< Previous38 Ketterer + Liebherr, Familie Liebherr Zwei Mitarbeiter aus der Anfangszeit, ca. 1961 Adolf mit Eberhard und Thomas Liebherr, 1984 Juliane Illenseer, Clemens Liebherr und Theresa Liebherr, 2017 Jubiläumszeitung, 198639 Ketterer + Liebherr, Familie Liebherr Industriebedarf | Kunststoffe | Bodenbeläge www.ketterer-liebherr.de Gündlinger Straße 20, 79111 Freiburg T: +49 (761) 4 78 14-0 1956 1. Generation Zwei Gründerfamilien (Fam. Ketterer und Fam. Liebherr) 2 Mitarbeiter Ein Unternehmen Frauenquote: keine Frau im Führungskreis Fernschreiber Ein Standort Ein Werbeprospekt Zwei Produktbereiche Einkaufen an der Ladentheke Ein Außendienstmitarbeiter Fuhrpark: 1 Hanomag Kein Showroom Analoge Logistik 30 Aufträge pro Tag Vertriebsgebiet: Südbaden Kein Firmenhund „Wer handelt, sich wandelt.“ Ein paar informative und nicht so ernst gemeinte Fakten zur 60-jährigen Firmengeschichte: 2017 3. Generation Eine Inhaberfamilie (Fam. Liebherr) 230 Mitarbeiter Eine Unternehmensgruppe mit vier Unternehmen Frauenquote: drei Frauen im Führungskreis iPad 16 Standorte in der Firmengruppe Website, Social Media & Co. Vier Produktbereiche Einkaufen im Webshop 34 Außendienstmitarbeiter Fuhrpark: 24 Lkw und 6 Sprinter Der erste CasaNova-Showroom Volldigitalisierte Logistik 300 Aufträge pro Tag Vertriebsgebiet: Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, NRW, Sachsen, Hessen, Elsass, Schweiz Vier Firmenhunde Das Großhandelshaus Ketterer + Liebherr wurde von Adolf Liebherr und Guido Ketterer im Jahr 1956 in Freiburg gegründet. Mit dem Einstieg der beiden Söhne Eberhard und Thomas Liebherr Anfang 1980 begann die Expansion über die Freiburger Grenzen hinaus. Im 60. Jubiläumsjahr wurden die Weichen für den nächsten Generationenwechsel gestellt: Mit Juliane Illenseer (geb. Liebherr), Clemens Liebherr und Theresa Liebherr ergänzen künftig drei Kinder den bestehenden Führungskreis. Foto: Karl-Heinz Raach, www.raach-foto.de41 2017: Das 27-Generationen-Projekt42 Interview Yvonne Faller, Münsterbaumeisterin „Man trägt einfach seinen Teil dazu bei.“ Wirtschaftsunternehmen, Handwerksbetrieb und spiritueller Ort – seit 27 Generationen43 Freiburg ist für seine Baustellen bekannt. Aber die größte Baustelle begann hier im 12. Jahrhundert mit dem Bau des Münsters. 6000 Einwohner zählte Frei- burg damals – ein urbanes Dorf, dessen Pfarrkirche der Zähringergraf Bertold V. für seine letzte Ruhestätte auswählte. Größer, höher, eindrucksvoller sollte der Neubau sein, auch für die wachsende Bevölkerung. Während der Entstehung waren zeitgleich rund 30 Steinmetze auf der Münsterbaustelle beschäftigt. Dazu Schmiede, Zimmerleute und Knechte, auch Köche und Bäcker. Das Projekt war ein riesiges Wirtschaftsunter- nehmen, das viele Arbeitsplätze schuf – über Genera- tionen hinweg. Nach 350 Jahren war das Bauwerk mit dem „schönsten Turm auf Erden“ fertig. Bis heute ist es ein Generationenprojekt geblieben. Für Nutzung, Pflege und Instandhaltung ist weiterhin viel Aufmerksamkeit nötig. Auch in Zukunft. Yvonne Faller, Münsterbaumeisterin, Freie Architek- tin und Stadtplanerin – 1961 in Haltingen/Weil geboren; Studium Architektur und Städtebau an der Universität Stuttgart, danach wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Städtebau in Stuttgart; seit 1995 bis heute als freie Architektin in Freiburg tätig; seit 1. April 2005 als Münsterbaumeisterin für die Leitung der Erhaltungs- arbeiten am Freiburger Münster verantwortlich; zudem Geschäftsführerin des Münsterbauvereins. UTS: Frau Faller, Sie stehen in einer Reihe mit vielen Generationen von Münsterbaumeistern – was ist das für ein Gefühl? Faller: Es ist ein sehr gutes. Weil man gar nicht daran denkt, in einer besonderen Stellung zu sein, in der man sich hervortun oder als Solitär rausstechen muss. Man steht auf den Schultern der Vorgänger, arbeitet weiter und weiß, es geht nicht darum, zu sagen: Das habe ich in dieser Position geschaffen und das ist einzigartig. Man fügt sich ein – das finde ich gut. UTS: Die ersten Baumeister mussten vor allem bauen – und heute? Faller: Heute ist unsere Aufgabe, das Bauwerk so zu