< Previous28Bericht-Kultur | Kartoffeln Bei den Spaniern in Anlehnung an den hispanoamerikanischen Ur-Namen „papa“ zur „Patata“ geworden, erhielt die Kartoffel bei den Italienern wegen ihrer optischen Ähnlichkeit mit einer Trüffel zunächst den Namen „Taratuffoli“, unter dem sie über Holland schließlich auch nach Deutschland gelangte. Dort wurde sie zur „Tartuffel“, später zur „Ertoffel“ und „Artoffel“ und schließlich zur Kartoffel. Zwischendurch waren die Deutschen ziemlich erfinderisch, das unbekannte Knollengemüse auch auf etliche andere Namen zu taufen. Das reichte vom „Holland-Ei“ über „Potaken“ und „Erdbumser“ bis zur „Grundbirne“ und dem „Erdapfel“. Letzterer, ursprünglich von den Holländern adaptierter Begriff („aardappel“) wurde wortwörtlich als „pomme de terre“ übersetzt wiederum zur gängigen Kartoffel-Bezeichnung der Franzosen. Die Engländer, deren Seefahrerhelden Walter Raleigh und Francis Drake zur Entdeckung der Knolle gar nicht erst bis Südamerika segeln mussten, sondern sie als Kaper-Beute direkt von spanischen Schiffen plünderten, machten es sich auch bei deren Namensgebung leicht: Aus dem spanischen „patata“ wurde kurzerhand „potato“. Dass die Briten ihre bis dahin karge Insel Irland dank der von den Spaniern geklauten Kartoffel endlich in ein fruchtbares Hoheitsge- biet verwandeln konnten, weckte das Interesse von immer mehr Botanikern. Unter diesen befand sich auch der Schweizer Arzt und Pflanzenforscher Caspar Bauhin, der herausfand, dass die rätselhafte und prächtig blühende Pflanze, deren essbare Wurzelknollen gerade die Ackerwirtschaft revolutio- nierten, zur Gattung der Nachtschattengewächse gehört. Im Jahr 1620 legte er den offiziellen lateinischen Begriff für die Kartoffel fest: „Solanum Tuberosum Esculentum“ – zu deutsch „essbarer knolliger Nachtschatten“. Das war hun- dert Jahre, nachdem die Knolle im Volksmund sämtlicher europäischer Länder bereits ihren festen Namen hatte. Text: Mike Draegert 29Bericht-Kultur | Kartoffel Die Rettung der Linda Ende 2004, wenige Wochen vor Ablauf der 30 Jahre gültigen Anbaulizenz für die deutsche Kartoffelsorte Linda, wollte deren Schöpfer und Rechte-Inhaber, der Lüneburger Pflanzenzüchter Europlant, die betagte Knolle wegen steigen- der Krankheitsanfälligkeit und nachlassendem Ertrag durch eine junge und genetisch besser veranlagte Sorte mit anderem Namen ersetzen. Dies hätte ein schlagartiges Verschwinden der allseits geliebten, buttrig- gelben Linda aus allen Küchen der Nation bedeutet. Und den Ruin für sämtli- che Landwirte, die sich als Lizenznehmer auf die Zucht und den Verkauf der überwiegend festkochenden Kartoffeldame eingelassen hatten. Gerade für klei- nere Bio-Gemüsebauern, die ihr Herz an die betagte, aber schmackhafte Sorte verloren hatten und diese nun gesetzlich nicht weiter hätten anbauen dürfen, schien das unerwartete Lizenz-Manöver wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Aufschrei der Empörung ging durchs ganze Land und der damalige „Tagesthemen“-Moderator und bekennende Linda-Liebhaber Uli Wickert ließ es sich nicht nehmen, von einem wahren Skandal zu sprechen, sofern er nie mehr in den Hochgenuss von Bratkartoffeln Marke Linda käme. Unterstützt von Landwirtschaftsministerin Renate Künast, der Arbeitsgemein- schaft bäuerlicher Landwirtschaft ABL sowie Millionen von „Rettet Linda“- Anhängern nahm der Biobauer Karsten Ellenberg den Rechtsstreit auf und konnte die Linda nach hartnäckigem Kampf erfolgreich aus ihrer verhängnis- vollen Lizenzhaft befreien. Da das Bundessortenamt Ellenbergs eigenen