< Previous58 Bobka Mittelstandberatung, Tobias Bobka Lassen Sie uns dazu heute einmal abseits der üblichen leistungswirtschaft- lichen Parameter die Fühler ausstrecken, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Insbesondere einem Aspekt wird dabei häufig erst zu spät Beachtung geschenkt: dem Konfliktpotenzial hinsichtlich des gemeinsamen Wertever- ständnisses und der Familienwerte, gerade bei Generationenübergängen. Denn dieses Risiko tritt meist erst dann zutage, wenn die Situation bereits festgefahren ist und damit umso mehr emotionaler Sprengstoff in der Luft liegt. Dabei gibt es hierfür eine im Mittelstand erfolgreich erprobte Lösung: die Familiencharta oder auch Familienverfassung. Lassen Sie uns dazu kurz das Augenmerk darauf rich- ten, was diese eigentlich ausmacht. Im Kern meint die Begrifflichkeit schlicht eine Art Grundgesetz der Inhaber-/Gesellschafterfamilie. Darin können beispielsweise die unter- nehmenspolitische Grundhaltung der Familie, verbindliche Verhaltensgrundsätze und weitere Regelungen, etwa zur gemeinsamen Entscheidungsfindung, zum Nachfolgeprozess oder zu den Voraussetzungen für eine operative Tätigkeit im Unternehmen, verbindlich für alle Familienmitglieder und/oder Gesellschafter des Unternehmens festgehalten und vereinbart werden. Auch die Strategien und Strukturen für das Unternehmen und die Familie, das Rollen- verständnis und die Regelung der Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Befugnisse sollten einbezogen werden. Eine zentrale Rolle spielen auch die Konfliktlösungsmechanismen. Gerade in großen Un- ternehmerfamilien mit mehreren Gesellschaftern und unterschiedlichen Interessen gibt es naturgemäß viel Konfliktpotenzial. Eine Familienverfassung hilft, das Verhältnis zwi- schen Familie und Unternehmen zu klären. Hand aufs Herz: Für wie zukunfts- sicher sehen Sie Ihr Unternehmen heute aufgestellt? Und was tun Sie heute dafür, um den Bestand Ihres Familienunternehmens nachhaltig zu sichern und den Erfolg auch für die Zukunft sicherzustellen? Erfolgreich erprobte Lösung: die Familien- charta oder auch Familienver- fassung59 Bobka Mittelstandberatung, Tobias Bobka Was ist eigentlich genau das übergeordnete Ziel für unser Unternehmen, welche Vision verfolgen wir und welche Werte sind für uns maßgeblich? Ist bei unserem Unternehmen heute in unserem Sinne geregelt, wer Mitglied der Unternehmerfamilie ist und wer nicht? Welche familiären Rituale sind uns wichtig und in welchem Umfang wollen wir außerdem gesellschaftli- ches Engagement pflegen? Wie wollen wir langfristig unser Unternehmen strukturieren, wer darf Gesellschafter werden und wie stellen wir die notwendige Fairness bei der Nachfolge über Generationen hinweg sicher? Wie stellen wir die Bindung der Familie an das Unternehmen sicher und wie führen wir junge Familien- mitglieder an die Gesellschafterrolle heran? Wie wollen wir mit auftretenden Konflikten umge- hen und wie stellen wir eine proaktive Kommunikation hierfür sicher? Welche Regeln gelten für den Einstieg von Famili- enmitgliedern ins Unternehmen? Wollen wir dies etwa davon abhängig machen, dass ein Familienmitglied mindestens genauso qualifiziert sein muss wie ein Bewerber von außen? Soll unser Unternehmen rein durch die Familie, gemischt mit Dritten oder gar rein durch eine Fremd- organschaft geführt werden? Welche Regeln wollen wir uns für das Ausscheiden und die Gewinnverwendung geben? Trägt unser heutiger rechtlicher Rahmen (Gesellschaftervertrag, Geschäftsführungsordnung usw.) all dem für die Zukunft sicher Rechnung? Nehmen Sie sich doch bitte kurz Zeit, um 10 Einstiegsfragen für sich zu beantworten. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1060 Bobka Mittelstandberatung, Tobias Bobka Diese auf den ersten Blick banal anmutenden Fragen haben schon viele Unternehmen in der Folge an den Rand der Existenz geführt – weil verbindliche wie transparente Regelungen im Bedarfsfall gänzlich fehlten. Eine Familiencharta hilft Ihnen dabei, vorab die Beziehungen zwischen Ihrer Familie und dem Unternehmen zu klären. Und das frühzeitig in unbelasteter Atmosphäre, bevor Konflikte unter dem Radar schwelen und explosionsartig mit hohem Krisenpotenzial zu- tage treten, wenn gerade die unpassendste Gelegenheit dafür ist. Umgekehrt wird gerade diese Chance noch viel zu selten erkannt und genutzt. Dabei belegen aktuelle Studien der führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland eindrucksvoll, dass die beachtliche Mehrheit der Unternehmen, die sich eine verbindliche Familienverfassung ge- geben haben, eine Umsatzrendite von über fünf Prozent auch langfristig erzielen und sich überdurchschnittlich positiv entwickeln. Spannend zu beobachten in der Praxis ist immer wieder, dass die intensive Beschäftigung mit der Erarbeitung einer solchen Charta bzw. Verfassung sowohl das Zusammengehörigkeitsgefühl wie auch die Identifikation mit dem Unternehmen, gerade