< PreviousBau- und Forschungs-Kultur | KIT Karlsruhe Bauwoche Stampflehm: Studierende lernen während der Bauwoche den Baustoff Lehm näher kennen. Gesamtgebäudeentwurf im städtischen Kontext als Aufstockung auf ein bestehendes Gebäude.Das richtige Mischungsverhältnis wird per Handprüfverfahren ermittelt. Der vorbereitete Lehm wird in den Schalungen händisch verdichtet. KIT Karlsruhe Campus Süd, Fachgebiet Nachhaltiges Bauen http://nb.ieb.kit.edu/ Englerstraße 11 . 76131 Karlsruhe 38Laut Berechnungen der europäischen Kommission aus dem Jahr 2019 ist das Bauwesen für 50 % des Primärrohstoffverbrauchs und gleichzeitig für 36 % des Festmüllaufkommens innerhalb der Europäischen Union verantwortlich. Der Grund ist in unserem gewohnten linearen Denk- und Wirtschaftsmodell zu suchen: Rohstoffe werden aus den etablierten natürlichen Kreisläufen entnommen, daraus hergestellte Produkte und Güter werden verbraucht und anschließend entsorgt. Einige Rohstoffe werden bald technisch, ökologisch und ökonomisch nicht mehr vertretbar aus natürlichen Quellen zu gewinnen sein. Ziel ist es daher, in geschlossenen, intelligent geplanten und mit Voraussicht entworfenen Materialkreisläufen zu operieren, nicht zuletzt, um auch wirtschaftliche Interessen in Zukunft zu sichern. BERUFSBILD IM WANDEL Für den Bausektor als den momentan größten Primärrohstoffverbraucher in Europa bedeutet die Kreislaufwirtschaft die einzige Chance, unseren Bedarf überhaupt weiterhin decken zu können, und andererseits eine große Chance, die es zu gestalten gilt. Das Berufsbild der Architekturschaffenden wird sich entsprechend verändern, ebenso wie die Art, Gebäude als zukünftige Materiallager zu entwerfen und zu konstruieren. Dies erfordert eine umfas- sende Ausbildung mit einem holistischen Blick auf das Baugeschehen. Die Professur für Nachhaltiges Bauen am KIT strebt daher ein ganzheitliches Ausbildungskonzept an, das sowohl theoretische Fähigkeiten lehrt als auch praktische Erfahrungen vermittelt und den Entwurf als verantwortungsvolle Symbiose von Theorie und praktischem Wissen versteht. THEORIE – der Kopf Im Fokus von Vorlesungsreihen steht die Frage nach dem sinnvollen und ethisch vertretbaren Einsatz natürlicher Ressourcen im Bauwesen. Studieren- de sollen in die Lage versetzt werden, Themenkomplexe selbstständig und kritisch zu reflektieren und in ihre Entwurfsplanungen selbstverständlich zu integrieren. Neben klassischen Vorlesungsreihen im Bachelorstudium beleuchten im Masterstudiengang Seminare das Thema der Kreislaufwirtschaft im Bauen. Es werden theoretische Grundlagen wie Materialflüsse und Stoffkreisläufe thematisiert und konkrete Konstruktions- und Verbindungsmethoden untersucht. Studierende haben die Aufgabe, verschiedene Bauweisen auf deren Kreislauffähigkeit zu überprüfen. Dafür werden bestehende historische und zeitgenössische Gebäude analysiert und deren Konstruktionen im Hinblick auf eine kreislauffähige Fügung kritisch betrachtet. Anschließend werden aus den Erkenntnissen neue Anschlussdetails in sortenreiner Konstruktionsweise entwickelt. PRAXIS – die Hand Neben den theoretisch ausgerichteten Seminaren bietet die Professur für Masterstudierende forschungsorientierte Seminare und Bauwochen an. Diese Seminare werden vor allem als Lernlabore betrachtet, in denen die Studieren- den spezielle Methoden innovativer Materialproduktion kennenlernen und ausprobieren können. Diese reichen von 3-D-gedruckter Keramik bis zu Experimenten mit mycelbasierten Baustoffen. Spezifische Bauwochen widmen sich vor allem der Umsetzung einer Bauweise. Studierende lernen, wie sich spezifische Materialien verhalten und wie Konstruktionen ganz konkret funktionieren und realisiert werden können. Mit dem theoretischen Hintergrundwissen, das den Studierenden vorab vermittelt wird, können im praktischen