< Previous08 Foto: Marco Mehl Interview | Kettnaker09 Sie feiern dieses Jahr 150 Jahre „Kettnaker – Manufaktur für Möbel“. Wo liegt der Ursprung der Firma, welche Ereignisse prägten diesen langen Weg und welche Sie ganz persönlich? 1870 wurde das Unternehmen in Dürmentingen von meinem Ururgroßvater Karl Kettnaker als Dorfschreinerei gegründet. Hier sind unsere Wurzeln, an dem Platz, an dem wir jetzt sitzen. Wir bedienten die Region mit Tischler- und Schreinereidienstleistungen. Während der Kriegszeiten hat man sich mit bana- lem Bau von Holzkisten und anderen Transportbehältnissen für das Militär über Wasser gehalten. Nach dem Krieg waren es der Bau von einfachen Kompakt- möbeln und der Handel mit Möbeln, die das Geschäft ausmachten. 1960 kam es durch einen Großbrand in der Lackiererei zum ersten großen prägenden Firmenereignis und zu einer Zäsur in der Firmengeschichte. Fragen nach der Weiterführung und nach dem Wie wurden in den Raum gestellt. Mein Vater Karl und sein Bruder Edmund entschlossen sich, das Unternehmen weiterzuführen und neu aufzubauen. Es fand ein Strukturwandel statt, man trennte sich vom Möbelhandel, teilte die Aufgaben und Zuständigkeiten. Darüber hinaus wurde eine neue Modellpolitik eingeführt. In dieser Zeit wurden Kleinserien produziert und ein Außendienst für den süddeutschen Raum aufgebaut. Gleichzeitig wurden mit einem Münchner Designer die ersten modularen Möbel entworfen. Raumplanungssysteme entstanden. Ein für mich einschneidendes und alles veränderndes Ereignis war 1987 der Tod meines Vaters. Nach einem Routineeingriff am Herzen erhielten wir ohne Vorankündigung diese Nachricht und ich musste mit 23 Jahren, mitten im Studium, mit dieser Tatsache leben. Was bedeutete das für Sie? Ich musste eine Entscheidung fällen, die mein Leben nachhaltig veränderte. Auf einmal war das unbeschwerte Studentenleben vorbei. Ich musste den Ver- lust des Vaters überwinden und Verantwortung übernehmen. Auf einmal war ich als geschäftsführender Gesellschafter, gemeinsam mit meinem Onkel, für Arbeitsplätze, die Fortführung der Familiengeschichte und des Unterneh- mens sowie für die Menschen dahinter verantwortlich. Was waren die nächsten Schritte und Ereignisse, die das „Erfolgssystem Kettnaker“ in der Folgezeit prägten? Wir haben alles hinterfragt, umgekrempelt und neu positioniert. Wir investierten in modernste Fertigungstechnik. Das Design wurde modern und puristisch. Wir brachen mit alten Gesetzmäßigkeiten des Marktes und setzten bewusst auf extreme Gegensätze. Kombinierten neue Materialien wie Lack, Glas und Holz miteinander. Holz in seiner archaischen Form und Haptik wurde neu und modern interpretiert. Es entstand eine neue Feinheit: pur, griff- und zeitlos. Die Organisationsform wurde geändert. Von der Schreinerei – der Fabrik – zur Manufaktur mit einem Höchstmaß an Handwerkskunst, Qualität und individueller, moderner Fertigungstechnik. Was bedeutet „Manufaktur“ für die Firma Kettnaker und für Sie persönlich? Wir bieten unseren Kunden und unseren Fachberatern ein Maximum an Individualität. Ein Baukastensystem, sozusagen „Lego für Erwachsene“. Alles von höchster Qualität, produziert mit technisch modernsten Fertigungs- methoden. Unsere Kunden können ihr Wunschmöbel wie ein edles Automobil konfigurieren – Farben, Oberflächen, Positionen, Ansichten, Materialien, Größen usw. Die Prozesse sind zu hundert Prozent optimiert, die Fehlerquellen nahezu ausgeschlossen. Welche Möglichkeiten haben denn die Menschen, die jetzt Lust bekommen haben, die „Kettnaker-Welt“ zu betreten? Wir sind in fast 300 der besten Möbel- und Einrichtungshäuser weltweit vertre- ten. Nur dort werden interessierte Kunden persönlich und individuell von top geschulten Beratern in die Materie eingeführt und begleitet. Mit maximaler Unterstützung unserer digitalen Konfigurationssysteme. Wir trafen Wolfgang Kettnaker zu einem hochinteressanten