< PreviousPortrait: Klaus Polkowski Tanz-Kultur | Emma-Louise Jordan und Gary Joplin Das Interview führte Anita Wunderle, Mitarbeiterin im Jungen Theater Freiburg und Regie-Assistentin für die Projekte von Emma-Louise Jordan und Gary Joplin am Theater Freiburg. AW:Seit Herbst 2006 arbeitet ihr gemeinsam am mittlerweile fünften Jugendtanzprojekt am Thea- ter Freiburg. Ein weiteres befindet sich in der Vor- bereitung. Wie haltet ihr es eigentlich miteinander aus? Beide:(lachen) Erstaunlich gut! Wirklich sehr gut! Gary: Bevor wir FAST FORWARD¹gemacht haben, kannten wir uns vom Theater. Wir hatten schon miteinander gearbeitet und hatten auch einen gemeinsamen Bekanntenkreis. Die Zusam- menarbeit war für uns von Anfang an stimmig. Emma:Ja, irgendwie stimmt die Wellenlänge, die Chemie zwischen uns. Wir haben den gleichen Humor und sind inzwischen sehr gute Freunde. Gary: Irgendwie ergänzen wir uns und gleichen uns gleichzeitig aus. Als Typ an sich und beim Tanz ganz speziell. AW:Wie kann ich mir das vorstellen? Emma: Garys Herangehensweise ist eher syste- matisch, während ich sehr von Improvisation geprägt bin. Wenn Gary also in einer Choreogra- fie eine Struktur vorgibt, suche ich den Spielraum darin und versuche sie aufzubrechen. Gary: Und wenn Emma in einer Choreografie uneindeutig ist, kann ich das ganz gut in Form bringen. Emma:Aber wir haben auch sehr viele Gemein- samkeiten. Wir kommen beide vom klassischen Ballett und haben uns hin zu zeitgenössischem Tanz entwickelt. Durch unsere Ausbildung haben wir die gleichen Wurzeln – und die zeigt sich na- türlich in unserer Herangehensweise an den Tanz. Gary:Ich denke, wir sind beide ein bisschen per- fektionistisch. Wir wollen Klarheit in Bewegun- gen schaffen. Sei es nun in Yoga, Gyrokinesis oder in einer Choreografie. Emma:Auf jeden Fall gemeinsam ist uns die Vor- stellung von 100%iger Hingabe an einen energe- tischen Prozess. Auf Englisch gibt es dafür einen tollen Begriff: rigor. Entweder man macht etwas ganz und gar –oder man lässt es eben bleiben. Emma-Louise Jordan Choreografin Tanzlehrerin Gary Joplin Tänzer Choreograf Interview Anita WunderleTanz-Kultur | Emma-Louise Jordan und Gary Joplin 101 Emma-Louise Jordan Gary Joplin www.eljordan.net www.garyjoplin.com www.theater.freiburg.de AW:Wie sieht denn eure Zukunft aus? Emma: Ich habe seit einigen Jahren eine halbe Stelle als Bewegungslehrerin an der Musikhoch- schule – und wenn es nach mir ginge, könnte das ruhig noch mehr sein. Ich fühle mich dort sehr wohl und bin in Freiburg schon sehr verwurzelt. Unter anderem eben auch durch die Arbeit mit Gary. Und wenn wir hier am Theater Freiburg weiterhin willkommen sind, würde ich auch in Zu- kunft gerne Stücke mit Jugendlichen erarbeiten. Gary:Ja, ich würde auch gerne weiter Stücke mit Jugendlichen machen. Wir versuchen natürlich unsere Arbeit immer weiterzuentwickeln. Unser nächstes Projekt „Schwitzkasten“³wird völlig an- ders werden: Nicht behinderte Jugendliche wer- den gemeinsam mit behinderten Jugendlichen einen Tanzabend erarbeiten. Der Prozess und die Arbeitsweise wird sich selbstverständlich sehr von unserem