Teil der Bauwoche das technische Know-How entwickelt und wertvolle Erfahrungen zu den Möglichkeiten des Bauens mit dem Material gesammelt werden. ENTWURF – der Bauch Eine der Hauptaufgaben des architektonischen Curriculums ist das Entwurfs- studio. Um Studierenden die Verantwortung des eigenen Handelns bewusst zu machen, werden die Entwurfsthemen mit möglichst großem Realitätsbezug gewählt, im Idealfall solche mit dem Potenzial einer Weiterentwicklung als reales Bauprojekt, um die gelernten Techniken und Methoden aus Theorie und Praxis zusammenzuführen. Auf diese Weise wird aus einem Thema der Lehre ein gebautes Fallbeispiel, das wir Prototypologie nennen. Ein reales For- schungsprojekt, an dem alle Beteiligten lernen und ihre in der Lehre entwickel- ten Thesen überprüfen können. Architekturausbildung für das Zeitalter des zirkulären Bauens 39Bau- und Forschungs-Kultur | KIT Karlsruhe MEHR.WERT.PAVILLON Der Mehr.WERT.Pavillon ist eine solche Prototypologie und wurde im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn realisiert als Leuchtturm- projekt der Kreislaufwirtschaft. Für die Aufgabe wurden in einem Master- Entwurfsstudio von Studierenden verschiedene Entwürfe entwickelt, die sich jeweils intensiv mit einem Material und dessen Recyclingmöglichkeiten auseinandersetzten. Im folgenden Semester wurde ein zusammengeführtes Konzept zur Baureife gebracht und schlussendlich auf der BUGA realisiert. Das Ziel des Pavillons war und ist es, wichtige Fragen eines zukünftigen Bauens und des damit verbundenen Ressourceneinsatzes mit Entschei- dungsträgern aus Politik, Bauplanung und -umsetzung zu diskutieren und daraus sowohl in der Praxis als auch in der Lehre neue, innovative Konzepte, Anwendungen und Methoden zu entwickeln. Das Bauwerk tritt damit den Beweis an, dass es schon heute möglich ist, eine anspruchsvolle Architektur vollends aus Materialien der urbanen Mine gestalten und realisieren zu können und dabei die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in seiner Konstrukti- on ohne Kompromisse anzuwenden. SOLAR DECATHLON EUROPE 2021 Ein weiteres Beispiel für diesen Ansatz ist die Teilnahme des KIT unter Federführung der beiden Professuren Nachhaltiges Bauen sowie Bauphysik und Technischer Ausbau am derzeit größten architektonisch-interdisziplinä- ren Hochschulwettbewerb der Welt: dem Solar Decathlon Europe. 18 internationale studentische Teams treten dabei in 10 Disziplinen um das beste Konzept für nachhaltiges Bauen und Leben im städtischen Raum an. DieAufgabe ist sowohl als Entwurfsprojekt einer Aufstockung in Wuppertal geplant als auch als reales Bauprojekt einer kleinen Demonstrationseinheit, die im Juni 2022 in Wuppertal erstellt und evaluiert wird. Neben einem ambitionierten Energiekonzept, das auf der Nutzung regenerativer Energiequellen basiert, spielen die Themen soziale Nachhaltigkeit (Quartiers- einbindung, günstiger Wohnraum), Nachverdichtung im Gebäudebestand, neue Mobilitätskonzepte und vor allem auch die Kreislaufgerechtigkeit eingesetzter Materialien und Bauteile eine zentrale Rolle. Das realisierte Projekt nimmt damit wiederum den Stellenwert einer Sichtbarmachung des jetzt schon Möglichen ein. Die holistische Herangehensweise des Entwer- fens hilft dabei, die verschiedenen Teilbereiche im Sinne eines stimmigen Ganzen in der Ausbildung zusammenzuführen. Verfasser: Katharina Blümke, Daniel Lenz und Prof. Dirk E. Hebel Modellfoto des Beitrags RoofKIT zum Solar Decathlon 40Mehr.WERT.Pavillon: Der Pavil- lon nutzt die vorhandene urbane Mine als Rohstoffquelle: Alle im Projekt verwendeten Materialien haben bereits mindestens einen Lebenszyklus durchlaufen und sind entweder wiederverwendet oder -verwertet. Zum anderen dient der Pavillon als zukünftiges sortenreines Materiallager, das am Ende der Nutzungsdauer für