< PreviousWohn-Kultur | Spitzhüttl Home Company 40 Spitzhüttl Home Company www.spitzhuettl.de Unteraltertheimer Straße 2 97277 Neubrunn T: +49 (9307) 90 60041 Einrichtungen, die nicht nur einer Richtung folgen...Theater-Kultur | Mainfranken Theater 42 Foto: Falk von Traubenberg „Das, was mir als Klischee über das Würzburger Publikum gesagt wurde, die seien da alle sehr bieder, brav und betulich, das ist überhaupt nicht der Fall.“ Hermann Schneider, Intendant43 LUST Lust im Sinne von etwas haben wollen, etwas erreichen, etwas konsumieren. Wie ist das bei Ihnen? Ich möchte immer etwas erreichen, mit dem ich mir auf der anderen Seite neue Möglichkeiten schaff e. Etwas machen können oder etwas mir ermöglichen, was mir wiederum gleichzeitig einen Ausblick bietet. Ein Beispiel, ich steige auf einen Berg, um eine Aussicht zu haben, und nicht einfach nur, um auf dem Berg gewesen zu sein. Worauf haben Sie grundsätzlich immer Lust? Aufs Lesen. Worauf nur in bestimmten Situationen oder an bestimmten Tagen? Auf Sport. Wann gönnen Sie sich etwas? Und was gönnen Sie sich? Regelmäßig oder nur zu bestimmten Anlässen? Ich gönne mir einmal im Monat einen freien Tag; zum Wandern in der Natur oder zum ungehemmten Leben; also dass ich einmal im Monat komplett weiß, da ist ein Tag ohne irgendwelche berufl ichen oder privaten Verpfl ichtungen. GUT Was ist für Sie etwas wirklich Gutes? Etwas, was schön ist, im Sinne des Ästhetischen und etwas, was wahr- haftig ist, was gleichzeitig schön und authentisch ist. Das kann ein schö- ner Mensch sein, der aber nicht gestylt ist; das kann ein ehrlicher Wein, eine schöne Landschaft oder ein Kunstgenuss sein. Wie defi nieren Sie für sich gut? Gut ist nicht unbedingt die Eigenschaft von einem Menschen oder von einem Gegenstand, sondern eher etwas, dass mit meinem eigenen Bewusstsein zu tun hat. Worauf legen Sie Wert? Was bedeutet für Sie wertvoll? Wert ist für mich keine Frage des Preises oder des Geldes, sondern Wert ist für mich etwas, was aus sich selbst heraus Bestand über den Tag hin- aus hat. Was eine Gültigkeit, eine Authentizität und eine Qualität hat. Wertvoll, um nochmal auf den Begriff des Preises zu kommen, wertvoll ist etwas, was mich bereichert und zwar nicht im Sinne des Ökono- mischen, sondern im Sinne der Erfahrung. Das kann eine ästhetische Erfahrung, eine menschliche Erfahrung, ein Genuss sein, an den ich mich noch lange erinnere, oder eine Begegnung mit einem Menschen, von der ich lange zehre. Also ich glaube, dass das Nachhaltige, das Andauernde oder das zeitlos Gültige, was nicht nur in dem Augenblick schön oder gut ist oder was Spektakuläres hat, sondern das, wovon ich weiß, dass diese Erfahrung, die vielleicht nur eine Minute dauert, daran werde ich mich noch Stunden, Tage, Wochen oder im besten Fall, Jahre zurückerinnern. Dass kann ich immer wieder aus der Erinnerung hervorholen und immer wieder davon zehren. Was bedeutet Qualität für Sie? Wann und wo erleben Sie Qualität? Qualität ist für mich zunächst mal eine Eigenschaft. Die Eigenschaft eines Gegenstandes, von Dingen oder Erfahrungen oder Situationen. Qualität ist auch eine Sache des Bewusstseins, also wiederum der Wertschätzung. Es gibt Dinge, die möglicherweise Qualität haben. Für mich ist entscheidend, dass sie eine