Gespräch und wurden mitgenommen in seine Welt, in der er mit Bodenständigkeit, Innovationsgeist und dem richtigen Gespür für Zeit und Markt ein großartiges Unternehmen gestaltet und fit für die Zukunft macht.10 Interview | Kettnaker11 Welches Modell oder welche Modellreihe fällt Ihnen ein, um diese Einzig- artigkeit zu demonstrieren? Da brauche ich nicht lange zu überlegen – unsere SOMA-Modellreihe steht stell- vertretend für unsere neuzeitige Erfolgsgeschichte. Das war die Reinkarnation der modernen Manufaktur. Geboren in einer für uns sehr schweren Zeit wäh- rend der Wirtschafts- und Bankenkrise 2007/2008, starteten wir damit durch wie Phönix aus der Asche, national und international. Nach der Möbelmesse in Köln im Januar waren die Auftragsbücher zum Bersten voll und wir mussten innerhalb nur weniger Monate die Produktion, die Auslieferung und vor allem die Vorfinanzierung auf die Beine stellen. Das war sportlich und intensiv, aber das schweißte das komplette Kettnaker-Team zusammen. Dabei sind wir konsequent unseren Weg gegangen, stellten die richtigen Fragen und fanden die richtigen Antworten. Wir kalkulierten gegen den Markttrend, wirtschaftlich mutig und rentabel. Die zündende Antwort und Lösung auf unsere Probleme fand ich in einer der vielen schlaflosen Nächte in Form von SOMA. Der Möbelkorpus erhält magnetisch befestigte Fassadenplatten in dünner Materialstärke. Mit meinem Entwicklungsteam gelang die technische Umsetzung und Patentierung mit nur sechs Millimeter dünnen Blenden. Damit kann die gestaltende Außenhaut von der Funktion des Korpus abgekoppelt werden und die Ästhetik und Optik des Möbelstückes mit wenigen Handgriffen verändert werden. Das war die Branchensensation und der Grundstein für unseren bis heute andauernden internationalen Erfolg. Mit der hohen Alleinstellung von SOMA ließen sich auch höhere Preise und bessere Margen durchsetzen. Wir wurden noch luxuriöser und individueller. Gibt es noch weitere Gründe für diesen Erfolg? Ohne unsere langjährigen Mitarbeiter und unsere langjährigen Partnerschaf- ten im Handel und auf Kundenseite wäre Kettnaker nicht da, wo wir uns jetzt befinden. Wir agieren am Puls der Zeit, in der Nähe unserer Kunden. Wir stehen für Qualität, Einzigartigkeit, Zeitlosigkeit, Bodenständigkeit und Loyalität. Wir haben feste Werte und leben einen Austausch auf Augenhöhe. Wir leben echte Demokratie in unserem Unternehmen. Wir tauschen uns intensiv aus, gehen achtsam und wertschätzend miteinander, mit unseren Kunden und unserem Produkt um. Das Kreativteam, bestehend aus meiner Schwester Karin Brobeil und mir, zeich- net sich durch ein ähnlich schöpferisches Verständnis, intensive gemeinsame Entwurfsarbeit und Visionen aus. Der Markenauftritt, den Karin seit einigen Jahren maßgeblich prägt, ist ein wichtiger Baustein im Unternehmenserfolg geworden. Sie haben neben dem „Interior Innovation Award” auch im Ranking der 20 Top-Luxusmarken der Unternehmensberatung Biesalski & Company in München den dritten Platz belegt … Ja, das macht uns trotz aller schwäbischen Bescheidenheit sehr stolz. Wir werden in einem Atemzug mit edlen Papieren von „Gmund“, wertvollen Füllern von „Montblanc“, kunstvoll geschmiedeten Messern von „Nesmuk“ oder edlen Uhren von „Glashütte“ genannt. Bei diesen Produkten dominiert das handwerklich Gefertigte, die Langlebigkeit, höchste Qualität und deutsche Präzision. Maxime und Werte, die wir verinnerlicht haben und jeden Tag leben. Aus diesem Antrieb heraus wurde von Menschen mit den gleich hohen Ansprü- chen der erste deutsche Verband für Luxusgüter ins Leben gerufen – der Meis- terkreis. Er soll deutsche Luxuskultur weltweit bekannter machen. Das war unser „Ritterschlag“: Hier kann man sich nicht bewerben, hier wird man berufen. Als Einzige aus dem Möbelbereich stehen wir im regen Austausch mit den ande- ren Mitgliedern. Das ist sehr inspirierend und spannend. Wie erleben