zukünftige Konstruktionen wieder verfügbar gemacht wer- den kann. Dies ist möglich, weil alle eingesetzten Materialien sortenrein verbaut und lösbar gefügt sind. Mehr.WERT.Pavillon: StoffkreisläufeFür lebendige Innenstädte. Für Velos, E-Bikes, Lastenräder … VeloHUB-Parkplätze. Fahrrad-Kultur | RAD+TAT In unseren autogerecht gestalteten Innenstädten müssen Stadt- und Verkehrsplaner auf jedem verfügbaren Quadratmeter Fläche nach neuen Lösungen suchen. Dabei gilt es, die umweltfreundliche Mobilität auch von Radfahrern und Fußgängern zu fördern. Um einen Beitrag dazu zu leisten, ist WSM ein Partner der Initiative VeloHUB, die vom weltweit tätigen dänischen Innovationsberatungs- und Designunternehmen Designit ins Leben gerufen wurde. Mit dieser Initiative sollen Fahrradpark- plätze attraktiver gestaltet und mit einer Vielzahl von Funktionen erweitert werden können. Besonders in Innenstädten sollen aus umgewidmeten Autoparkplätzen vielseitig nutzbare Lebensräume werden, die auch ästhetisch ansprechend sind. Das modulare Konzept VeloHUB bietet Fahrrädern einen sicheren, überdachten und komfortablen Stellplatz. Das Grundmodul benötigt nur zehn Quadratmeter Grundfläche und lässt sich in vielen Varianten erweitern. Dachflächen lassen sich etwa für soziale Begegnungsräume nutzen. Je nach gewählter Ausführung und eingesetztem Modul entstehen zugleich Aufenthalts- flächen, Flächen für Urban Gardening oder für den Micro-Einzelhandel. Radfahrer finden im VeloHUB Ladestationen für E-Bikes und Pedelecs und können ihre Gefährte mit einem Reparaturset an Ort und Stelle reparieren. Alle VeloHUB-Module sind in einem modernen skandinavischen Design entworfen. Der Rat für Formgebung hat das Konzept 2021 mit einem „ABC Award“ ausgezeichnet. Aktuell ist VeloHUB für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. ©beckerlacour 42RAD+TAT DER KARLSRUHER RADLADEN www.radundtat.net Waldstraße 58 . 76133 Karlsruhe T: +49 (721) 222 38 Die schönen Seiten der Verkehrswende Rad+Tat, der Karlsruher Radladen, ist hier einer der führenden Vordenker, wie diese Idee der VeloHUBs in Karlsruhe imple- mentiert werden kann – und soll. Gute und ausführliche Kundenberatung und Kompetenz für Velos, E-Bikes, Lastenräder, für Räder in der Stadt, für Reise und Trekking, für Falträder und Spezialräder oder für die jungen Beginner haben Rad+Tat seit mehr als 30 Jahren zu einem guten Haus am Platz werden lassen. Das Produktsortiment ist mit den dynamischen Entwicklun- gen der Branche und den internen Anforderungen über die Jahre weiter mitgewachsen. Bei dem neuen Trend „Lastenräder“ werden viele individuelle Gestaltungsoptionen, passend für die Bedürfnisse der Fahrerinnen und Fahrer, angeboten. Besonders die elektrifizierten Lastenfahrräder sind heute bestens geeignet, um Kinder zum Kindergarten zu bringen, den Großeinkauf oder einen Ausflug in die Umgebung – ohne große Anstrengungen – zu erledigen. Für den urbanen Alltag sind Lastenfahrräder zunehmend der ideale Auto-Ersatz. Sauber, effizient und ohne lange Suche nach einem Parkplatz. Heute schon arbeiten wir an der Mobilität von morgen und tragen damit auch die Verantwortung für eine lebenswerte Innenstadt. Rad+Tat bleibt sich damit treu und handelt in einem schnell wachsenden Markt aus Überzeugung. Es lohnt sich, in der Waldstraße vorbeizuschauen und sich fachlich und kompetent beraten zu lassen. 