erhalten, wie es überliefert wurde, und es nicht zu sehr unseren heutigen Maßstäben anzupassen. Wir müssen ausreichend viel tun, damit es stehen bleibt, aber nicht zu viel, um es nicht zu sehr zu verändern. UTS: Um 1200 wurde mit dem Umbau der damaligen Pfarrkirche begonnen. Die Fertigstellung würde keiner mehr erleben … Faller: Das war nicht wichtig. Bei jedem größeren Bau in der Zeit war klar, dass es mehrere Generationen dauern würde. Das Menschenbild war ein anderes, auch die Prioritäten waren andere. Wir können uns in der heutigen Gesellschaft nicht mehr vorstellen, etwas zu beginnen und zu wissen, man wird es gar nicht voll- endet sehen. Für unsere Vorgänger war das etwas völlig Normales. Auch hier wird wieder die Zurückhaltung des Individuums deutlich. Damals hat niemand gesagt: „Ich bin jetzt hier Baumeister, ich hab’ eine geniale Idee.“ Nein, man hat sich in den Dienst eines höheren Zwecks gestellt – dem Bau der Kirche oder Kathedrale. Und man wusste, man trägt einfach seinen Teil dazu bei, selbst wenn man ein Genie ist. UTS: Zum Beispiel? Faller: Der Turm ist ein Geniestreich. Aber der Turmentwerfer hat sich namentlich nicht verewigt. Wir wissen nicht, wer es war. Die Menschen dienten der Idee, vielleicht dreißig, vierzig Jahre lang, nahmen sich selbst aber völlig zurück. Und dann war die nächste Generation wieder dreißig Jahre lang dran. Das finde ich faszinierend. UTS: Aber was trieb die Leute an, so ein giganti- sches Projekt wie den Münsterbau zu verfolgen? Faller: Das über 700 Jahre später zu beantworten, ist nicht einfach. Wir diskutieren oft darüber. Bei jeder Münsterführung, bei jedem Vortrag ist das Thema. Manche sagen, das war nur eine gewaltige Selbstdar- stellung der Zähringer Herzöge, der Freiburger Grafen oder später der Ratsherren, die ja den Bau übernom- men haben. Für die Kirche war es ganz klar das Lob Gottes, das man da gebaut hat. Und die Baumeister, die für die Umsetzung verantwortlich waren, hatten si- cherlich auch den Ehrgeiz, technisch, ingenieursmäßig neue Grenzen auszuloten. Die Konstruktion des Mün- sterturms, die später auch nie mehr in dieser Kühnheit erreicht wurde, ist meines Erachtens ein Beleg dafür – der Freiburger Münsterturm ist nach wie vor einzig- artig. Wahrscheinlich ist es von allem etwas. Interview Yvonne Faller, Münsterbaumeisterin44 UTS: Die Freiburger waren von Anfang an verpflichtet, das Münster zu unterstützen … Faller: Sagen wir so, sie wurden zum Beispiel über Nachlässe, für die sich keine Erben fanden, schon früh miteinbezogen. Das hatten die Zähringer als Kirchen- herren bestimmt. Aber schon Mitte des 13. Jahrhunderts wurden Stiftungen zur Finanzierung des Münsterbaus von Bürgern mitgefüttert. Zum Beispiel der Stiftungs- brief „Fabrica ecclesia“ von 1314 belegt das. UTS: Aus der Pflicht wurde mehr – warum? Faller: Im 13. und 14 Jahrhundert hatte Freiburg keine große Bedeutung, es war kein Bischofssitz, nur eine Provinzstadt. Es gab keinen äußeren Anlass für eine solche Kirche. Ab etwa 1360 übernahm die Stadt die Projektleitung; für die Finanzierung und Aufsicht wur- den drei Münsterpfleger ernannt. Es muss also auch der Stolz der städtischen Bürgerschaft gewesen sein, die dann gesagt hat: „Doch, das ist unsere Kirche, und wir machen die schön und groß.“ Der Turm stand um die Zeit schon, aber der wunderbare spätgotische Chor hin- ten, der wurde tatsächlich von den Freiburgern gebaut. Die Kapellen in dem Umgang tragen ja Namen. UTS: Die Namen der Familien, die sie gespendet haben? Faller: Ja, eine Kapelle am Münster zu haben, so direkt nach Osten, das war schon etwas Besonderes. Am Tag des Jüngsten Gerichts ist man dann „ganz vorne in der ersten Reihe“ – würde man heute sagen (lacht). UTS: Was war in den hundert Jahren nach 1370 los – gab es da einen Baustopp? Faller: Da kam einiges zusammen. Die Zähringer Herzöge waren ausgestorben und die neuen Grafen von Freiburg wurden gegen eine Ablöse bald aus der Stadt geschmissen. Die Freiburger unterstellten sich den Habsburgern und als erste Leistung mussten sie in den Krieg gegen die Eidgenossen ziehen. Aus der Schlacht auf dem