< PreviousBildungs-Kultur | Rolf Lauer, Handwerkskammer Unterfranken 10 GUT Was ist für Sie eine wirklich gute Ausbildung? Nun, die betriebliche Ausbildung in Deutschland, dass ist das duale System. Das heißt, das Zusammenspiel zwischen Betrieb und Schule, das sich als das beste System herausgestellt hat. Das inzwischen aus Deutschland weltweit exportiert wird. Eine gute Ausbildung heißt: Ich brauche einen Betrieb, der hinter der Ausbildung steht, ich brauche eine hochqualifizierte Schule, und ich brauche natürlich auch Lehrlinge, die bereit sind, sich zu engagieren, die Eignung, Talent, Neigung mitbringen, einen Beruf zu erlernen. WiedefinierenSiefürsichpersönlichgut? Es ist ein sehr subjektiver Begriff. Für mich ist gut, ich stelle sehr hohe Ansprüche an mich selbst, wenn ich meinen Ansprüchen selbst gerecht werden kann. Worauf legen Sie persönlich Wert? Was bedeutet für Sie wertvoll? Mir ist Nachhaltigkeit und Persönlichkeit sehr viel wert. Mir ist Wert Transparenz in meinem Handeln, meinem Tun. Mir ist wert Vertrauen. Das heißt Qualitätsbegriffe, die große Ansprüche stellen, die es aber wert sind, sie wertzuschätzen. Wertvoll sind alle Dinge, die ich mit diesen Wertbegriffen verbinde und die diese Wertbegriffe erfüllen. Was bedeutet Qualität für Sie? Wie und wo erleben Sie Qualität? Qualität begegnet mir sehr häufig. Mir begegnet aber natürlich auch das Gegenteil – die Qualitätsfreiheit zumindest ab und zu mal. Qualität heißt, dass Ansprüche gestellt und die Ansprüche erfüllt werden müssen. Qualität heißt aber auch, nicht nur eigene Ansprüche, sondern auch die Ansprüche anderer zu erfüllen. Qualität spielt im Wirtschaftsleben eine sehr große Rolle, ich würde sogar sagen, eine bestimmende Rolle für den Betriebserfolg. LUST Lust im Sinne von etwas haben wollen, etwas erreichen. Wie ist das bei Ihnen? Lust, ein Begriff, den man sehr weit fassen kann. Wenn ich Lust auf etwas habe, dann begehre ich etwas, dann will ich etwas erreichen. Insofern ist Lust eigentlich der Antrieb in vielen Bereichen, der Motor, um Erfolg zu haben. Wie immer man auch diesen Erfolg definiert. Worauf haben Sie grundsätzlich immer Lust? Lust auf Qualität, Lust auf Erfolg, Lust darauf, dass zu erreichen, was ich erreichen möchte. Worauf haben Sie nur in bestimmten Situationen oder an bestimmten Tagen Lust? Lust beschreibe ich als den Antriebsmotor, den man in sich hat. Man hat ihn vielleicht an manchen Tagen etwas weniger, an manchen etwas mehr. Aber als Motor permanent präsent. Wann gönnen Sie sich etwas? Und was gönnen Sie sich? Regelmäßig oder nur zu bestimmten Anlässen? Ich gönne mir immer etwas, wenn sich dazu die Gelegenheit ergibt. Manchmal gönne ich mir, trotz allen beruflichen Herausforderungen, etwas Freizeit. In meiner Freizeit treibe ich Sport, ich fahre gerne Fahrrad und ich kümmere mich sehr gerne um meine Familie. Foto: Buhl-LöwingerHandwerkskammer für Unterfranken www.hwk-ufr.de Rennweger Ring 3 97070 Würzburg T: +49 (178) 30 90 80 11 EMPFEHLUNG Was sind für Sie entscheidende Faktoren, eine Ausbildung zu empfehlen? Nun, wenn ich das auf ein Thema beziehe, mit dem ich täglich zu tun habe, Ausbildung im Handwerk, dann kann ich sagen, eine Ausbildung muss Perspektiven bieten, Zukunft bieten, sie muss aber auch Erfüllung bieten. Also hier sind wir