< PreviousAls führendes Unternehmen der Medizintechnik entwickelt Siemens Healthineers sein Produkt- und Serviceportfolio stetig weiter und unterstützt Gesundheitsversorger weltweit dabei, sich in ihrem jeweiligen Geschäftsumfeld im Bereich digitale Gesundheitsservices und Krankenhaus- management weiterzuentwickeln und Betreiber- risiken zu minimieren. Dr. Stefan Schaller, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Siemens Healthineers 08LUST AUF GUT | SKBS.DIGITAL Die Zukunft des Medizin- technikmarktes in Zeiten der Digitalisierung Herr Schaller, wie sehen Sie als Anbieter von Medizin- techniksystemen die Marktveränderungen angesichts der wachsenden Digitalisierung? Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung ist gleich- bedeutend mit einem fundamentalen Transformationspro- zess, der jeden von uns betrifft. Wir sehen dabei drei große Paradigmenwechsel, die sich gegenseitig beeinflussen: präzisere Diagnostik und Therapie auf der Basis enormer Datenmengen, eine aktivere Rolle des Patienten und die wachsende Bedeutung digitaler Technologien wie der künstlichen Intelligenz. Denn durch das Älterwerden der Bevölkerung, die Zunahme chronischer Krankheiten und zahlreiche Begleiterkrankungen aufgrund unserer sitzenden Lebensweise werden die Gesundheitsausgaben weiter an- ziehen. Gleichzeitig sind die Patienten viel informierter als früher, ihre Erwartungen an ihre Gesundheitsversorgung steigen. Sie werden daher immer stärker wie Konsumenten behandelt werden, die gute Ergebnisse erwarten. Beide Entwicklungen erfordern eine Digitalisierung des gesamten Gesundheitsmarkts: Nur gestützt auf eine intelligente Datenauswertung können wir für jeden Patienten die in- dividuell passende Therapie bereitstellen und zugleich Kosten einsparen, indem wir gleich auf die wirklich aus- sichtsreichen Behandlungsansätze setzen. Künstliche Intelligenz (KI) ist hier eine Schlüsseltechnologie, die im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle spielen wird. KI ist in aller Munde. Wie kann das Gesundheitswesen profitieren? In den letzten Jahren hat KI Einzug in unterschiedlichste Lebensbereiche gehalten. Auch die medizinische Bildge- bung dürfte sich insbesondere durch neuere KI-Verfahren wie das sogenannte Deep-Learning, das auf künstlichen neuronalen Netzen beruht, in naher Zukunft grundlegend transformieren. Während bereits heute der Einsatz von KI in Teilbereichen der Bildgebung gang und gäbe ist, sehen Marktanalysen für die kommenden fünf bis zehn Jahre einen wahren Boom innovativer KI-Applikationen voraus. Schon heute hat allein unser Unternehmen mehr als 40 KI- basierte Produktlösungen im Angebot. Sie können die Analyse und Interpretation digitaler medizinischer Bilder gegenüber älteren Algorithmen auf eine ganz neue Ebene heben und einer quantitativen, standardisierten und zu- gleich personalisierten Diagnostik den Weg ebnen – und zudem Fehler bei der Befundung vermeiden helfen. Die Behandlung chronischer Krankheiten wird sich in der Zukunft grundlegend verändern, nachdem mit Hilfe von KI effektivere und präzisere Behandlungsverfahren angeboten werden können. Auch zahlreiche Studien akademischer Forschergruppen bestätigen mittlerweile den prinzipiellen klinischen Wert dieser zweiten Generation künstlicher Intelligenz in der Medizin. Wir bewegen uns da immer mehr hin zur ganzheitlichen datenbasierten Lösung. Künstliche 09Intelligenz hilft bei der Bewertung und Auswertung der vielen