43Jörke & Weber Haus- und Energietechnik www.jw-h.de Ferdinand-Porsche-Straße 13 76275 Ettlingen T: +49 (7243) 52 07-12 Als Systemanbieter ist J&W kompetenter Partner für alle technischen Anlagen in Gebäuden: Heizungen, Lüftungen, Klima-, Kälte- und Sanitärtechnik. Das Unternehmen ist im privaten und öffentlichen Bereich ebenso wie im Industrie- und Bürosektor tätig. Im Großraum der Region Karlsruhe und Ettlingen liegt der aktive Schwerpunkt; aber auch überregional werden Kundenwünsche realisiert – von ganz klein bis ganz groß! Gebäudemanagement – die Pflegeversicherung fürs Gebäude Durch die Outsourcing-Lösung von J&W bleiben die Kosten stets transparent. Rundum-sorglos-Service-Pakete Zu vielen Leistungsbereichen gibt es das passende Service-Paket: Heizungstechnik Klimatechnik Kältetechnik Sanitärtechnik Regenerative Energieerzeugung Gebäudeautomation 44Haustechnik-Kultur | Jörke & Weber Engagement für alles, was die guten vier Wände funktionieren lässt. Philosophie Ganz einfach: Service ohne Kompromisse Leistungsspektrum J&W ist ein kompetenter Part- ner für alle technischen Anla- gen in Gebäuden. Service Produkte Energiemanagement Gebäudeautomation Projektentwicklung Anlagenbetrieb Contracting Die Optimierung Ihrer Energieversorgung – J&W übernimmt die Einrichtung regenerativer Energie- erzeugung und stellt die benötigten Medien den Nutzern zur Verfügung. Anlagenbau J&W konzipiert Anlagen zur Versorgung größerer Gebäudeeinheiten. 45Keramik-Kultur | Majolika 46Majolika Keramik Manufaktur Karlsruhe www.majolika-karlsruhe.com Ahaweg 6-8 . 76131 Karlsruhe T: +49 (721) 912 37 70 Öffnungszeiten Galerie und Verkauf: Donnerstag – Sonntag: 11.30 – 17 Uhr Die Majolika-Manufaktur Karlsruhe besteht in diesem Jahr 120 Jahre und sie feiert dieses Ereignis mit einer Jubiläumsausstellung und der Erstvergabe des Majolika-Förderpreises für zeitgenössische Keramik-Kunst. Unterschiedlichste KünstlerInnen haben ihre Spuren in der Majolika-Manufaktur hinterlassen. Einige der Ar- beiten, die sie geschaffen haben, sind zu Markenzeichen und Ikonen der Manufaktur geworden. Zuvorderst und nicht mehr zu trennen von der Majolika ist das „Reh“ (1936) von Else Bach, später bekannt als „Bambi“. Aber auch Arbeiten wie „Der Tänzer Nijinsky“ (1912) von Fritz Behn oder die „Zitronenvase“ (1921-25) von Max Laeuger sind ikonische Symbole der Majolika geworden. Die Liste der KünstlerInnen, die ebenfalls Beiträge zu ikonischen Arbeiten der Majolika geleistet haben, ist lang und vielfältig. Jedes dieser Objekte hat seine eigene Geschichte und trägt die künstlerische Handschrift seines Schöpfers. Wie gestaltet sich nun die Zukunft in der keramischen Kunst? Was sind die „ikonischen“ Arbeiten von morgen? Dies ist der thematische Ansatz zu dieser Ausstellung. Für die „Ikone 2021“ waren KünstlerInnen dazu aufgerufen, Ihre „ikonischen“ keramischen Arbeiten einer Jury, bestehend aus KunsthistorikerInnen, Keramik-ExpertInnen und KünstlerInnen, vorzustellen. Die Juroren trafen aus über zweihundert internationalen Bewerbungen eine Auswahl von 27 Finalisten für die Ausstellung. Diese zeigt keramische Werke von KünstlerInnen aus Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Korea, Chile, Taiwan und Deutschland. Die Kunstwerke decken ganz unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema ab. Von der klassischen figurativen Skulptur bis hin zu Installationskunst und neuen Medien. Diese Ausstellung wird nicht nur eine Jubiläumsausstellung, sondern ein richtungsweisendes Ereignis für die Zukunft der Keramik-Kunst in einer neuausgerichteten Kulturinstitution. Die Majolika Karlsruhe stellt hier- mit ihre Historie als keramische Kunst-Manufaktur und ihre Erneuerung als gemeinnützige Kulturinstitution in den Mittelpunkt. Eine Institution, die das Ziel hat, die innovative Anwendung von keramischen Materialien in Kunst, Design und Architektur zu fördern, traditionelle keramische Prozesse und Techniken zu erhalten sowie das Wissen darüber zu teilen und in die Zukunft weiterzuentwickeln. Die Ausstellung ist vom 16. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022 in der Majolika-Galerie zu sehen. 120 Jahre Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe Ikone 2021 Majolika-Förderpreis für zeitgenössische Keramik-Kunst 47Next >