Zulassungsantrag für einen Weiteranbau nach zwei Jahren noch immer nicht abgesegnet hatte, setzte er sich in den Flieger nach Schottland, um seine Linda einfach beim dortigen Sortenamt anzumelden. Nach EU-Recht war damit auch ein lizenzfreier Anbau in Deutschland erlaubt. Millionen Bratkartoffel-Fans und hunderte Kartoffelbauern konnten erleichtert aufatmen. Ellenbergs Engagement hat seitdem viele junge Gemüsebauern ermutigt, an altbewährten Kartoffelsorten festzuhalten und diese durch nachhaltigen Wieder- anbau vor ihrem Aussterben zu bewahren. Auch andere vertraute Mädchen- namen werden hoffentlich nicht ganz von deutschen Äckern verschwinden. Text: Mike Draegert 30Grillsauce aus Berlin. Kleine Manufaktur - großer Geschmack. Manufaktur-Kultur | Eat Berlin 32Bestes aus Berlins Manufakturen. EAT BERLIN – der kleine Laden mit Berlins besten Food- Manufakturen unter einem Dach. Hier finden Sie ausge- wählte Produkte aus über 60 der feinsten Genuss-Manufak- turen Berlins. Ob süß, sauer oder herzhaft – allen gemein ist der Anspruch an überragenden geschmacklichen Genuss in Handarbeit. Gegründet von leidenschaftlichen Genusspionieren, mit kreativen Ideen, regionalen Zutaten und dem gemeinsamen Anspruch an höchste Qualität. Eat Berlin www.eatberlin-store.de Hackesche Höfe, Hof 7 Rosenthaler Straße 40 10178 Berlin Öffnungszeiten: Montag bis Samstag: 11:30–19:30 Uhr 33Muss Frau Antje, die Werbefigur für holländischen Käse, sich Sorgen machen? Wenn man am ersten Novemberwochenende die Besu- chermassen gesehen hat, die die Käsemesse Cheese Berlin im wahrsten Sinn des Wortes gestürmt haben, dann kann man schon den Eindruck gewinnen. Seit 2012 gibt es diese Leitmesse handwerklich hergestellter Käse in der Markthalle Neun in Kreuzberg, unterstützt von Slow Food Berlin. Käsemacher, Affineure und Fachhändler präsen- tieren dort ihre Erzeugnisse, die sie mit viel Herzblut und Erfahrung in den Traditionen des Käsehandwerks produzieren. Leiten lassen sie sich dabei von den Slow Food Grundprinzipien: gut, sauber und fair. Also frei von Gentechnik, aus artgerechter Haltung, weitgehend frei von Zusatzstoffen, ohne künstliche Aromen und Geschmacksverstärker und ausschließlich hergestellt aus regionalen Produkten. Produziert wird der Rohmilchkäse in Handarbeit, mit speziellen Reife- und Pflege- zeiten. Anders als bei den Industrieprodukten wird die Milch dabei nicht pasteurisiert, ihre natürlichen Bestandteile bleiben erhalten, sie bleibt eben „roh“. In Brandenburg hat sich inzwischen ein dichtes Netz von Produzenten gebildet, die hochwertige Käse produzieren und sie auf Wochenmärkten und in Feinkostgeschäften in Berlin anbieten. Manche dieser Käsereien haben dabei ein so hohes Niveau erreicht, dass ihre Produkte von Affineueren übernommen und genauso ver- feinert werden wie Edelkäse aus Frankreich. Allen vegetarisch-veganen Trends zum Trotz, Käse wird immer belieb- ter. Laut Statistik isst jeder Bundesbürger, vom Baby bis zum Greis, mehr als 11 Kilo Käse pro Jahr, Tendenz weiter steigend. Noch ist der Marktanteil handwerklich hergestellter Käse daran gering, aber Veran- staltungen, auf denen Slow Food Berlin handwerkliche Käsehersteller präsentiert, oder kulinarische Großereignisse wie die Cheese Berlin zeigen, dass immer mehr Konsumenten Geschmack finden an sau- beren und fairen Milchprodukten. Auffallend ist dabei vor allem das Interesse junger Menschen. Die haben offenkundig die alle ähnlich schmeckenden Käsesorten aus den Supermärkten im wahrsten Sinn des Wortes satt und suchen einen neuen, wahren