Daten, die beispielsweise bei einer Untersuchung mit einem CT anfallen, und unterstützt das klinische Personal bei der Befundung. Das Klinikum Braunschweig und Siemens Healthineers beschreiten eine Technologiepartnerschaft. Was steckt dahinter? Unsere Value-Partnerships sind langfristige, ergebnisori- entierte Partnerschaften, bei denen wir mit innovativen Geschäftsmodellen einen entscheidenden Mehrwert für die jeweilige Einrichtung schaffen, um die kurzfristigen und langfristigen Ziele zu erreichen. Gemeinsam arbeiten wir an den folgenden Aktionsfeldern: Durch Optimierung der Prozesse sorgen wir für reibungslose Abläufe und mehr Patienten- wie auch Mitarbeiterzufriedenheit. Gemeinsam bauen wir das bestehende Leistungsportfolio aus und er- weitern klinische Möglichkeiten bei gleichbleibend hoher Qualität und Profitabilität. Durch den Einsatz innovativer Lösungen und Technologien steigern wir die Qualität und Präzision der Versorgung der gesamten Einrichtung. Wie genau sieht so eine Partnerschaft in einem Kranken- haus aus? Bereits 2017 haben wir eine strategische Technologiepart- nerschaft mit dem Klinikum Braunschweig geschlossen. Damit können wir in den kommenden Jahren als Techno- logiepartner dazu beitragen, die Qualität der Patienten- versorgung am Klinikum Braunschweig und dessen Leis- tungsfähigkeit weiter zu steigern. Über die Bereitstellung innovativer Medizintechniksysteme hinaus stehen wir dem Klinikum Braunschweig bei der Planung neuer Gebäude und der Optimierung der Arbeitsabläufe in Radiologie, Kardiologie und Notaufnahme ebenso begleitend zur Seite wie auch bei allen Schritten hin zu einer Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Hinzu kommen strategische und operative Beratungsleis- tungen. Dieses Gesamtpaket mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einer optionalen Verlängerung um weitere fünf Jahre gibt dem Klinikum seit 2017 Planungs-, Kosten- und Zukunftssicherheit über die gesamte Laufzeit hinweg. Ziel dieser Technologiepartnerschaft ist es, eine medizinisch hochwertige und zugleich wirtschaftliche Versorgung der Patienten sicherzustellen. Worin konkret liegt der Mehrwert Ihrer Zusammenarbeit? Der langjährige Technologieplan berücksichtigt die strate- gische Ausrichtung der Klinik, insbesondere den aktuellen Plan zur Konzentration des Klinikums auf zwei Standorte. Das Klinikum hat zudem über die Softwareplattform syngo.via Enterprise Zugriff auf alle Software-Applikatio- nen von Siemens Healthineers und bleibt so auf dem neu- esten Stand des digitalen Fortschritts. Der Mehrwert ist, dass durch dieses innovative ganzheitliche Partnerschafts- modell – insbesondere bei der Beschaffung und Bewirt- schaftung – auf Seiten des Klinikums Einspareffekte im Vergleich zu sukzessiven reaktiven Einzelausschreibungen erzielt werden. So übernehmen wir die Beschaffung und Installation, die Wartung, den Service und den Einsatz unserer neuesten Technologien – Updates und Upgrades – sowie eine Gewährleistung der Verfügbarkeit aller Geräte. 