wieder in den Bereichen Neigung, Eignung, Lust auf einen Beruf. Was wurde Ihnen in letzter Zeit empfohlen? Von wem? Erst kürzlich von meiner Frau, ich solle etwas kürzer treten. Was haben Sie in letzter Zeit empfohlen? Und warum? Das muss natürlich sehr diff erenziert betrachtet werden. Ich empfehle als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer natürlich meinen Mitarbeitern auch sehr Vieles. Hier stehen dann Erfolg und Zufriedenheit der Mitarbeiter im Vordergrund. Es gilt auch für private Dinge. Wenn ich etwas empfehle, dann, weil mir etwas aufgefallen ist, von dem ich der Meinung bin, man sollte Dinge in eine bestimmte Richtung ausrichten. Was ist Ihre wertvollste Empfehlung, die Sie gegeben haben? Ich war, bevor ich Chef der Handwerkskammer wurde, Unternehmens- berater und habe da sehr viele Empfehlungen gegeben, die sich im Nachhinein auch als sehr wertvoll herausgestellt haben. Vor kurzem hatte ich wieder eine Begegnung mit einer Existenzgründerin, die ich vor 28 Jahren beraten habe. Die Dame hat sich im Nachhinein noch sehr dankbar gezeigt. Sie beschäftigt im Augenblick 240 Mitarbeiter. Und was ist Ihre wertvollste Empfehlung, die Sie bekommen haben? Ich habe sehr viele wertvolle Empfehlungen bekommen, möchte eigent- lich keine einzelne herausheben. Denn ich arbeite gerne im Team und Teamarbeit heißt, mit Empfehlungen zu arbeiten, auf andere zu hören. Ich glaube, mein persönlicher Erfolg fußt darauf, dass ich auf Empfehlun- gen gehört habe. UNTERFRANKEN und Würzburg Worauf macht Unterfranken Lust? Unterfranken ist eine wertvolle Region. Sie bietet kulturell, wirtschaft- lich, als Genussregion das Beste, was man sich vorstellen kann. Als gebürtiger Unterfranke gibt es für mich eigentlich nur Unterfranken als lebenswerte Region. Es gibt viele Klischees über und in Unterfranken! Was hat davon Bestand, was nicht? Unterfranken wird oftmals reduziert auf die Weingegend – Unterfranken ist viel vielfältiger, breiter aufgestellt. Der Unterfranke wird oftmals als stur und unzugänglich pauschaliert – alles Dinge, die, wenn man die Gegend, die Personen, die Einwohner kennt, sehr schnell als nicht stich- haltig erkennen wird. Wo gibt es das Gute in Unterfranken? Was empfehlen Sie einem guten Freund, was einem Geschäftspartner? Jetzt bin ich wieder bei den Bewohnern von Unterfranken. Ich bin der fel- senfesten Auff assung, ich weiß es , dass der Unterfranke auf den ersten Blick unzugänglich wirkt, aber sehr gastfreundlich, sehr zuvorkommend und sehr hilfsbereit ist. Dem Geschäftspartner empfehle ich, sich in Unterfranken niederzulassen und in Unterfranken zu arbeiten, und dem guten Freund, sich wenn mög- lich einzubringen in Unterfranken, zu genießen – denn als Genussregion ist Unterfranken unschlagbar. Was ist für Sie an Unterfranken einzigartig? Die Vielfalt, die Off enheit und vor allem die zentrale Lage in Deutsch- land. Was überrascht Sie an bzw. in Unterfranken? Als gebürtiger Unterfranke überrascht mich fast nichts mehr hier. Mich überrascht trotzdem immer wieder, wie vielfältig Unterfranken ist, wie Unterfranken sich behauptet, wie Unterfranken vor allen Dingen auf Menschen wirkt, die das erste Mal in Unterfranken sind und Unterfran- ken kennenlernen. Sehr geehrter Herr Lauer, vielen herzlichen Dank für das Gespräch. „ Ausbildung im Handwerk muss Perspektiven bieten, Zukunft bieten, sie muss aber auch Erfüllung bieten“ Rolf Lauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken12 Mitten im Taubertal an einem sonnenverwöhnten Weinberg gelegen lädt das „Rebgut – Die Weinherberge“ in Lauda zum Verweilen und Genießen ein. Das Team um Christian Hedderich und Christian Rudert verwöhnt seine Gäste bestens mit leckeren Gerichten, fränkischen Tapas und dazu passenden Weinen. Frische, Regionalität und Qualität sind für das Rebgut keine Frage, sondern stets Voraussetzung. Dabei schaut man dort gern über den Tellerrand hinaus und experimentiert mit dem Exotischen. Ob leger zum Aperitif mit Freunden an der Bar oder zum gediegenen Menü, ob drinnen oder draußen auf der Terrasse oder der Liegewiese – hier findet jeder seinen Lieblings- platz. Und nach einem weinseligen Abend übernachtet man am besten gleich in einem der modernen Apartments oder Doppelzimmer. Attraktive Räume, das fein abgestimmte gastronomische Angebot, die gastfreundliche Atmosphäre und eine gute technische Aus- stattung machen das Rebgut zum idealen Partner für Festlichkeiten und Veranstaltungen jeder Art. Feines von Freunden Foto: Karl-Josef Hildenbrand Foto: Karl-Josef HildenbrandFoto: Volker Schäffner Foto: Volker Schäffner Foto: Volker Schäffner13 Genuss-Kultur | REBgut REBgut Die Weinherberge www.rebgut.de www.facebook.com/Rebgutlauda Rebgutstraße 80 97922 Lauda-Königshofen T: +49 (9343) 61 47 00 Fotos: Volker Schäffner14 Die Welt von oben … Fotos und Videos aus dem speziellen Blickwinkel einer Drohne – beeindruckende Aussichten, spannende Ansichten und überraschende Einsichten. Bilder, die in Erinnerung bleiben. Ob als Imagefi lm oder Immobilienporträt, ob für Werbezwecke auf Tourismusmessen, zur Dokumentation von Großereignissen oder auch für‘s private Fotoalbum. Kitzingen am Main: HDR-Aufnahme während der „Blauen Stunde“. Bei der HDR-Technologie werden mehrere Aufnahmen mit unterschied- lichen Belichtungszeiten erstellt, um alle Helligkeitsunterschiede auch bei schwierigen Lichtverhältnissen detailreich abbilden zu können. Die GPS-Unterstützung des Multikopters sorgt dabei für eine optimale Positionsstabilität während der Mehrfach- und Langzeitbelichtung und damit für gestochen scharfe Bilder.15 Foto-Kultur | pixelfl ight Pixelflight www.pixelfl ight.de 97320 Buchbrunn info@pixelfl ight.de T: +49 (9321) 925 13 94Wohn-Kultur | Spitzhüttl Home Company Lust auf Land... 160Spitzhüttl Home Company www.spitzhuettl.de | Unteraltertheimer Straße 2 | 97277 Neubrunn | T: +49 (9307) 90 600 17017Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse, Institut für Philosophie, Residenz - Südfl ügel | Foto: DFG/Ausserhofer 18 GUT Was ist für Sie etwas wirklich Gutes? Da muss ich erst einmal nachdenken. Ich hatte eher Fragen zu meiner Arbeit erwartet. Bei „gut“ kann man an etwas moralisch Gutes denken, eine gute Tat, einen guten Charakter, aber ich denke jetzt einmal an das qualitativ Gute. Das Gute, das Qualitätsvolle in meinem Beruf, ist schwer zu erkennen. Nur Experten erkennen, dass etwas gut ist. Wenn man die eigenen Leistungen betrachtet und sagt, dass sei ein guter Aufsatz, ein gutes Buch geworden, hat man zwar selbst ein Gefühl dafür, was quali- tätsvoll ist und neue Erkenntnisse bringt. Dass