derzeitigen Projekt „Cinderella“⁴ unterscheiden. Es würde mich auch sehr reizen, eine Oper mit Jugendlichen zu inszenieren. Meine Wurzeln liegen ja im Musiktheater, das fände ich schon sehr spannend… Emma: Als Freiberufler müssen wir ja immer sehr weit im Voraus planen. Meistens um mindestens ein Jahr in die Zukunft. Wir haben schon wirklich Glück hier am Haus. Die Jugendarbeit am Theater Freiburg hat sich in den letzten Jahren sehr ent- wickelt und bietet –als mittlerweile eigenstän- dige Sparte –sehr viele Mitmachprojekte für Kinder und Jugendliche an. Gary: Darüber hinaus bekommen wir vom Haus und seinen verschiedenen Abteilungen sehr viel Unterstützung – in der freien Szene wären solche Projekte gar nicht realisierbar. ¹Premiere Dezember 2006 ²Premiere November 2009 ³Premiere Juni 2011 ⁴Premiere November 2010 AW:Gibt es auch mal Unstimmigkeiten zwischen euch? Geht ihr euch manchmal auf die Nerven? Beide: (lachen) Ja klar, manchmal. Gary:Wir können das aber meist ohne große Komplikationen klären. Emma: Also, ich nerve Gary, wenn ich meine E - Mailsnicht regelmäßig checke. Dann muss er mir bei einem Treffen alles noch einmal erzählen. Gary:Und ich nerve Emma mit zu vielen Termi- nen, besonders mit denen am Samstagvormit- tag. Denn den verbringt sie am liebsten auf irgendwelchen Flohmärkten. AW:Ihr hattet beide schon einen Bandscheiben- vorfall. Wie geht ihr damit um? Gary:Das war damals ein echter Schock für mich. Als Tänzer kennt man seinen Körper ja eigen t lich ziemlich gut – aber die Verletzung hat mich sehr viel über meinen Umgang mit meinem Körper gelehrt. Emma:Wir haben beide Gyrokinesis/Gyrotonic für uns entdeckt und haben in den letzten Jahren eine Trainerausbildung gemacht. Gyrokinesis ist ein energetisches System, bei dem der Atem eine zentrale Rolle spielt. Mittlerweile ist Gyrokinesis ein festes Element unserer Körperarbeit mit den Jugendlichen geworden. Wir integrieren die Übungen in das Warm-up zu Beginn einer Probe. Gary: Die Vermittlung von Körperbewusstsein ist die Grundlage unserer künstlerischen Arbeit mit Jugendlichen. Es geht uns nicht um Tanzschritte, sondern darum, mit seinem Körper auf eine ge- sunde Weise umgehen zu können. Der Zuschauer bemerkt das dann aber an der Präsenz der Ju- gendlichen auf der Bühne. AW:Was gefällt euch besonders an der Arbeit mit Jugendlichen? Gary:Wir finden es toll, die Entwicklung jedes einzelnen Jugendlichen innerhalb eines Projektes beobachten zu können. Und manche Jugendliche sogar über mehrere Jahre kontinuierlich zu be- gleiten. Man sieht, wie sie sich vom Jugendlichen zum jungen Erwachsenen entwickeln. Das ist toll. Emma:Toll ist auch, wie sich innerhalb eines Pro- jekts der Zusammenhalt einer Gruppe entwickelt. An FLOKATI²haben wir beispielsweise fast ein Jahr lang gearbeitet und über fast ein weiteres Jahr rund 20 Vorstellungen gespielt. Das war schon etwas Besonderes für die Gruppe. Ich denke, da sind Freundschaften für das Leben ent- standen. Zeichen der Münsterbauhütte als Anhänger in Gold oder Silber Juwelier Kühn Kaiser-Joseph-Straße 211 79098 Freiburg im Breisgau www.juwelier-kuehn.de Absolut