Sie bei all dem Luxus das Thema Nachhaltigkeit und Konsum- verhalten? Wir bauen zeitlose Möbel. Klassiker, die über Jahre Bestand haben, ohne an Wirkung zu verlieren. Das ist uns ein großes Anliegen und schon aufgrund dieser Tatsache ein Beitrag, um die Welt ein bisschen nachhaltiger zu machen. Kein schneller Konsum, der vergeht, aus der Mode kommt und entsorgt wird. Eine Investition in beste Qualität, geprüfte Materialien, puristisches, zeitloses Design und Langlebigkeit. Auch bei den Menschen in meinem Freundeskreis und denen, die mich jeden Tag umgeben, stelle ich eine Bewusstseinsänderung fest. Bei alltäglichen Themen wie Müllentsorgung, Essens- und Genusskultur, Klimawandel usw. tut sich was. Wir sind auf dem richtigen Weg. Was haben Sie für die Zukunft geplant, was treibt Sie persönlich an? Ich bin ein freiheitsliebender Mensch, der das, was er macht, aus voller Leiden- schaft und Lust macht. Ich möchte mein Leben selbstbestimmt leben. Dafür bin ich bereit, das volle Risiko zu tragen und die Verantwortung zu übernehmen. Ich bin stolz auf unsere Familiengeschichte, mein Team und die Menschen, die das alles ermöglicht haben. Vor allem aber auf meine Familie und meine Frau Sabine, die mir den Rücken freihält und die Krisen mit mir gemeinsam gemeistert hat. Die Familie war immer mein Anker, der mir die notwendige Stabilität gab. Ich wäre ein glücklicher Mensch, wenn ich damit eine Duftmarke setzen und meinen Fußabdruck hinterlassen kann. Mein Ziel ist es, die Marke „Kettnaker“ weiter aufzubauen und zu stabilisieren, die richtigen Fragen zu stellen und die besten Antworten zu finden. Was braucht der Markt, was der Berater, was unser Kunde? Ich möchte weiter tüfteln, experimentieren und entwickeln. Aus dem Bauch, aus dem Gefühl heraus, völlig unverkrampft. Unsere Arbeitsplätze sichern, gesund wachsen und unsere Partnerschaften pflegen. Und wenn unsere Söhne, oder einer der beiden, die Firma übernehmen wollen, möchte ich ein Sparringpartner, ein Coach auf Augenhöhe sein, der seine Erfahrungen weitergibt und sie bestmöglich unterstützt. Vielen Dank für die ehrlichen Worte und das tolle Gespräch!12 Kettnaker www.kettnaker.com Bussenstraße 30 88525 Dürmentingen T: +49 (7371) 959 3013 Einrichtungs-Kultur | KettnakerJetzt ist eine gute Zeit, um seinen Fokus zu schärfen und Dinge neu zu denken. Wir bringen GUTES und GUT Gemachtes aus der Region zusammen und machen es sichtbar, auch oder gerade in unsicheren Zeiten. Nun stehen wir da und müssen mit Gegebenheiten klarkommen, die wir nicht zu verantworten haben. Es wird bestimmt vielen Menschen so gehen wie uns: getrieben von Ängsten, unsiche- ren Zukunftsaussichten und einem Gefühl der Machtlosigkeit. Ja, es ist eine große Herausfor- derung, in chaotischen Zeiten den Überblick zu bewahren. Aber gerade jetzt, finden wir, gilt es auf Kurs zu bleiben und sich nicht denkfaul und feige vermeintlichen Lagern anzuschließen, die einfache Lösungen versprechen und alles nur in Schwarz oder Weiß“ aufteilen. Wir nehmen wahr: Die Menschen neigen dazu möglichst unkom- pliziert und ohne große Anstrengung, immer auf den eigenen Vorteil bedacht, zum Ziel zu kommen. Doch in der heutigen Welt gibt es keine einfachen Lösungen für extrem komplexe Zu- sammenhänge. Die Ungewissheit macht es uns allen nicht leichter, das Gegebene zu ertragen. Doch Bereitschaft zur Veränderung, das gewissenhafte Sortieren und aktive Beitragen zum Guten eröffnen wieder Perspektiven, schaffen Überblick und ermöglichen Klarheit. In dieser für uns alle so anspruchsvollen Zeit trafen wir wieder Menschen, die uns durch ihr Tun und Machen begeistern und uns zeigen, wie man mit Mut, Menschlichkeit, Entschlossenheit und einer positiven Einstellung selbst die größten Herausforderungen meistern kann. Wolfgang Kettnaker ist einer dieser Gutmacher in der Region, der schon einige schwierige Situationen mit viel Weitsicht, Kreativität