< Previouswar als Schüler in den Ferien oft in Irland und habe bei Familien mit großen Landgütern gearbeitet. Ich war begeisterter Reiter. Tagsüber trug ich Kakihosen und Gummistiefel, aber dann abends immer, wirklich immer Smoking. Es gab kein einziges Abendessen, zu dem man sich nicht umgezogen hätte. Man legte Wert auf gute Formen, auch zu Tisch. Man aß gut, trank guten französischen Wein; diese Familien haben immer diesen Stil gelebt, und das war natürlich für mich im konservativen Sinn prägend. Prägend in einem anderen Sinn war dann dieses aufgebrochene, neue und völlig umgedrehte England. Und unser Geschäft, das wir 1969 mit der Unterstützung von Burberry’s aufgemacht haben, war dann auch ganz modern. Damals hatten wir sechzehn Farben Baum- woll-Jeans, das gleiche in T-Shirts, Polohemden, Pullovern. Unser Vorbild war nicht das klassische England, sondern das moderne England. In München kamen sie zu der Zeit nirgends an die Ware ran. Bei uns schon. Das war spürbar anders. Wir haben bei den Herren auf das Konzept gesetzt, graue Hose und Sportsakko oder Baumwollhose und Sportsakko und das abgerundet mit Schuhen mit festen Sohlen. Das war schon eine kleine Revolution und abso- lut nicht üblich in Deutschland zu der Zeit. Für Damen haben wir Herrenanzüge und Blazer auf Damengröße verkleinert und auch Herrenhemden in Damengrößen angeboten. Damals gab es das einfach nicht. Außerdem gab es bei uns Kaki-Anzüge für Damen und Herren. Mit all diesen Neuerungen hatten wir guten Erfolg. Sicher auch durch unsere breite Farbpalette. Wie kam es, dass Sie sich dann später, in den Achtzigern, auf die Herstellung von handgefertigten Damenschuhe spezialisier- ten? Ein Italiener bat mich, ihn bei der Produktion von Herrenschuhen zu unterstützen. Die Schuhfabrik, die er besaß, war zu industriell und damit ungeeignet um so etwas zu machen. Also suchten wir zusammen einen Betrieb, der die gewünschte Qualität fertigen konnte, und den haben wir in der Nähe von Venedig gefunden. Er wollte ihn dann überraschenderweise nicht, da habe ich gesagt: Wenn du ihn nicht kaufst, mach ich das eben. Aus dem Bauch heraus? Aus dem Bauch heraus. Ich wußte allerdings damals schon, dass ich Damenschuhe machen wollte … Aber das war ein Betrieb für Herrenschuhe? Das war egal. Es gab eine gute Basis, und darauf konnte ich aufset- zen. Ich wollte ja nicht nur Schuhe mit hohen Absätzen machen, sondern Mokassins, Ballerinas, Boots, Schnürschuhe. Immer ein wenig mit der Idee „Herren-Look für Damen”. Ich hatte oft das Ge- fühl, dass Frauen auch mal gerne ihre Kleidung mit Herrensachen kombinieren. Wenn Sie sich Kate Moss ansehen: Die verwegens- ten Lederjacken kombiniert mit Seidenröckchen, Bikerboots zu femininer Kleidung. Das bringt Spannung ins Outfit. Ihre Schuhe werden alle von Hand gefertigt. Wozu der Auf- wand? Das Handwerkliche gibt den Dingen eine gewisse Note, die Note des Einzigartigen, des Fürsichstehens, des Unikats. Wenn ich fünf Paar gleiche Unützer Schuhe dastehen habe, gleicht keines, trotz gleicher Qualität, exakt dem anderen. Die Lederstrukturen sind unterschiedlich, jeder unserer Schuster gibt seine eigene handwerkliche Note dazu, auch wenn er nur Teile davon macht. Ein Schuh kann auch maschinell gut hergestellt werden, aber es fehlt ihm dann das Individuelle, nicht wahr? In vielen Bereichen ist eine handwerkliche Produktion natürlich undenkbar. Aber bei der Schuhproduktion geht es, und es gibt viele Menschen, die lieben Dinge, die nicht massengefertigt sind. Für mich liegt ein großer Reiz auch darin, dass ein handgearbeiteter Schuh in einem gesunden Umfeld, also nicht in umweltverschmutzenden Indus- triebetrieben, hergestellt wird. Die Verwendung von organisch gegerbtem Leder, der bedachte Einsatz von