Freiburg30 x GUTES Ausstellungs-Kultur: Kunstverein Freiburg Bau-Kultur: Münsterbauverein Freiburg Bar-Kultur: Jackson Pollock Bar Einrichtungs-Kultur: Arnold Die Küche Schafferer Saumer Ess-Kultur: Degusto Drexlers Musik-Kultur: Das Zelt-Musik-Festival Galerie-Kultur: Galerie Baumgarten Galerie POST FINE ARTS Galerie pro arte Kunstraum Alexander Bürkle Morat Institut Foto-Kultur: Klaus Polkowski Sport-Kultur: Bohny Lebens-Kultur: Freiburger Wochenmarkt Lese-Kultur: Zum Wetzstein Rombach Mode-Kultur: Lisa Uschi Korell Heide Ost Museums-Kultur: Das neue Augustinermuseum Rede-Kultur: Matthias Deutschmann Schreib-Kultur: die papeterie Theater-Kultur: Die Immoralisten Theater Freiburg Wallgraben-Theater Werbe- + Gestaltungs-Kultur: Agentur Medirata www.republic-of-culture.de | Fürsprecher Portrait: Klaus Polkowski30 x GUTES 103 Es war schon immer mein heimlicher Berufswunsch: Lober. Obwohl wir Deutschen uns eigentlich lieber über nölen, maulen, kritisieren, schlecht-nach-reden profilieren (und das laut Duden auch noch großgeschrieben). Dabei gibt es genug zu loben. Denn es gibt sie, diejenigen, die versuchen, es einfach gut zu machen. Sogar täglich besser zu werden. Unsere Kultur zu gestalten, in der wir leben wollen. Vielleicht meine ich mit Kultur auch eher Kultiviertheit. Auch Qualität können wir es nennen. Dazu reden wir gerne über Netzwerke, Integration, das Miteinander. Tun uns aber schwer, das Netzwerk zu leben, grenzen uns allzu gerne ab. Auch das ist ein Thema, was mich seit Jahren, seit Jahrzehnten beschäftigt. Und beides haben wir konsequent kombiniert, einen virtuellen Staat der Qualität gegründet: die „Republic of Culture”. Wir vernetzen (sagt man ja heute so) dort die KLASSISCHE KULTUR mit der AUFTRAGS-KULTUR (Architektur, Design, Fotografie und Gestaltung), der KOMMERZIELLEN KULTUR (Marken) und dem qualifizierten Handel (auch Galerien). Also eine Exzellenz-Initiative für das GUT Gemachte. Dabei geht es uns nicht um Hochkultur gegen Design gegen Schnick-Schnack gegen ? oder ? Uns geht es auch nicht um Abgrenzung oder Ausgrenzung, sondern um eine ganzheitliche An-Sicht des Kultur-Begriffes. Wir wollen loben, ausloben. Die, die einfach versuchen, die Dinge gut zu machen. Aber ehrlich – es geht schon etwas gegen die Billig-Billig- und die Geiz-Kultur. Deshalb fange ich an, als Für-Sprecher für Freiburg 30 x GUTES zu nennen. Für das Internet: www.republic-of-culture.de Andere werden folgen. Seien wir gespannt. Aber jetzt sind dann andere Fürsprecher dran. Rubriken gibt es derer genug: Stadt-Kultur, Kreativ-Kultur, Reise-Kultur, Wohn-Kultur, Marken-Kultur, Spaß-Kultur, Unternehmens-Kultur, Glaubens-Kultur, Regional-Kultur, Diskussions-Kultur, Design-Kultur, Jugend-Kultur, Sprach-Kultur, Verhandlungs-Kultur, Unternehmer-Kultur, ....... oder auch umgekehrt: Kultur-Land, Kultur-Einrichtungen, Kultur-Träger, Kultur-Institutionen. In diesem Sinne machen Sie es einfach GUT. Thomas Feicht REPUBLICOF CULTURE www.republic-of-culture.de LUST AUF WeWeWe! Wer Kultur hat, derhat Kultur, braucht Kultur. www.kultur-braucht-kultur.de ISBN-Nummer: 978-3-9813208-0-0Next >