es so geschrieben ist, dass Inhalte transportiert werden, dass es nicht nur Show, nicht nur Fassade ist, sondern dass neue Erkenntnisse in dieser wissenschaftlichen Arbeit stecken. Aber ob das auch stimmt, stellt sich häufi g erst Jahre später heraus, im eigenen Rückblick und in der Beurteilung der Fachkollegen. Meistens ist es so, dass die Arbeiten, für die man sich mehr Zeit gelassen hat, auch besser geworden sind. Wenn man den Text häufi g gelesen hat, bis jedes Wort sitzt. Aber es kann auch sein, dass etwas nur ein oder zwei Tage braucht. Wenn die Idee wirklich gut war, ist die Ausarbeitung danach gar nicht mehr so entscheidend. Wie defi nieren Sie für sich persönlich gut? Von meiner Arbeit als Wissenschaftler her gesehen ist es das, was Forschung und Erkenntnis weiter bringt. Das ist ein hohes Ziel. Ja, die Erkenntnis tatsächlich weiterzubringen, das erreichen wir in vielen Forschungsarbeiten gar nicht. Häufi g vermitteln wir oder arbeiten das aus, was wir selbst oder andere bereits herausgefunden haben. Mit guter Forschung tatsächlich etwas Neues herauszufi nden, ist einerseits ganz simpel, weil es plötzlich und nebenbei geschehen kann, andererseits ganz schwer zu erreichen. Wenn wir als Wissenschaftler etwas Neues erkennen, dann wissen wir ein bisschen mehr über die Natur des Men- schen, der Welt, wie die Natur funktioniert, über die Vergangenheit, wo wir herkommen. Im Idealfall ist dieses Neue noch etwas, das uns betriff t, das uns interessiert und das in irgendeiner Weise mit uns zu tun hat. Was ist für Sie das GUTe am kürzlich an Sie verliehenen Leibniz-Preis? Das Beste am Leibniz-Preis, das Schönste, was ich immer noch gar nicht richtig glauben kann, ist die Anerkennung, die darin ausgesprochen wird. Durch die Wissenschaftler, die Kollegen in Deutschland, durch die inter- nationalen Gutachter. Und ja, früher habe ich gedacht – ich kenne einige Leibniz-Preisträger –, meine Güte, diese Arbeiten sind wirklich gut, es ist nachvollziehbar, dass sie diesen Preis bekommen haben. Manchmal muss ich mich in den Arm zwicken, dass es auch stimmt. Das hohe Preisgeld, das besonders für einen Geisteswissenschaftler sehr viel Geld ist, erhalte ich nicht als Privatperson, es ist reines Forschungs- geld, das ist anders als beim Nobelpreis. Das Forschungsgeld ist für einige Mitarbeiter ganz phantastisch, weil es ihnen längerfristige Perspektiven bietet. Aber auch für mich selbst. In den nächsten sieben Jahren muss ich die Leibnizpreis-Projekte keinem Gutachter vorlegen. Sondern ich habe das große Vertrauen der Deutschen Forschungsge- meinschaft, dass ich das Geld richtig einsetzen werde. Das ist wirklich eine große Freiheit und eine große Besonderheit des Leibniz-Preises. Worauf legen Sie persönlich Wert? Was bedeutet für Sie wertvoll? Wert und wertvoll? Als Wissenschaftler und Universitätsprofessor? Besonders wertvoll bei der Arbeit ist, dass man ein funktionierendes menschliches Gefüge um sich herum hat. Es kann einem noch so viel Bildungs-Kultur | Universität Würzburg 19 Freude machen, Forschung und Lehre zu betreiben – es ist entscheidend, mit den Menschen zurechtzukommen, mit denen man tagtäglich zu tun hat. Das ist besonders schön hier im Institut für Philosophie. In der Residenz und am Josef-Stangl-Platz habe ich einfach unglaublich