10LUST AUF GUT | SKBS.DIGITAL Wie genau läuft das konkret in der Praxis ab? Durch die Technologiepartnerschaft Radiologie wachsen die heterogene Gerätelandschaft und die IT im Bereich Radiologie am Klinikum Braunschweig zusammen. Dadurch bleibt die Klinik immer auf dem neuesten und innovativsten Stand in der bildgebenden Diagnostik und Therapie. Das hat den Vorteil für den Patienten und auch für die Kranken- hausmitarbeiter, dass die neuen Geräte z.B. mit einer viel geringeren Strahlenbelastung arbeiten. Die Bedienung der Systeme wird vereinheitlicht, für die klinisch tätigen Mit- arbeiter bedeutet das eine spürbare Vereinfachung ihrer täglichen Arbeitsabläufe und gleichzeitig eine Qualitäts- steigerung. Außerdem werden zuvor nicht aufeinander abgestimmte Wartungskonzepte und Wartungsverträge in einem optimierten Konzept zusammengefasst. Das senkt gleichzeitig die Wartungskosten nachhaltig. Wo liegt der Vorteil für das Krankenhaus? Die Technologiepartnerschaft Radiologie gibt dem Klinikum Braunschweig eine gute Planbarkeit der Kosten bei gleich- zeitiger Investitionssicherheit in den Bereichen Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Durch die langfristige Technologiepartnerschaft wird das Haus an den zukünf- tigen Technologiesprüngen in der Radiologie teilhaben, unter anderem bei Algorithmen zur verbesserten Bilddar- stellung und computerunterstützten Diagnosemodulen. Dadurch kann auf Dauer eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Patientenversorgung sichergestellt werden. Wo sehen Sie weitere darauf aufbauende Potenziale der Kooperation? Im Rahmen der Vertragsvereinbarung wurden mehrere in- novative Leuchtturmprojekte definiert, innerhalb derer die beiden Partner künftig eng zusammenarbeiten. So bringt Siemens Healthineers unter anderem die Expertise seines Unternehmens NEO New Oncology GmbH auf dem Gebiet der Molekulardiagnostik ein: Auf dernBasis von Genom- analysen des Tumorgewebes durch NEO New Oncology kann das Klinikum Braunschweig künftig zielgerichtete, individualisierte Therapieempfehlungen erstellen, die eine besonders erfolgversprechende Behandlung von Krebspa- tienten im Sinne der Präzisionsmedizin ermöglichen. Die Technologiepartnerschaft sehen wir als ersten Meilenstein auf unserem gemeinsamen Weg. Von hier geht es dann weiter – wir sind gekommen, um zu bleiben! 11Professor Dr. Martin Korte ist Hirnforscher und führt den Lehrstuhl für zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig. Der Beststellerautor („Jung im Kopf: Neueste Einsichten der Gehirn- forschung in das Älterwerden“, Pantheon 2014, und „Wir sind Gedächtnis: Wie Erinnerungen bestimmen, wer wir sind“, DVA 2017) ist Experte und Berater für lebenslanges Lernen. 12LUST AUF GUT | SKBS.DIGITAL In Zeiten zunehmender Digitalisierung gewinnen Daten als valide Entscheidungsgrundlage immer mehr an Bedeutung, wie auch Effizienz und (Selbst-)Optimierung als Maßgaben für eine gelingende Zukunft erscheinen. Welches Potenzial aber hat der menschliche Faktor, der siebte Sinn – die Intui- tion und welche Rolle spielt sie für Innovation und Lernen? Prof. Korte, laut Aussagen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin sind rund 50 % der Entschei- dungen im Unternehmen Bauchentscheidungen. Lassen sich Emotion und Verstand jenseits von berechenbaren Fakten als emotionale Intelligenz also ganzheitlich ver- binden? Die Vorstellung, es gäbe rein bewusste, emotionsfreie Ent- scheidungen, muss ich hiermit gleich widerlegen. Immer lassen sich im Gehirn aktive Areale auch mit emotionalen Anteilen nachweisen. Intuition hat vor allen Dingen etwas mit Erfahrungswissen zu tun. Wer eine Situation erlebt, wird versuchen, Muster von bereits Bekanntem herauszu- lesen, um so das aktuelle Geschehen einordnen, bewerten und danach handeln zu können. Deshalb sind hier ältere Menschen klar im Vorteil. Vor dem Hintergrund des