< Previous48 Lese-, Schreib- und Dicht-Kultur | Romanfabrik In Frankfurt wird dieses Jahr anlässlich seines 200. Geburtstages eines Bürgers gedacht, mit dessen Namen nur wenige etwas verbinden können. Unter diesen wenigen kennen die meisten nur den Spruch: „Un es will merr net in mein Kopp enei / Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei.“ Dass dieser Spruch aber nicht dümmlich, sondern hochpolitisch und historisch richtig ist, wird hier gezeigt. Zum Rebstock und die Demagogen Der 1816 geborene Friedrich Stoltze wuchs im elterlichen Wirtshaus „Zum Rebstock“ auf, in unmittelbarer Nähe zum Frankfurter Dom. Dort trafen sich sogenannte Demagogen, eigent- lich begabte Redner, Verfechter der Demokratie also, die unter der restaurativen Phase nach 1815 gesetzlich verfolgt wurden. Erinnerungen an diese Zeit finden sich in Stoltzes Erzählung „Der rothe Schornsteinfeger“: Gesuchte Demokraten wurden bei Eintreffen der Polizei ge- warnt, und die Polizei mit Reden, Essen und Getränken abgelenkt. Mit seinem Vater nahm Friedrich 1832 als Sechzehnjähriger am Hambacher Fest teil, einem Bundestreffen der Demo- kraten und Freiheitskämpfer. Hier lernte er Ludwig Börne kennen. Schon mit sechzehn Jahren verfasste Friedrich, nach einigen Liebesgedichten, sein erstes politisches Gedicht: Sie heben frech das Haupt empor, In Frankfurts heiligen Mauern; Es tritt sogar mit Wünschen vor Das dumme Volk der Bauern. Schon früh zeigt sich also der Humor, ein Markenzeichen von Friedrich Stoltze, mit dem er menschliche Schwächen, vor allem aber politische Lüge und Despotenherrlichkeit versah. Die Klinge des Humors Über Friedrich Stoltze ................................................................49 1848 und die Schwalbenschwänze Die Märzrevolution 1848 führte zur in der Frankfurter Paulskirche tagenden ersten deutschen verfassungsgebenden Nationalversammlung. Unter den 812 Abgeordneten (inkl. Nachrückern) befanden sich rund 500 Juristen, Staatsdiener, Lehrer und Beamte. So sah Stoltze schon früh voraus, dass diese Versammlung ihr Ziel, ein einheitlich-demokratisch verfasstes Deutschland zu schaffen, nicht erreichen konnte: „Daß die verhutzelte Schwalwe- un Barrickeschwänz 1 net nach Frankfurt komme warn, um die roth Republik zu proklamirn, sonnern vielmehr ere freie Gestaltung von Deutschland ent- gegezuarweite, des sah merrn 2 [...] schon von Auße aa [....].“ Nach seinem Einsatz als Freischärler in der Pfalz griff Stoltze mehr und mehr auf die Feder als Waffe im politischen Kampf zurück. So gab er ab 1852 in unregelmä- ßigen Abständen, zumeist zur Fastnacht, die „Krebbel- und Warme-Brödercher-Zeitung“ heraus, schrieb ab 1853 für das „Volksblatt für Rhein und Main“, deren Redaktion er später übernahm. Die in Frankfurt garantierte „Preßfreiheit“ erlaubte ihm seine publizistische Tätig- keit, doch war seine Stadt umgeben von den Fürsten in Darmstadt, Bad Homburg und Kassel. Er stand in Offenbach unter Strafbefehl, zwischen allen angrenzenden Staaten bestanden Auslieferungsverträge, so dass ein Kuraufenthalt in Königstein ihm zum Verhängnis wurde. Die Polizei stand vor dem Hotel, seine Frau aber und ein Freund verhalfen Stoltze nächtens zur Flucht durch das Fenster, eine Kutsche nach Frankfurt stand bereit. Dies mag erklären, warum Stoltze und andere stolze Frankfurter sich bis ins 20. Jahrhundert immer nur als Frankfurter, nie als Hessen verstanden. Seine Haltung, zu der die rechtliche Verfasstheit seiner Heimat- stadt als Freie Reichsstadt beitrug, drückt er in dem Vierzeiler aus: Ein freier Mann Euch neid’ ich nicht, ihr armen Thoren, Die ihr vor einem Throne kreucht. Ich bin ein freier Mann geboren Und habe nie mein Haupt gebeugt. 3 3 Der Reim geht, wie bei Goethe in Faust I: „neige, du schicksalsreiche”, nur im Frankfurterischen auf: kreucht/gebeucht. 1 Schwalben- und Perückenschwänze 2 merrn = man ihnen50 Lese-, Schreib- und Dicht-Kultur | Romanfabrik Die wichtigste Schrift von Friedrich Stoltze aber war die im August 1860 gegründete Zeitung „Frankfurter Latern“, die eine verkaufte Auflage von 10.000 Stück erreichte, obwohl Frankfurt gerade 70.000 Einwohner zählte. Zu ihrem Start verfasste er ein Gedicht mit dem Titel „Mehr Licht“, das er mit Hilfe seiner Laterne verbreiten möchte. Doch könne die Latern auch den eingebil- deten Aristokraten zur Aufhängung dienen und die echten Patrioten ins rechte Licht stellen. 