über die Generationen hinweg, stärkt und lang- fristig festigt. Und auch der Entfremdung der Familienmitglieder vom Unternehmen vorbeugt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Vor allem aber werden Erwartungen in die- sem geordneten Prozessrahmen emotional unbelasteter ausgesprochen, können dadurch konstruktiver und ohne zeitlichen Druck gemeinsam erörtert werden. Nur so setzen sich alle intensiv miteinander auseinander und historisch gewachsenes Konfliktpotenzial tritt frühzeitig und kontrolliert zutage. Daraus können gezielt Lösungen erarbeitet und wirksame Mechanismen zur Konfliktlösung für die Zukunft gemeinsam definiert werden. So kann die ge- meinsame Charta Stück für Stück modelliert werden. Die Erfahrung zeigt eindrucksvoll, dass der Zusammenhalt dabei eine spürbare Stärkung erfährt. Auch wird die Verände- rungsbereitschaft durch den gesteuerten, gemeinsamen Trainingsprozess positiv beein- flusst. Immer häufiger wird in der Folge ein Familienrat zur stetigen Weiterentwicklung der Familienverfassung implementiert – als Führungsgremium auf Familienebene. Die Aufgaben erstrecken sich von der Kommunikation und Organisation bis zur Beistellung von Beirats- oder Aufsichtsratsmitgliedern, um divergieren- den Interessen und Konflikten proaktiv vorzubeugen. Bei größeren, familien- geführten Unternehmen werden sogenannte Family-Offices geschaffen, kurzum eine Organisationseinheit, die das Vermögen und die Organisationsbelange der Familie ordnet, verwaltet und strategisch ausrichtet.61 Bobka Mittelstandberatung, Tobias Bobka Es empfiehlt sich, die Ausgestaltung Ihrer Familiencharta immer individuell vorzunehmen; niemals sollte ein Standardkonzept aus Kosten- oder Schnel- ligkeitsgründen übergestülpt werden. Es geht hier schließlich nicht um die bloße Erledigung eines weiteren Punktes auf der To-do-Liste, sondern um die Ausgestaltung der Zukunft Ihres Familienbetriebes. Und diese hängt nun mal in hohem Maße sowohl von Ihrer Unternehmens- und Inhaberstruktur als auch den gemeinsamen Zielvorstel- lungen ab. Der fachlichen Unterstützung durch Generationenberater, Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer vorangestellt, sollten Sie insbeson- dere einen unabhängigen Moderator von Beginn an implementieren. Dieser kann für Sie den gesamten Prozess koordinieren und im Bedarfsfall als Mediator vermit- teln. Wichtig bei der Auswahl der für Sie richtigen Moderatorenpersönlichkeit ist neben einer fundierten betriebswirtschaftlichen Expertise vor allem die profunde Erfahrung auf Geschäftsführungsebene im Mittelstand sowie ein ausgeprägtes Kommunikations- und Vermittlungsgeschick. Denn die Person muss schließlich alle Beteiligten, deren An- spruchsgrundlagen und auch Arbeitsweisen aus der eigenen Praxiserfahrung kennen. Nur so werden Sie Ihr Ziel der Niederschrift der verbindlichen Familien- charta auch maximal effizient erreichen und in der Folge, unter Einbindung der eingangs aufgeführten Berater, den rechtssicheren Rahmen dafür finden. Bei anderen Leuchtturmprojekten dieser Art würden Sie ebenso auf ein strukturiertes, zielorientiertes wie professionelles Projektmanagement achten. Und dieses Vorhaben stellt nicht weniger als die stützenden Säulen bzw. das Fundament Ihres unternehmeri- schen Erfolges in der Zukunft dar. Entsprechend sollte hier die professionelle Herange- hensweise von Beginn an selbstverständlich sein. Sie werden in der Folge erstaunt sein, wie nachhaltig eine Familiencharta auf das Unternehmen positiven Einfluss nimmt: Ein klar abgesteckter Rahmen gibt Ihren Mitarbeitern Sicherheit und Orientierung für die Zukunft, vermeidet zudem ansonsten häufig irgendwann im Familien- und/oder Gesellschafterkreis auftretende Konflikte mit echtem Krisenpotenzial. Am Ende würden Sie diese Konflikte monetär, emotional und kräftemäßig immer am teuersten zu stehen kommen. Warum also ein derart hohes Risiko eingehen, wenn doch die Lösung heute bereits auf der Hand liegt. Deswegen mein Rat: Kümmern Sie sich frühzeitig um Ihre Familienverfassung. Am besten heute.62 Volante Foto: Michel Zumbrunn, www.fotozumbrunn.ch63 84 Generationen mit 3850 PS64 Volante Fotos: Michel Zumbrunn, www.fotozumbrunn.ch Generation 1937 / 140 PS, Hispano Suiza Generation 1950 / 115 PS, Dehlaye Generation 1935 / 88 PS, Alvis65 Generation 1938 / 140 PS, Bugatti Generation 1928 / 65 PS, Voisin Generation 1939 / 115 PS, Rolls Royce Volante66 Volante Fotos: Michel Zumbrunn, www.fotozumbrunn.ch Der Ursprung der VOLANTE-Sammlung liegt weit zurück im Jahr 1981. Was als Spaß am Ungewöhnlichen begann, wurde zu einer großen Leidenschaft. Repariert und restauriert wurde von Beginn an selbst. Immer gab es im Kosmos der automobilen Historie Neues und Begeisterndes zu entdecken. 67 Automobile Tradition trifft auf moderne Gastronomie. Das hauseigene Catering des Restaurants MANGUSTA sorgt für die kulinarischen Höhepunkte. VolanteNext >