giftfreien, wasserlös- lichen Klebstoffen, antiallergisches Futterleder, aber auch einfach mehr Zeit für die gute Ausführung machen unsere handgearbeite- ten Schuhe zu einem umweltfreundlichen, langlebigen Produkt. Unützer Schuhe für Männer – liegt das nicht nahe? Diese Überlegung gibt es bei uns schon lange. Aber wenn Sie, wie ich, so lange und intensiv mit Firmen wie Church’s zusammenge- arbeitet haben, die so ziemlich die beste Schuhfirma überhaupt war, oder mit Alden, die ich 1971 nach Deutschland gebracht habe, und die für meine Begriffe einer der qualitativ besten Hersteller für Schuhe sind, dann ist Ihnen klar, dass Sie nicht versuchen dür- fen, einfach das Gleiche zu machen. Sie müssen sich etwas Neues einfallen lassen! Wir produzieren in Italien. Dort gibt es Techniken, Schuhe leichter und flexibler herzustellen, obwohl sie äußerlich ähnlich sind. Daran arbeiten wir, und wir denken, dass wir bald auf den Markt kommen. Ein guter handgemachter Schuh schaut nach zehn Jahren ja eher besser aus als neu. Ja, das können Sie über einen Schuh aus Billigherstellung nicht sagen. Ein guter, handgemachter Schuh hält seine Form. Aller- dings müssen Sie ihn pflegen, und diese Pflege macht ihn schöner. Und noch weiter gedacht, eine Unützer Mode-Kollektion? Es gibt für den Schuster einen sehr schönen Spruch, den Sie sicher ken- nen. Wir bleibe solange bei unserem Leisten, solange wir nicht die kreativen Menschen mit dem entsprechenden Know-how bei uns haben. Bei Ferragamo, zum Beispiel, hat die Erweiterung auf Mode sehr gut funktioniert, interessanterweise aber erst nachdem die Kinder in den Betrieb eingetreten sind. Diese Option gibt es auch bei uns. Wir haben fünf Kinder. Mir ist wichtig, dass das, was wir tun, von unseren Kunden nachvollzogen werden kann und wir uns als Marke treu bleiben. Herr Unützer, ein perfektes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch. Interview | Fritz Unützer 060Design-Kultur | Auerberg Produkte Auerberg Produkte Radikal subjektiv www.auerberg.eu Auerberg 1 83730 Fischbachau Foto: Thomas Koller 062 Familiensitzung am Auerberg. Wo gibt es Produkte, die jenseits industrieller Normen, jenseits von Marketinglogiken oder Moden ihre Berechtigung haben? Weil sie die gewohnten Wege verlassen und überraschen: in Form, Funktion und Material? AUERBERG ist ein Produktlabor, ein Label von Designern und Architekten für Menschen, die gute Gestaltung lieben. Kein Programmdiktat schränkt den Gestaltungswillen der Designer ein. Als Produkt-Autoren sind sie vor allem ihrem eigenen Anspruch ver-pflichtet. Das dürfte man auch bei diesen Hockern bemerken. Es sind unverkennbar echte Persönlichkeiten. Mit und ohne Ecken und Kanten. Da hockst di nieda. Tritthocker „AEKI” und „Kleiner Bruder” von Gerry Kellermann „Grau-Hocker” von Tobias Grau „Bottle Box” von Christoph Böninger „Wirtshaushocker” von Fritz Frenkler Papphocker „Sancho & Pancho” von Arwed Guderian063Kunst-Kultur | vogelARTedition vogelARTedition limited contemporary art editions www.vogelartedition.com VogelART GmbH Neherstrasse 5 81675 München T: +49 (89) 30644988 Wir lieben Kunst und wollen unsere Leidenschaft mit anderen Menschen teilen. Und unser Ziel ist es, den Zugang zu guten Editionen und Unikaten zu vereinfachen. Aus diesem Grund bietet vogelARTedition in seinem Online Art-Shop limitierte Editionen und Unikate vieler Top-Künstler aus der ganzen Welt an. Namen wie Daniel Richter, John Baldessari, Jonathan Meese, Jack Pierson, Erwin Wurm oder Thomas Ruff sind bei uns vertreten. Und manch andere spannende Künst- ler, die es noch zu entdecken gilt. VogelART berät Sie, wie Ihre Sammlung erweitert werden kann oder wie Sie eine Kunstsammlung aufbauen. Ob Sie ein Kunstwerk für Ihr Wohnzim- mer oder für Ihr Büro suchen, Kunstliebhaber