1866 und die Preußen Im Jahr 1866 besetzten preußische Truppen die Stadt, sie verlor ihre Freiheit. Preußen presste Frankfurt eine hohe Kontribution ab, was den Bürgermeister Fellner in den Selbstmord trieb. Frankfurt verlor nicht nur seine Freiheit, sondern auch das Palais Thurn und Taxis als Tagungsort des Bundestags des Deutschen Bundes. Stoltze setzte sich rechtzeitig ab, floh nach Stuttgart, dann weiter in die Schweiz. Erst eine Ende des Jahres erlassene Amnestie erlaubte ihm die Heimkehr. Zu den vielen Bußgeldern und Haftbefehlen aufgrund seiner publizisti- schen Tätigkeiten schreibt Stoltze 1885 rückblickend auf 25 Jahre Frankfurter Latern: „Sie soll Majestätsbeleidigungen, Bismarckbeleidigungen begangen haben, war in Wetzlar zu 1 ½ Jahren Gefängnis in contumaciam4 verurtheilt und in Hanau zu fl. 600 Gulden Strafe wegen Vergehen gegen den Kurfürst. – Die fl. 600 hat sie zwar nie bezahlt, dafür aber musste sie in Frankfurt in einem einzigen Jahr 1100 Mark bezahlen. Der liebe Gott verzeihe es dem Herrn Staatsanwalt Kunitz, denn er hat ihn jetzt schon in seiner Nähe.“ Hier zeigt sich, über welch feines Florett der Ironie Friedrich Stoltze verfügte, der die Bosheit in ein solch liebevolles Bonbonpapier verstecken konnte. Zum beliebtesten Objekt seiner Fechtkunst wurde schließlich Reichskanzler Bismarck, doch fiel es Stoltze auch nicht schwer, die Hintergründe einer frühen Börsen- und Finanzkrise richtig zu beurteilen: Unser Schuldbuch sei vernichtet Unbezahlt die ganze Welt! Die verlieren nicht ihr Geld Die das Unglück angerichtet! Buchempfehlungen: Petra Breitkreuz: Friedrich Stoltze. Dichter – Denker – Demokrat. Frankfurt, Waldemar Kramer, 2016. Im Frühjahr 2017 werden Michael Quast (Fliegende Volksbühne) und Michael Hohmann (Romanfabrik) ein Buch über den politischen Denker Friedrich Stoltze herausbringen (Edition Faust). Romanfabrik Michael Hohmann, RoC-Für-Sprecher www.romanfabrik.de Hanauer Landstraße 186 60314 Frankfurt am Main T: +49 (69) 494 09 02 4 In AbwesenheitMode-Kultur | bonne chance bonne chance second hand boutique www.bonnechance-frankfurt.de Schillerstraße 28 60313 Frankfurt T: +49 (69) 29 53 84 Öffnungszeiten: Mo – Fr 11 – 19 Uhr Neue Lieblingsstücke finden 51Kunst-Kultur | Hilda Kleyn 52Hilda Kleyn Paintings www.hildakleyn.com Atelier: Mörfelder Landstraße 109, 60589 Frankfurt, T: +49 (69) 21 93 27 91 „Silver”, 120 cm x 100 cm, oil on canvas 5354 Mode-Kultur | Rokoko Das Kleid einer Frau sitzt richtig, wenn die Männer nicht mehr atmen können. Zsa Zsa Gabor55 Fotos: Ralf Werner, www.openeyeffm.de Rokoko Ines Buschmann www.rokoko-buschmann.de Rembrandtstraße 18 60596 Frankfurt am Main T: +49 (69) 63 15 26 7856 Foto: Alexander Beck Alexander Beck Fotograf www.alexander-beck.de Gartenstraße 47 60596 Frankfurt T: +49 (69) 61 60 90 Foto-Kultur | Alexander BeckSeeteufelfilet auf geschmorten Karotten mit Schwarzbrot-Croûtons Zutaten für 4 Personen: 800 g Seeteufelfilet 2 EL Olivenöl 50 g Butterwürfel Salz, Pfeffer, Fenchelsamen, Korianderkörner, Thymian, Chili 1 kleine Zehe Knoblauch Abrieb von einer unbehandelten Zitrone 1 kg bunte Karotten 1 St. Zwiebel 400 ml Karottensaft 100 g Butter 1 EL Honig Salz Muskat 2 Scheiben Schwarzbrot 20 g Butter Cashewkerne 2 EL Würfel von getrockneten Tomaten Blattpetersilie Zubereitung: Zwiebeln schälen, in kleine Würfel schneiden und in der zerlassenen Butter anschwitzen. Karotten mit einer Gemüsebürste unter fließendem Wasser gut putzen und der Länge nach halbieren. Anschließend mit Salz, Muskat und Honig zu den Zwiebeln geben und mitschwitzen lassen. Nun mit Karottensaft ablöschen, mit einem Deckel den Topf schließen und bei kleinster Hitze fertig garen. Karotten herausnehmen, Fond einkochen und die Karotten mit der Reduktion glasieren. Das Gemüse bis zum Anrichten warm halten. Aus den Gewürzen und dem Knoblauch im Mörser eine Gewürzpaste herstellen. Medaillons vom Seeteufelfilet unter kaltem Wasser abwaschen und trocken tupfen, mit Gewürzpaste und Zitronenschale würzen. Bei hoher Hitze in einer beschichteten Pfanne das Filet auf der Schnittfläche anbraten, umdrehen, Butterwürfel zum Verfeinern zugeben und 8 Minuten in den auf 180° C Umluft vorgeheizten Ofen schieben. Karotten auf Tellern anrichten, Fisch darauf geben. Mit in Butter gerösteten Schwarzbrotwürfeln, mit Cashewkernen und Tomaten- würfeln sowie Blattpetersilie garnieren. Super dazu passen Karottenpüree und roh marinierte Karottenstreifen. Genuss-Kultur | Restaurant Fisch Franke Restaurant Fisch Franke www.fischfranke.de Domstraße 9 – 11 60311 Frankfurt T: +49 (69) 29 62 61 57Next >