nette Kollegen und Mitarbeiter. Das ist etwas sehr Wertvolles, was es in vielen Arbeitskontexten und vielen Instituten so nicht gibt. Es gibt natürlich viele andere Dinge im Leben, die vielleicht wertvoller sind, die mehr privater Natur sind. Im Berufsleben zum Beispiel langjäh- rige Freundschaften mit Wissenschaftlerkollegen außerhalb. Die man immer mal wieder trifft, alle paar Jahre auf Konferenzen. Wenn man dann auf einer kleinen Konferenz mit Experten sitzt, mit Kollegen, die man sehr schätzt wegen ihrer Kompetenz, ihres Wissens, dann gehört das zum Schönsten am Wissenschaftsbetrieb. Sehr dankbar bin ich den akademischen Lehrern, die ich gehabt habe, und meinen Lehrern in der Schule. Ja, wenn ich über das Wertvolle in meinem Beruf nachdenke, dann fallen mir zuerst die persönlichen Beziehungen ein, die das Leben als Wissenschaftler prägen. Was bedeutet Qualität für Sie? Wie und wo erleben Sie diese Qualität? Das ist recht nah dran an der Frage nach dem Guten. Vorhin habe ich über die Qualität von Forschungsarbeiten gesprochen. Aber es haben natürlich auch die Menschen selbst, die Wissenschaftler Qualitäten. Die Menschen, mit denen ich eng zusammenarbeite, hier in Würzburg und München, zum arabischen Einfluss in Europa, haben alle unterschiedli- che Qualitäten. Auch wenn ich Leiter einer Arbeitsstelle bin, ist es nicht so, dass ich alles besser könnte als meine Mitarbeiter. Es ist eher so, dass ich Qualität erlebe. Der eine Mitarbeiter kann unheimlich gut lateinische Handschriften entziffern, die andere Mitarbeiterin ist eine ausgezeichne- te Kennerin arabischer Grammatik – jeweils besser als ich. Andere spre- chen sehr gut modernes Arabisch oder sind hervorragende Programmie- rer. All diese unterschiedlichen Qualitäten kommen hier zusammen, um überhaupt qualitätsvolle Forschung zu ermöglichen. Ich glaube, dass es bei Geisteswissenschaftlern so ist, anders vielleicht als bei den Naturwis- senschaftlern, dass die Qualität im Alter zunimmt. Ich selbst bin im mitt- leren Wissenschaftsalter. Viel hängt bei meiner Arbeit von sprachlichen Kompetenzen und historischem Wissen ab, und daher würde ich nicht sagen, dass ich als 28-jähriger Forschung schon auf demselben Niveau gemacht habe wie heute. Andererseits: Ob ich heute noch so gute Ideen habe wie als 28-jähriger, weiß ich nicht, das ist schwer zu sagen. LUST Lust im Sinne von etwas haben wollen, etwas erreichen. Wie ist das bei Ihnen? Es gibt die Lust etwas abzuschließen, etwas rund zu machen. Die Haupt- lust, die exemplarische Lust des Wissenschaftlers ist das Erkennen. Der Moment der Erkenntnis ist ein wirklich sehr schönes Gefühl, der im geis- teswissenschaftlichen Bereich gar nicht so einfach zu beschreiben ist. Ich habe ein konkretes Beispiel, das eine Art Glücksgefühl bei mir ausgelöst hat. Das war 2007. Es ging darum, anonyme Übersetzer zu identifizieren, die im Mittelalter aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt haben. Ich habe eigentlich recht plötzlich herausgefunden, dass sich diese alte Forschungsfrage der anonymen Übersetzungen lösen lässt, in dem ich auf eine bestimmte Art und Weise philologisch kleine Wörter untersucht habe. Kleine Wörter, die die Übersetzer verwenden, die sie möglicher- weise gar nicht bewusst einsetzen. Als ich auf die ersten Wörter