstatter ab. Als Werkstattleiter in Lindau absolvierte er zusätzlich erfolg- reich die Meisterschule. Danach ging es zehn Jahre in die Schweiz, davon fünf Jahre in Meisteranstellung und dann fünf Jahre im eigenen Betrieb. Doch seine Wurzeln und die Liebe zur Heimat brachten ihn zurück in die Region, wo er acht Jahre seine Raumwerk- statt in Wangen selbstständig betrieb. Anfang 2020 eröffnete er diese dann in den neuen Räumlichkeiten in Lindau. Hier berät Stefan nun seine Kunden zu allen Einrichtungsthe- men. Von ganzen Raumkonzepten und deren Umsetzung bis hin zur Aufbereitung und Polsterung von geliebten Altertümchen – Stefan und sein Team setzen, was möglich ist, in der eigenen Werkstatt um. Für Projekte, die darüber hinausgehen, setzt er auf die Kompetenz seiner langjährigen Partner. Hohe Qualität und gelebte Nachhaltigkeit sind sein Antrieb. Das schließt kurze Transportwege, heimische Hölzer sowie Materialien und regionales Handwerk mit ein. Zu seinem Team – übrigens alles sympathische und fröhliche Damen, wie wir uns selbst überzeugen können – gehören eine Näherin, zwei Gesellinnen, eine hat bei Stefan gelernt, und eine Auszubildende. Sein ganzes Wissen und seine Erfahrung gibt er nun gerne weiter. Er klärt uns auf: Die Raumausstatter*innen-Ausbildung umfasst fünf Kernbereiche: Böden, Vorhänge, Wandbespannungen, Sonnenschutz und Polsterei. Stefan fügt noch zwei Bereiche dazu, die er mit vermittelt, den Möbelbau und die Konzeption. „In den meisten Betrieben können gar nicht mehr alle Bereiche abgedeckt werden, so fehlt zum Beispiel oft das Know-how in der Polsterei. Die ist bei uns eine unserer Leidenschaften. Alten Möbeln ein neues Gewand zu verleihen, und sie somit zu erhalten, ist eine wunderbare Sache.“ Dass dies noch richtige Handarbeit erfordert, sehen wir bei einem Blick in den Werkstatt- bereich. Stefan und Anja arbeiten an einem alten Sessel. Gerade nähen sie die Federn fest. Mit einer, in unseren Augen, riesigen Nadel. Wir sind beeindruckt, mit welcher Liebe zum Detail und welch feiner Hand die beiden agieren. Einen zweiten Sessel entlassen die zwei bald aus ihren Händen, zurück in die seines Besitzers. Seidig glänzendes Holz rahmt das Polster aus wunderschönem weichem Stoff in Petrol ein. Das ist Handwerk in Perfek- tion. Nicht umsonst ist Stefans Motto: Handwerk ist unsere Marke. Genauigkeit, saubere und fehlerfreie Arbeit sind ihm dabei wichtig. Ebenso der wertschätzende Umgang mit dem Eigentum seiner Kunden. Räume immer wieder neu zu erfinden und dabei die Wünsche des Kunden im Fokus zu haben, erfordert Kreativität, eine hohe Planungskom- petenz und das richtige Gespür für Mensch, Material und Möbel. Das ist an diesem Ort spürbar. Durch Stefan und durch sein Team. Wir verabschieden uns mit dem Gefühl, ein Stück neue Heimat gefunden zu haben, und freuen uns schon jetzt auf unseren nächsten Besuch an diesem wunderbaren Ort voller Schaffenskraft. Bei uns daheim in der Werkstatt56 Kunst-Kultur | Vanessa Guse 360° hoch drei57 Eine Ausbildung als Maler- und Lackiererin war zurückblickend die beste Ent- scheidung. Anschließend, auf der Meisterschule, konnte sie sich nicht nur den Farbgefühlen widmen. Nein, das umfangreiche Wissen über Farbe und deren Wirkung konnte dadurch ganz neu umgesetzt werden. Bis 2015 malte sie in Richtung Pop-Art und Kollagen mit Öl, Acryl, Kreide oder Pastellen. Alles wurde versucht, ausprobiert und getestet. 