Käsegeschmack. Und da gibt es viel zu entdecken: dass ein traditionell produzierter Käse zum Beispiel auch zu Craft Bier schmeckt, beweisen unter an- derem die Tastings, die die Braugruppe von Slow Food Berlin durch- führt. Rohmilchkäse und Craft Bier sorgen für wahre Geschmacksex- plosionen im Mund. Auch Käse und Whisky sind eine durchaus spannende Kombination. Während die Käseindustrie in der Regel keine Blicke hinter die Kulissen ihrer Produktionsbetriebe erlauben, lassen sich die regionalen Käse-Handwerker gerne über die Schulter schauen. Im vergangenen Jahr wurde die Brandenburger Käsestraße „eingeweiht“. 22 Hof- und Dorfkäsereien, vom kleinen Betrieb, der ausschließlich Ziegenkäse produziert, bis hin zum Ökohof mit einer breiten Produktpalette haben sich zusammengeschlossen und bieten Käse frisch vom Produzenten, aber auch Hofbesichtigungen, Kurse und Workshops. Klaus Wazlak Slow Food Berlin www.slowfood-berlin.de Slow Food Deutschland . info@slowfood.de . T: +49 (30) 20004750 Slow Food Berlin . kontakt@slowfood-berlin.de . T: +49 (30) 508 98 717 Die neue Lust auf Käse Fotos © Markthalle Neun Lebensmittel-Kultur | Slow Food BerlinKüchen-Kultur | lax-online Jede Zeit hat ihren Geschmack. Ihren guten. Ihren besonderen. Ihren … lax-online www.lax-online.de Kantstraße 150a 10623 Berlin T: +49 (30) 81 45 27 62 Lieber ganz cool? Oder doch romantisch? In Stahl oder besser in Holz? Nur für mich oder für meine liebe Familie? lax-online plant und baut Küchen. Nach Wunsch und nach Maß. Der Showroom steckt voller Ideen! Entdecken Sie die Markenwelt im Online-Shop: www.lax-online.de/marken 35Vielfalt-Kultur | Genuss GENUSS- WANDEL www.genusswandel.de Brandenburgische Straße 27 10707 Berlin info@genusswandel.de T: +49 (30) 85964979 Beim GENUSSWANDEL® verbinden wir Genuss mit Gesundheit ,und zwar ganz undogmatisch. In allen Fragen der Ernäh- rung beraten und begleiten wir Sie durch den Dschungel der Ernährungsstile. Wir bestärken Sie bei der bewussten Auswahl regionaler, ökologischer Produkte und gehen mit Ihnen auf Entdeckungstouren auf Wochenmärkte und zu regionalen Pro- duzenten. Lassen Sie sich von unseren Experten- Vorträgen inspirieren und entdecken Sie unsere liebevolle Auswahl von feinen Manufakturwaren. Genießen Sie die ganzheitliche Beratung, die wir individuell auf Ihre Bedürfnisse abstimmen. Denn Gesundheit beginnt beim guten, genussvollen Essen. Genuss ist eine Frage der Haltung Grumsiner Brennerei www.grumsiner.de Wirtschaftshof 3 16278 Angermünde info@grumsiner.de T: +49 (33337) 516 999 Gin ist nicht gleich Gin. Der GRUMSINER Gin ist komponiert unter anderem aus Wacholder, Koriander, Pommeranzenschale, Angelika- wurzel, Anis, Pfeffer, zarten Lavendel- und Rosenblüten. Ein intensiver, ausbalancierter Körper wird durch Zitro- nen- und Orangennoten erfrischt. Entdecken Sie den Unterschied! 36Rum-Kultur | Rum-Depot Rum-Depot www.rum-depot.de Apostel-Paulus-Straße 35 10823 Berlin info@rum-depot.de T: +49 (30) 77 00 88 11 Mit mehr als 16.000 Sorten weltweit ist Rum die vielfältigste Spirituose der Welt und wird rund um den Globus produziert – von Jamaica über Madagaskar bis nach Japan. Im Rum-Depot ha- ben Ismail Yayla und Nicolas Kröger rund 750 Sorten zusammengetragen. Verführerisch ist die überraschende geschmackliche Bandbreite – fast alle Flaschen sind offen zur Verkostung. Über- zeugend die fachkundige Beratung. Spannend die regelmäßig stattfindenden Tastings. Und: Guter Geschmack muss nicht unbezahlbar sein, hier steht das Preis-Leistungs-Verhältnis an erster Stelle! 750-mal Rum 37Next >