demo- graphischen Wandels und in komplexer werdenden Zeiten kann Intuition auch einen ganz pragmatischen Nutzen haben: So bemühen sich Softwareentwickler wie auch Architekten und Designer, die Bedienung von Program- men, die Orientierung im Raum und die Gebrauchsfähig- keit von Alltagsprodukten möglichst intuitiv, also den Verhaltens- und Wahrnehmungsgewohnheiten angepasst, zu gestalten. Nicht immer muss die intuitive Entscheidung aber richtig sein. Zu schnelle Entscheidungen etwa aus dem Affekt her- aus sind ebenso fehleranfällig wie eine zu geringe Anzahl an Kriterien. Erst eine ausreichende und relevante Menge von Parametern macht eine intuitive Entscheidung tragfä- hig. Je komplexer der Kontext, umso besser ist die intuitive gegenüber der rationalen Entscheidung. Ein weiterer Aspekt im Verstehen des intuitiven Entscheidens sind die soge- nannten Spiegelneuronen: Sie simulieren die Situation im Innern und bilden sie 1:1 ab. So haben wir die gleichen Emo- tionen wie unser Gegenüber. Mit Empathie für den anderen beeinflussen wir wiederum unser Handeln. In Zeiten zunehmender Komplexität brauchen wir neue Lösungen sowohl in der Technologie als auch in gesell- schaftlichem Kontext. Wie wichtig ist die Intuition für Innovation? Auch wenn es bei der Intuition um Erfahrungen und das Erkennen bekannter Muster geht, kann Intuition auch Quelle für Innovation sein − für den, der über ein entspre- chend hohes Maß an Wissen verfügt. So hat etwa Albert Einstein seine bahnbrechenden Entdeckungen erst ge- macht, als er sein erworbenes Fachwissen in neue Bezie- hungen setzen konnte. Erst durch das Verlassen von vertrautem Terrain, kam er durch Intuition zu neuen „Keine Angst vor Fehlern!“ Über Intuition, Innovation, Lernen und Entscheiden in Zeiten wachsender Komplexität 1314LUST AUF GUT | SKBS.DIGITAL Erkenntnissen. Aber man muss aufpassen, Intuitionen kön- nen auch trügerisch sein, vor allem in Momenten, in denen der Kontext neu ist und unsere intuitiven Denkmuster ins Leere laufen. Es ist der Wechsel aus langsamem, bewuss- tem Denken (Reflektieren) und schnellem Denken (Intuitio- nen), der unsere Innovationen vorantreibt. Auch im Kleinen erfordern Innovationen im gleichen Maße das Etablieren einer Fehlerkultur. Sie sind Experte für lebenslanges Lernen. Was genau ist das und was gilt es zu beachten? Es geht um einen ganzheitlichen, integrierenden lebens- langen Ansatz, um eine Lernkultur, die von der Ausbildung bis zur regelmäßigen Weiterbildung reichen sollte! Gerade in Zeiten des digitalen Wandels und künstlicher Intelligenz wie auch geopolitischer Veränderungen ist es wichtig, sich nicht auf alten Ideen auszuruhen, sondern vermeintlich unverrückbare Gepflogenheiten sowie Gesetzmäßigkeiten infrage zu stellen und immer wieder neue Verknüpfungen und Lösungen zu entwickeln − das gilt selbstredend nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen, also im Alltag! Es ist der natürliche Lauf der Dinge, dass im Alter Körper und Kopf abbauen. Schon in jungen Jahren und über die ge- samte Lebensdauer heißt es folglich, vorzubeugen und zu investieren in die geistige Altersvorsorge. Vorsätze allein reichen leider nicht, wir müssen unser Verhalten ändern. Das gelingt nur, wenn wir die Motive dafür kennen. Eine gute Basis und Anleitung, die helfen kann, den kognitiven Alterungsprozess zu verlangsamen, fasst die „Fünf-L-Regel“ zusammen. Was genau steckt dahinter? LAUFEN: Bewegung, eingebaut in den Lebens- und