2016 kam das Näh- garn in ihr Leben. Die extrem feinen Übergänge waren neu und sind für sie bis heute fesselnd. Bei Vanessa Guse heißt es nicht nur, Farbe in einer Dimension zu erleben. Für sie heißt es, Farbe zu sehen, zu erkennen, mit ihr zu spielen und die Wirkung der Nuancen und ihre Verläufen voll auszureizen. Kombinierte Farbpaare und ihre untergeordneten Zwischentöne lassen magnetische Symbiosen entstehen. Töne, die sich anziehen, die sich absetzen oder gegenseitig zum Knallen bringen, sind ihre Art, sich in ihren Werken auszudrücken. Manche dieser Werke werden schlicht gehalten, andere bekommen noch ein Topping aus Beton oder gegosse- nen Blattgoldtellern. Tausende von Kilometern Nähgarn werden auf Hunderte von Nägeln gespannt und ergeben 3D-Effekte der besonderen Art. Ihre dreidimensionalen und bunten Werke kennen keine Grenzen. Es kann immer wieder neu kombiniert, verändert und gefädelt werden. Ein Ende ist dadurch nie in Sicht, grenzenlos kann weiter- gesponnen werden. Vanessa Guse Instagram: @vanessa_guse_art Bechlinger Straße 2 88069 Tettnang T: +49 (175) 405 55 55 Als Kind, geprägt von Mal- und Töpferkursen in der Toskana bis hin zur antiken Möbelmesse in Köln, war die Richtung schon vorgegeben. Kunst war immer ein Thema und beruflich ging das Herz ganz klar Richtung Farbe. 58 Staehlin Einrichtungskultur Das ganzheitliche Einrichtungshaus im Allgäu www.staehlin.de In der Brandstatt 7 87435 Kempten T: +49 (831) 521 70 45 „Wir sind ein interdisziplinäres Team aus den Fachrichtungen Management, Innenarchitektur, Gestaltung, Raumausstattung und Schreiner- handwerk. Gemeinsam teilen wir die Leidenschaft Räume zu gestalten und einzurichten. Als ganz- heitliches Einrichtungshaus im Allgäu entwickeln wir seit Jahrzehnten Lösungen für moderne Büro- und Arbeitswelten, einladende öff entliche Räume und besondere Wohnkonzepte zum Wohlfühlen mit internationalen Designkollektionen.“ Einrichtungs-Kultur | Staehlin59 In der Kreativwerkstatt von Gastgeberin Elke Mark ist der Name „RAUMSCHOEN“ Programm. Hier beginnen Verwandlung und Veredelung von Räumen. Leben mit der Leidenschaft für die Welt um Sie herum. Slow Living – so einfach! Konzentriert auf Innenausstattung, die handwerkliches Können, natürliche, weiche Materialien und ästhetische Formen betont. Qualitativ hochwertige Stoffe, Teppiche, Einrich- tungsaccessoires. Jedes Projekt ist anders, gemeinsam werden die Wünsche und Vorstellungen besprochen. Die Beratung findet in der großflächigen Ausstellung oder beim Kunden vor Ort statt. Es werden auf Wunsch auch Stoffe, Accessoires und vieles mehr zum Ausprobieren mit nach Hause gegeben. Egal ob für das eigene Zuhause, Ihr Büro, für die Gastronomie oder unter freiem Himmel – Einrichten ist Elke Marks Leidenschaft. Das Leben schreibt die schönsten Geschichten und RAUMSCHOEN liefert Ihnen den Stoff dazu. mark RAUMSCHOEN www.mark-raumschoen.de Lange Straße 16 88499 Riedlingen T: +49 (7371) 937 013 Wir sind Stoff. Einrichtungs-Kultur | mark RAUMSCHOEN Fotos: Marco MehlNext >