stieß, die häufig und doch typisch sind für einzelne Personen, besonders in ihrer Kombination, wusste ich, wonach ich suchen musste. Nach einer Weile, nach nur zwei, drei Tagen, hatte ich eine Art von Tableau, mit dem ich erkennen konnte, welcher Übersetzer am Werk war. Ich erlebte eine Art philologischer Goldgräberstimmung. An dieser Intuition von 2007 arbeite ich immer noch weiter. Dieses Heureka-Lustgefühl gibt es tatsächlich im wissenschaftlichen Bereich, und es ist wunderbar. Worauf haben Sie grundsätzlich immer Lust? Wenn es mir gut geht und ich gesund bin, dann habe ich immer Lust auf meine Familie, auf Freunde, auf Bücher lesen, gute Bücher lesen und auf die Musik, insbesondere das Streichquartett, in dem ich spiele. Worauf nur in bestimmten Situationen oder an bestimmten Tagen? Eigentlich liebe ich meinen Beruf und bin dankbar, dass ich damit mein Brot verdienen kann. Manchmal aber habe ich keine Lust, denn wie in jedem Beruf gibt es unangenehme Seiten: Routinearbeiten, Sitzungen zu ungeliebten Themen und endlose Korrekturen – dann würde ich lieber zu Hause bleiben, als ins Büro zu gehen. Aber auch die Dinge des Alltags können je nach Kontext und Stimmung lustvoll sein oder auch überhaupt nicht: Es kann großartig sein, im Garten zu arbeiten, zu kochen oder sogar einzukaufen – oder es kann nerven. Wann gönnen Sie sich etwas? Und was gönnen Sie sich? Regelmäßig oder nur zu bestimmten Anlässen? Ich gönne mir Kammermusik, mit dem Cello, nur alle paar Wochen, mehr Zeit finden wir nicht – aber das ist einer der wichtigsten Termine. Oder Konzerte zu hören. Dann Auszeiten zu nehmen, jedes Jahr auf einer Nordseeinsel. Oder, seltener, im englischsprachigen Ausland, wo ich mich wegen der Sprache sehr wohl fühle. Wenn ich mit meiner Familie auf der Insel bin, gibt’s kein Internet und keine E-Mails. Da bin ich nur über eine alte Festnetznummer erreichbar und wirklich weg. Dieser Abstand ist ein großer Wert. Und in gewisser Weise ist auch das Enga- gement für Lions etwas, was ich mir gönne, eine Chance, an sozialen Projekten ein wenig mitzuarbeiten. EMPFEHLUNG Was sind für Sie wesentliche Faktoren, ein Philosophiestudium zu empfehlen? Im Prinzip sollte man nur das studieren, wozu man richtig Lust hat. Insbesondere die Philosophie, denn das Philosophiestudium führt zu keinem Broterwerbsberuf. Ich würde es jedem empfehlen, dem das genaue Lesen von Texten, das Argumentieren und das Nachdenken über den Menschen und die Welt Freude macht und jedem, der in Medienbe- rufen mit Texten umgehen möchte – gesprochenen oder geschriebenen. Unabhängig ob es dann in Richtung Politik, Wirtschaft oder Literatur geht. Wer mit Texten zu tun hat, der lernt in der Philosophie, sich präzise auszudrücken, Sachverhalte exakt auf den Punkt zu bringen und auch in kurzer Zeit schwierige Themen zu erarbeiten. Jemand, der ein Talent für Texte und für das Reflektieren hat, muss Philosophie ja nicht als Haupt- fach studieren, es kann auch Nebenfach sein. Was wurde Ihnen in letzter Zeit empfohlen? Von wem? Mir wurde zum Beispiel von einem Wissenschaftler, der eines meiner Projekte vor Ort begutachtete, empfohlen, Fritz Mühlenwegs „Großer Tiger und Christian“ meinen Kindern vorzulesen, einen Mongoleiroman, schon etwas älter. Das war eine wunderbare Empfehlung – und ein Next >