und Zuversicht meisterte und die bereits 150-jährige Familien- und Firmengeschichte fortführt. Oder die Familie Reischmann, die auf 160 Jahre Unternehmensgeschichte blicken kann und an vier Standorten in der Region erfolgreich ihr Business aufbaute und weiterlebt. Aber nicht nur traditionelle, langjährige Familienunternehmen zeigen, wie es mit Fleiß, guter Qualität, Mut und Engagement erfolgreich an die Spitze geht. Da sind Unternehmen wie Sixpack Racing, Die Welle, Die Kekserei, Tanja Schelkle hier stellvertretend für ganz viele Gutmacher in der Region genannt, die in ihrer Branche für das Gute stehen und jeden Tag mit Herzblut ihrer Berufung nachgehen. Wir trafen z.B. Angela Abler-Heilig und Wolfgang Abler von „fruchtbares“, die neue Lebenskonzepte auf ihrem Hof ins Leben gerufen haben und dabei den CO₂-Ausstoß, den Umweltschutz und deren Diversität mit innovativen Ideen neu denken. Für eines stehen jedenfalls alle: Produkte und Leistungen sollten wieder den Wert bekommen, den sie verdienen. Wir von LUST AUF GUT bieten mit der „Republic of Culture" (RoC) das pas- sende Netzwerk dafür. In diesem Sinne: Zeige Haltung, denn Haltung prägt Verhalten und Verhalten schafft Verhältnisse. Mach´s GUT und „RoCe“ einfach mit. Herzlichst Julia und Thomas Füreder RoC-Kultur | Allgäu, Bodensee und Oberschwaben15 Gutmacher in diesem Heft: Agendagruppe Schule neu denken Aguti Axel Schweizer Berndt Hochmann Boris Krauß CarboCert Charmingplaces Die Kekserei Draenert Feuerring Allgäu-Bodensee Fruchtbares guselux Herzensangelegenheiten Holzer Druck und Medien Joachim Lambrecht Juwelier Buchmüller Kettnaker Knoblauch Kreissparkasse Ravensburg Kulturgesichter Kunstverein Marktoberdorf Licht Raum Klang Liebenauer Landleben Liebenauer Nähwerkstatt Radklamotte Raich Gwand Reischmann RoC-Akademie Siggi Wiest Sixpack Racing Soundlabor Sozialsponsoring Ravensburg Staehlin Tanja Schelkle16 Mit der AR-App „ADmented“ ist es möglich, Print und Online gut und schnell miteinander zu verbinden. Das ist schon etwas ganz Be- sonderes und hochinnovativ. Na klar, mit einem QR-Code geht das schon länger. Aber die AR-App kann viel, viel mehr. Über das Scannen entsprechend gekennzeichneter Seiten können zusätzliche Informationen zu einem Thema aufgerufen werden. Nach dem Scannen gelangst du zu einem Menü, in dem du auswählen kannst, ob du die Webseite besuchen möchtest, einen Bilderslider oder ein Video anschauen oder ganz einfach anrufen bzw. eine E-Mail schicken möchtest. Oder den Facebook- bzw. Instagram-Account durchstöbern ... Probiere es aus! Und die Informationen, die über diese Anbindung erreicht werden, können auch regelmäßig von den Gutmachern aktualisiert werden. Schau also immer mal wieder vorbei. Das geht ganz einfach: 1. QR-Code scannen (s. unten) 2. Die AR-App „ADmented“ (Icon s. unten) aus dem Google Play Store oder dem App Store von Apple herunterladen. 3. App starten, Tutorial lesen. 4. Seiten mit dem AR-Symbol scannen. Bitte die ganze Seite scannen, nicht nur das Symbol selbst. 5. Und ganz schnell und direkt Interessantes entdecken … 57 Mode-Kultur | Raich Gwand Dann hole dir deinen wohligen Merino-Lambswool-Pullover oder eines der anderen Accessoires aus der „Kleinwalsertal-Kollektion“. So sieht das AR-Symbol aus. App herunterladen und öffnen. Tutorial lesen. Seiten mit AR-Symbol scannen. Steht meistens bei der Adresse. Videos, Webseiten und mehr entdecken … Download Google Play Store Download Apple App Store Direkt vom Magazin online gehen. Ganz einfach. Mit der AR-App. RoC-Kultur | Republic of Culture17 Foto: Ben Decker / Location: Liebhof Einrichtungs-Kultur | Knoblauch Knoblauch Showroom & Wohnkonzepte www.knoblauch.eu/showroom Instagram: wohnen.mit.wow Zeppelinstraße 8 88677 Markdorf T: +49 (7544) 953 00 Öffnungszeiten: Mo – Fr 10 – 18 Uhr Sa 10 – 14 Uhr WIR MACHEN RÄUME MIT WOW Showroom Wohnkonzepte Möbel Beratung Planung FertigungNext >