Sempacher Feld kam kaum einer zurück, es war auch kein Geld mehr da und zusätzlich gab es eine Pestepidemie. Das war wirklich eine Krise. Aber es gab keinen völligen Baustopp. Wir wissen, dass sie gearbei- tet haben müssen und vorgefertigt haben. Denn später, als es weiterging, wurde das relativ zügig aufeinander- gesetzt. So 1475 wurde am Chor weitergebaut, 50 oder 60 Jahre später war man fertig. Das war Rekordzeit. UTS: Die Sanierung des Turms dauert jetzt schon elf Jahre … Faller: Ja, das war auch nicht so geplant. Als ich 2005 anfing, habe ich in typischer Architektenmanier Zeit- pläne gemacht, die musste ich aber schnell über Bord werfen. Denn im zweiten Monat nach meinem Amts- antritt fiel der Stein vom Turm. Das hat dann dazu ge- führt, dass wir den Turm als Ganzes sanieren mussten. Seit 2006 ist er nun eingerüstet. Geplant hatten wir, 2011 fertig zu sein. Und jetzt sind wir froh, wenn wir es 2018 schaffen. Es ist eigentlich müßig, Pläne zu ma- chen, das Bauwerk gibt seinen eigenen Zeitplan vor. UTS: Gibt es auch gute Überraschungen? Faller: Die berühmten schmiedeeisernen Ringanker, die seit 1300 in der Turmkonstruktion liegen, sehen im Prinzip aus wie neu. Nur da, wo man im 20. Jahr- hundert zementvergüteten Mörtel verwendet hat, der zum Nässestau führte, sind sie gerostet. Deshalb gehen wir wieder auf mittelalterliche Rezepturen zurück und verzichten weitgehend auf moderne Materialien, um im System zu bleiben. Das funktioniert. UTS: Und Ihr neuer alter Mörtel besteht aus …? Faller: …Sand, gebranntem Mergel – also Kalk – und Wasser. Mehr nicht. UTS: Das Münster ist ein Publikumsmagnet. Was suchen die rund eine Million Besucher jährlich hier? Faller: Selbst Menschen, die keinen religiösen Bezug zum Bauwerk haben, erkennen diese baukünstlerische Leistung an und lassen sich davon begeistern. Vielen hilft es auch, zur Ruhe zu kommen. Dadurch, dass man sich auch anonym mit seinem Kummer reinsetzen und einfach die Atmosphäre auf sich wirken lassen kann. Der Ort ist für viele ein wichtiger Raum, der sie be- rührt, in dem sie sich behütet fühlen. UTS: Wenn Sie für die Zukunft einen Wunsch frei hätten … Faller: … dann wünsche ich mir, dass das Münster für die Freiburgerinnen und Freiburger so wichtig bleibt, dass sie sich auch weiter für seinen Erhalt einsetzen. Interview Yvonne Faller, Münsterbaumeisterin45 Das Interview mit Yvonne Faller führte Ursula Thomas-Stein (UTS), www.textpluskonzept.com Freiburger Münster, Münster Unserer Lieben Frau • Gut 11 Generationen Bauzeit von 1200 bis Fertigstellung etwa 1550 Mit Umplanungen und Instandhaltungen; davon gut 3 Generationen Baupause von 1370 bis 1470 • 4 Generationen bis Turmfertigstellung 1330 • Gut 15 Generationen Nutzung, Pflege und Instandhaltung seit Fertigstellung bis heute Freiburger Münsterbauhütte • 27 Generationen seit Baubeginn 1200 bis heute Freiburger Münsterbauverein • 4 Generationen von der Gründung 1890 bis heute Betreiber der Münsterbauhütte und für die Erhaltung des äußeren Steinwerks verantwortlich Münsterfabrikfonds • Rund 24 Generationen seit der Gründung etwa 1300 bis heute Eigentümer des Münsters und für das Innere des Münsters zuständig – auch für die Orgeln, Glocken, Vorhalle, Fenster und Dächer www.muensterpfleger.de Schoferstraße 4, 79098 Freiburg Spendenkonto Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau IBAN DE11 6805 0101 0018 1818 18, BIC FRSPDE66XXX Volksbank Freiburg eG IBAN DE11 6809 0000 0037 3737 37, BIC GENODE61FR1 Interview Yvonne Faller, Münsterbaumeisterin46 Hofmann Druck, Familie Hofmann Mit „Gutenberg“ fing alles an … Helmut Hofmann am Setzkasten, 1960 Vom klassischen Buchdruckbetrieb zu einer der führenden Qualitäts- druckereien in Südbaden mit dem modernsten Maschinenpark. Die technische Entwicklung von einem reinen Buchdruckbetrieb zu einer vollstufigen Druckerei war dem Unternehmen vorgegeben.47 Hofmann Druck, Familie Hofmann Wiedereröffnung der Emmendinger Buch- und Akzidenzdruckerei nach der Rückkehr von Helmut Hofmann aus der Gefangenschaft, 1949 Helmut Hofmann im Kundengespräch, 1978 Das Betriebsgebäude in Emmendingen, 1955Next >