Qualität für mich haben. Qualität steht nicht für sich alleine, sondern Qualität hat für mich immer mit einer Zweckhaftigkeit zu tun. Qualität erlebe ich ganz unterschiedlich. Dass kann in einem sehr guten Restaurant oder in einem guten Bekleidungsgeschäft sein, wo ich sehe, da ist noch gutes Handwerk. Qualität in einem guten Restaurant, wo ich etwas esse und mich noch tagelang im Nachgang erfreue. Vor allem in meinem Metier ist es die Kunst, die Auff ührung im Konzert, in der Oper, im Schauspiel, im Ballett – dort erlebe ich Qualität im Künstlerischen, un- abhängig von Sinneseindrücken und Sinnesfreuden. Qualität ist auch die menschliche Konstante im Sinne einer Off enheit und Verlässlichkeit von Menschen miteinander in der Arbeit, sei es hier im Ensemble oder mit Partnern, die ich in der Politik habe. Da erlebe ich häufi g keine Qualität, um es deutlich zu sagen, umso mehr weiß ich es zu schätzen. Foto: Falk von TraubenbergTheater-Kultur | Mainfranken Theater Foto: Falk von Traubenberg Foto: Lioba Schöneck 44 EMPFEHLUNG Was sind für Sie entscheidende Faktoren, etwas zu empfehlen? Wenn ich selber im Sinne von Qualität, Nachhaltigkeit oder Gültigkeit eine Erfahrung gemacht habe, die mich bereichert hat, und ich weiß, der Mensch, dem ich etwas empfehle, weiß genau, auch das zu schätzen, dass ich ihn damit auch bereichere oder ihm damit etwas gebe. Kriterium ist nicht nur die Qualität der Erfahrung selbst, sondern dass ich weiß, das ist ein Mensch, der das schätzt. Wann haben Sie zuletzt etwas empfohlen bekommen? Und was? Von meiner Frau bekomme ich eigentlich immer Empfehlungen, meis- tens zur Lektüre. Das bereichert mich immer. Das ist gestern Abend auch wieder passiert. Was haben Sie in letzter Zeit empfohlen? Und warum? Ich habe zuletzt einem Schauspieler, mit dem ich hier gearbeitet habe, einen Film empfohlen und habe ihm diesen Film, den ich auf DVD habe, gegeben, weil es mit der Inszenierung, die wir zusammen bearbeitet haben, zu tun hatte. Was ist Ihre wertvollste Empfehlung, die Sie gegeben haben? Sei immer Du selbst. Und was ist Ihre wertvollste Empfehlung, die Sie bekommen haben? Sei immer Du selbst.45 WÜRZBURG Es gibt viele Klischees über und in Würzburg. Was hat Ihrer Meinung nach Bestand, was nicht? Ich glaube, was Bestand hat, ist das Fränkische, was ja nicht nur eine landsmannschaftliche Zuordnung, sondern eine Mentalitätszuordnung ist. Im Sinne des Altfränkischen, etwas Biederen und Behäbigen, das hat wohl Bestand. Wenn ich an meine Erfahrungen denke, wie schnell oder langsam hier Entscheidungsprozesse in der Politik oder in vielen Dingen, ich sag dass mal hier, bezogen auf die Theatersanierung, umgesetzt werden oder nicht. Das ist ein Klischee, das haben mir ganz viele gesagt: „Oh in Würzburg, da gehen die Uhren anders, da wirst‘e Dich noch umschauen, das dauert lange, bis die das mal gebacken bekommen.“ Die Erfahrung hab ich gemacht – das hat Bestand. Das Gleiche hat man mir über die Menschen, das Publikum gesagt, „die Leute, die sind eben auch konservativ, sie haben auch ein bisschen Scheuklappen und sind nicht offen fürs Neue.