können sich auf eine Auswahl wertvoller, handsignierter Drucke und Fotografien freuen. Ob in Barcelona, Düsseldorf oder München. Sebastian Vogel, ehemaliger Creative Director und Gründer und Inhaber von VogelART GmbH, München, steht hinter vogelARTedition.com. Er arbeitet mit einem Team internationaler Kuratoren, Künstler und Partner zusammen. Mit viel Erfahrung und geschulten Augen finden sie auf internationalen Messen, in Galerien oder direkt bei Künstlern wertvolle Editionen. „Bei meiner Auswahl gehe ich sehr selektiv vor. Damit helfe ich Interessierten, die ihre Leidenschaft für Kunst entdeckt haben, die passenden Stücke für ihre Sammlung zu finden. Gute Kunst ist, wenn sie emotional berührt, inspiriert und Sie nicht genug von dem Werk bekommen.” WE LOVE ART. Neuer Online Art-Shop für limitierte Kunstwerke. 065Architekturkultur | Euroboden Euroboden und das Berliner Architekturbüro Thomas Kröger Architekten planen ein neues Wohnbauprojekt in München. Als Architekturmarke unter den Immobilienentwicklern wählt Euroboden mit Kröger einen von der Fachwelt vielfach gelobten Architekten, der sich besonders durch seinen klaren und feinsinnigen Umgang mit Privathäusern, Kunstgalerien und Museumsbauten hervorgetan hat. Sein in Berlin ansässiges Büro gründete er nach Aufenthalten bei Norman Foster in London und Max Dudler in Berlin. Stefan F. Höglmaier, Gründer Euroboden und Thomas Kröger, Architekt, Foto: Julian Baumann für Euroboden 066Euroboden Architekturkultur www.euroboden.de Bavariafilmplatz 7 82031 Grünwald T: +49 (89) 20 20 86 20 info@euroboden.de Erhardtstraße, München Die architektonische Vision von Stefan F. Höglmaier, dem Gründer von Euroboden, definiert den Erhalt und die Entwicklung der einzigartigen, historischen Münchner Straßenzeile am Isarufer. Sein Anliegen ist es, gemeinsam mit dem Architekten, die benachbarten, überwiegend unter Denkmalschutz stehenden Häuser in sämtliche gestalterische Planungen einzubeziehen. Weiterhin boten auch das nahe gelegene Patentamt, das Deutsche Museum vis-à-vis und der Gärtnerplatz im Rücken reichlich Anlass, sich eingehend mit den städtebaulichen Spezifika der Isarvorstadt zu beschäftigen. 067Architekturkultur | Euroboden Entstehen wird ein sich angenehm einfügendes und für München und die zukünftigen Bewohner identitätsstiftendes Ensemble, das aus vier verbundenen Häusern besteht. Als neuer Stadtbaustein wird die straßenseitige Architektur dem Ort jene historische Ele- ganz zurückgeben, die in den Nachkriegsjahren an vielen Stellen der Stadt verloren gegangen ist. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, werden die Gestaltungselemente der benachbarten, historisierenden Fassaden mit ihren heterogenen Gliederungen maßstäblich aufgegriffen und mit äußerstem Bedacht in aktuelle Materialität und zeitgemäße Gestalt übersetzt. Die mit subtilen Säulen gegliederte Fassade wird den Auftakt zum anschließenden Gebäudeensemble bilden – sie besticht durch ihre hohe Handwerklichkeit. Eine Rotunde ist das identitätsstiftende Merkmal im Innenhof der Erhardtstraße 068Die drei im rückwärtigen Bereich liegenden Häuser sollen hingegen die Tradition der bekannten Münchner Werk- und Gartenhöfe mit etwas schlichter gestalteten Fassaden und niedrigeren Traufhöhen aufgreifen. Sie werden zukünftig über einen räumlich gefassten Weg durch einen vorgelagerten Stadthof und einen begrünten Gartenhof erschlossen. In der Erhardtstraße wird zeitgemäßer Wohnraum geschaffen – an einer der schönsten, innerstädtischen Stellen der Isar. Die insgesamt 24 Wohnungen sind in Bezug auf Größe und Raumaufteilung sehr verschieden und bedienen so unterschiedliche Lebenssituationen und Wohnbedürfnisse. Blick aus dem Erker über die Isar bis hin zum Deutschen Museum 069Next >