Ar- beitstag, ist der wichtigste Schlüssel, um möglichst lange jung im Kopf zu bleiben, aber auch, um neurodegenerative Erkrankungen möglichst lange aufzuhalten. LERNEN: Und zwar ein Leben lang. Es hilft gegen das Ver- gessen. Es erhält die Neugierde. Es legt Reserven an und fördert Kompensationsmöglichkeiten gegen den gesetz- mäßig ablaufenden Abbau. Wir finden Lösungen schneller, weil der, der viel weiß, auch leichter assoziativ Neues mit Altem verbinden kann. Zudem bringt Lernen einfach Freude ins Leben. LIEBEN: Freunde und ein soziales Umfeld, ja sogar karita- tive Tätigkeiten halten jung. Nichts ist anstrengender, aber auch belohnender für das Gehirn, als in Gemeinschaft etwas zu tun. LACHEN: Genießen Sie die Momente des Glücks. Das redu- ziert den schädlichen Stress für das Gehirn und lachende Menschen leben nachweislich länger gesund. Vor allem lassen Sie sich durch Rückschläge nicht entmutigen. Resi- lienz im Sinne von Rückhalt auch bei Niederlagen – das „Steh-auf-Männchen“ – ist hier gefragt. Dieses soziale Miteinander auch im Arbeitsleben, ich sage nur als Stich- wort Co-Working, ist eine gute Quelle für eine nachhaltige Frischekur unseres Gehirns. Last, but not least – LACHS: Fisch ist besser als Fleisch und eine mediterrane Ernährung erweist sich als sehr gesund. Vor allem ist dieses Ernährungs-„L“ eine wichtige Erinne- rung daran, Lebensmittel, die für Übergewicht sorgen, zu vermeiden. Ansonsten gilt, was meine Großmutter immer gesagt hat: „Iss immer nur Lebensmittel, die du auch als solche erkennst.“ Apropos: Alter braucht Vertrauen – Ver- trauen in andere und in sich selbst, denn das Gehirn regu- liert seine Leistungsfähigkeit auch an den Erwartungen, die es an sich stellt! Also, wie schon gesagt, keine Angst vor Fehlern! Die gehören zum Lernprozess dazu und die Angst vor dem Versagen ist die größte aller Lernbehinderungen. 151. Projekt-Management für Krankenhäuser und Kliniken Agil denken. Flexible Prozesse für den fließenden Übergang. LUST AUF GUT | SKBS.DIGITAL Seit der Jahrtausendwende erleben wir einen radikalen Wandel von der regu- lierten Gesundheitsversorgung hin zum liberalisierten Gesundheitsmarkt: Mit Einführung der Fallpauschale (engl. DRG) im Jahr 2004 rechnen Leistungserbringer je Eingriff einen festen Betrag ab. So halbierte sich in diesem Zeitraum die durchschnittliche Verweildauer von rund 14 auf 6,2 Tage im Jahr 2016 (Destatis), Tendenz weiter fallend. Wachsende Erfahrung schafft mehr Professionalität und Kranken- häuser agieren immer stärker als hoch spezialisierte Kompetenzzentren. Das Städtische Klinikum Braunschweig ist mit rund 1.500 Planbetten und fast 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern an drei Standorten Maximalver- sorger für rund 1,2 Millionen Einwoh- ner und einer der größten Arbeitgeber in der Region. Mit 21 Kliniken, zehn selbständigen klinischen Abteilungen und sieben Instituten wird nahezu das komplette Fächerspektrum der Medi- zin abgedeckt. Pro Jahr werden mehr als 65.000 Patienten stationär und rund 200.000 ambulant behandelt. In all diesen Bereichen, aber gerade im ambulanten Sektor finden sich für den stationären Anbieter mit all den Kom- petenzen und Expertisen noch nicht ausgeschöpfte Potenziale. Digitale Innovationen verheißen im Gesundheitsbereich ungeahnte Per- spektiven: Neues Denken und flexible Strukturen sind gefragt. Um dem Thema agil und ganzheitlich zu be- gegnen, hat das Städtische Klinikum Braunschweig im Sommer 