“ Das stimmt nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, hier mit unserem Publikum, da gab‘s auch Kontroversen, aber sie sind trotzdem gekommen und sie haben sich dem gestellt. Und ich habe ein Publikum erlebt, trotz aller ästhetischen Hemmschwellen oder Erwar- tungshaltungen, sie sind dann gekommen und waren da. Aber was man mir als Klischee über die Verantwortlichen oder über den Stadtrat oder über die Politik gesagt hat, das hat sich leider bestätigt. Was oder wo gibt es richtig Gutes in Würzburg? Was würden Sie einem guten Freund empfehlen, was einem Geschäftspartner? Ich empfehle hier wirklich ins Theater zu gehen, das sage ich in aller Selbstbewusstheit. Was wir hier machen, im Vergleich zu anderen Häu- sern dieser Größe, kann sich sehen lassen. Ich würde empfehlen in den Kulturspeicher und ins Martin-von-Wagner- Museum zu gehen, was ich sehr schätze – insbesondere die Antiken- sammlung. Intendantenkollegen, mit denen wir Koproduktionen ma- chen, denen empfehle ich, ins Theater zu gehen. Ansonsten empfehle ich denen, dass wir unsere Besprechungen im Bürgerspital fortsetzen. Was ist für Sie an Würzburg einzigartig? Die landschaftliche Lage mit dem Dreiklang: Stadt, Fluss und Festung. Worin ist Würzburg Ihrer Meinung nach richtig gut? Ich denke, dass die Universität einen hervorragenden Ruf hat, der über Stadtgrenzen und über das Normale hinausgeht. Das ist wirklich etwas ganz Außergewöhnliches, was ich vom akademischen Leben höre. Ich glaube auch, dass Würzburg ein Renommee, eine gute Lebensqualität hat, was bestimmte Kneipen und Lokale angeht. Ich freue mich, wie viel sich in Würzburg verändert hat, in den 12 Jahren, wo ich jetzt hier bin. Wie sich die Stadt geöffnet hat zum Fluss, wenn ich an sowas wie die Alte Mainmühle denke. Oder was da alles entstanden ist in den letzten Jahren. Auch die Bebauung, so umstritten sie ist, mit Petrini-Haus, dem S. Oliver-Gebäude oder der Fußgängerzone in der Eichhornstraße. Da hat sich einiges getan in letzter Zeit – darin ist Würzburg richtig gut. Ich glaube, ein Letztes, worin Würzburg richtig gut ist, ist, dass die Stadt eine sehr engagierte Diözese hat, die sehr viel für die Kunst macht. Was überrascht Sie an bzw. in Würzburg? Nichts – na ja, nichts mehr, um‘s mal so zu sagen. Worauf macht Würzburg Lust? Schon zum Verweilen. Es gibt immer so ein angenehmes Lebens- gefühl, wenn man im Hofgarten ist, oder wenn man durch die Stadt oder am Fluss entlang schlendert. Es gibt ein schönes Lebensgefühl, diese gewisse Beschaulichkeit, die einer Stadt, die gerne Großstadt ist, sich großstädtisch wähnt und die eigentlich eine kleine Stadt ist, den besonderen Charme vermittelt, dass es eine kleine Stadt ist – mit dieser Beschaulichkeit. Herr Schneider, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview mit Herrmann Schneider führte Hans-Joachim Grassmann Mainfranken Theater www.theaterwuerzburg.de Theaterstraße 21 97070 Würzburg T: +49 (931) 39 080Feiern ohne Grenzen Tagen und Veranstalten rund um die Uhr im Maschinenhaus / Bürgerbräu / Würzburg 46 Fotos: Markus Grein CateringGenuss-Kultur | Markus Grein Catering Markus Grein Catering Genießen und erleben mit allen Sinnen www.markusgreincatering.de buergerbraeu@markusgreincatering.de Alfred-Nobel-Straße 37 97080 Würzburg T: +49 (931) 32 98 71 77 T: +49 (151) 25 23 06 52 EVENT CATERING | BUSINESS CATERING | MESSE CATERING 47Foto: Eydos / Brigitte Sauer 48 Raum zum denken49Next >