2018 die skbs.digital GmbH bewusst als 100-prozentige Tochtergesellschaft ausgegründet. Geschäftsführer sind Dr. Raimar Goldschmidt, CDO (Chief Digital Officer) des Klinikums, und Lars Anwand, Leiter des Geschäfts- bereiches Medizinische Leistungen im Klinikum. In diesem dynamischen Set- ting lassen sich neue Geschäftsfelder generieren, um das Klinikum Braun- schweig als Trendsetter der Region künftig weiter auszubauen, in Zeiten der Digitalisierung mit überregionaler Strahlkraft am Markt zu etablieren und die Leistungen auch Dritten zu- gänglich machen. Damit will das Klinikum zum führenden Anbieter innovativer, digital unterstützter Ge- sundheitsangebote in Deutschland aufsteigen. Vernetzung im Sinne der Digitalisie- rung ist damit keine nur mehr techni- sche Frage, sie durchdringt und verändert soziale Beziehungen. Dies erfordert neue Konzepte für die Ar- beitswelt im Sinne einer „Wir-Kultur“: Statt um den eigenen Schreibtisch geht es vielmehr um eine inspirierende Atmosphäre und die intelligente Nut- zung von Ressourcen und Raum. So arbeitet das skbs.digital-Team in einem Open-Workspace am IT Campus 16Braunschweig. Aktuell zählen die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie etwa Innovations-, Projektmanage- ment und IT zum weiter wachsenden Team der skbs.digital – verbindend ist das gemeinsame Mindset: Digitalisie- rung im Gesundheitswesen als Chance mit Potenzial für Innovation und per- sönliche Weiterentwicklung. Das Konzept des agilen Arbeitens stellt die klassische Arbeitsweise eines Unternehmens vollkommen auf den Kopf: Agile Unternehmen verteilen die Verantwortung vom Management auf Teams. Sie übernehmen die Verant- wortung für ihr eigenes Handeln. So bekommt das Management eine voll- kommen andere Rolle. Aus Kontrolle und Anleitung werden Unterstützung und Ermutigung der Mitarbeiter. Ge- fragt ist jetzt die von unten gestützte breite Plattform, auf der die Mitarbei- ter erfolgreich arbeiten können. Klare Ziele und Leitlinien ersetzen eine kleinteilige Planung und ermöglichen so eine schnelle Reaktion bei Verände- rungen und unerwarteten Ereignissen. Beim agilen Arbeiten überwacht das Team nicht nur die Arbeitsfortschritte, es versucht sich auch ständig zu ver- bessern, gemeinsam Hindernisse aus- zuräumen und Aufgaben sinnvoll zu verteilen. Eine zeitgemäße Vorstellung von Ar- beiten geht selbstredend einher mit einer transparenten Kommunikation, schnellen Entscheidungsprozessen und lebenslangem Lernen – Arbeits- welt als Lernlandschaft. Weiche Qua- litäten wie eine kommunikative Atmosphäre mit informellem Charak- ter rücken für agiles Arbeiten in den Fokus – Kreativität ist gefragt! Wis- sensarbeit im Team braucht unter- schiedliche Raumqualitäten für Konzentration und Austausch – vom „Open Space“ bis zur „Silent Zone“. In Zeiten schwindender Hierarchien wirken Mitarbeiter in kreativen Bran- chen bereits immer stärker auf Ent- scheidungs- und Gestaltungsprozesse ein. Partizipation und Selbstverant- wortung heißen die Stichworte. Trotz der agilen Herangehensweise geht es nicht um die schnelle Lösung, vielmehr geht es um einen Prozess. Dies erfor- dert eine offene Atmosphäre, in der frische Ideen willkommen sind. Sie werden im Team miteinander disku- tiert und ausprobiert – Fehlermachen erlaubt. Die Aufgabenstellungen sind bei vielen Häusern ähnlich. Der Wille und das Bekenntnis zur Weiterentwicklung erfordern nun das rechte Maß an Courage. Und Verantwortung.Next >