< PreviousThomas K. Kopp lebt heute in Würzburg. Aus der Region stam- mend fühlt er sich mit ihr bis heute eng verbunden. Nach Jahren haben ihn seine Heimat und Würzburg zurückgeholt. Mit der Stadt verbindet ihn eine Hassliebe, die ihn nie von Würzburg losgelassen hat. Im Lauf der Jahre bildete sich eine Symbiose mit Würzburg. Zum Tanz ist er, wie er selbst sagt, „wie die Jungfrau zum Kind gekommen“. Ein Zufall in Form einer Bekannten, die Tänzerin war, und ein Aufenthalt in New York haben ihn zum Tanz gebracht. Als ihm der Tanzlehrer sagte, dass er gar nicht schlecht tanze und fragte, wie lange er schon tanze, entdeckte er seine wahre Beru- fung und seinen Beruf. Die intensive und umfangreiche tänzerische Ausbildung als Tänzer, Choreograph und Tanzpädagode im In- und Ausland folgte. Ein prägnanter Satz seiner Lehrerin im klassischen Bereich ist ihm bis heute im Kopf hängen geblieben: „Du wärst ein guter Tänzer geworden, wenn Du Tänzer geworden wärst.“ Nach Würzburg zurückgekehrt verwandelte er Schritt für Schritt seine Visionen vom Tanz in konkretes Handeln: Im Jahre 2003 prä- sentierte er sein Projekt tanzSpeicher dem Stadtrat, der ihm auf Nachfrage die Räume im Untergeschoß des Kulturspeichers anbot, die er bis heute aktiv nutzt. LUST Lust im Sinne von etwas haben wollen, etwas erreichen, etwas konsumieren. Wie ist das bei Ihnen? Rückblickend betrachtet habe ich mir immer gewünscht, meine Ideen choreographisch umzusetzen und dazu die Möglichkeiten zu haben. Nicht nur finanziell, sondern auch zeitlich – mit einem notwendigen Zeit- fenster, um Ideen umsetzen zu können. Dafür brauche ich Inspiration, Muse, Konzentration und Müßiggang, um das überhaupt alles entstehen zu lassen. Ich habe eine sehr große Affinität zur bildenden Kunst und auf dieser Basis bis heute daraus meine eigene Interpretationsform entwi- ckelt und gefunden, die ich mir immer gewünscht habe. Worauf haben Sie grundsätzlich immer Lust? Immer Lust, Stücke zu produzieren, was bis heute nicht erschöpft ist. Alles was ich mache, mache ich immer mit Leidenschaft. Worauf nur in bestimmten Situationen oder an bestimmten Tagen? Lust auf Müßiggang, ich mag gerne nichts machen, ohne schlechtes Gewissen zu haben. Das habe ich immer, aber ich habe es irgendwie geschafft, das auszublenden. Ich kann tatsächlich einfach dann nichts machen. Ich sitze dann da, blicke in die Gegend oder aus dem Fenster oder höre eine Dokumentation im Radio. Ich mache dann wirklich nichts. Ich kann vier Wochen im Sommer am Meer sitzen und auf das Wasser gucken, tue nichts. Alle sagen, bist Du wahnsinnig, dass geht doch gar nicht, du musst doch irgendwas machen – doch, zwischendurch essen. Wann gönnen Sie sich etwas? Und was gönnen Sie sich? Regelmäßig oder nur zu bestimmten Anlässen? Ich versuche, ausgeprägt nach dem Lust-/Unlustprinzip zu leben. Wenn mich was interessiert, ich was machen mag, wenn ich Lust auf gutes Es- sen habe, wenn ich Lust habe, mir eine Ausstellung in Berlin anzuschau- en oder wenn ich Lust habe, mit meinem Speedster durch die Gegend zu fahren, weil im Moment die Sonne scheint, tue ich das. Dann muss alles andere hintanstehen. Ich habe Gottseidank die Möglichkeit, mir meine Zeit einzuteilen. „Ich habe immer wieder Lust, Würzburg neu zu entdecken. Ich finde immer wieder etwas Neues.“ Foto:tanzSpeicher 060 Tanz-Kultur | tanzSpeicherGUT Was ist für Sie etwas wirklich Gutes? Wirklich gut ist für mich ein Gefühl. Das ich nicht beschreiben kann. Ich kann nur sagen, wenn‘s gut ist, fühlt es sich für mich so an. Ich habe einen sehr hohen Anspruch, bevor ich sage, das ist gut. Es muss etwas sein, das authentisch ist, das ernst gemeint ist, das mit Herzblut geschaf- fen, unaufgeregt und echt ist. Wie definieren Sie für sich ͵gut΄? Landläufig würde ich sagen, gut sind die, die geliebt werden wollen. Wir wollen alle nett sein, funktionieren und nicht anecken. Was ich nicht unbedingt immer sein mag. Worauf legen Sie Wert? Was bedeutet für Sie wertvoll? Wert verbinde ich mit Wertschätzung. Persönlich lege ich großen Wert auf Pünktlichkeit. Wobei Pünktlichkeit für mich ein Lernprozess war. Was bedeutet Qualität für Sie? Wann und wo erleben Sie Qualität? Ich stelle an mich einen hohen Qualitätsanspruch, in dem und an das, was ich tue. Qualität erlebe ich bei Ausstellungen, wenn sich mir Hinter- gründe, Entstehen und Konzept vermittelt und erschlossen werden. EMPFEHLUNG Was sind für Sie entscheidende Faktoren, etwas zu empfehlen? Wenn etwas authentisch ist, mit Herzblut gemacht, originär und ehrlich ist. Wann haben Sie zuletzt etwas empfohlen bekommen? Und was? Empfohlen bekomme ich ständig etwas. Als letztes wurde mir ein Theaterstück im Torturmtheater in Sommerhausen empfohlen, musst Du unbedingt hin, musst Du Dir unbedingt anschauen. Was haben Sie in letzter Zeit empfohlen? Und warum? Auf der anderen Mainseite ist ein Italiener, eine Espressobar. Bin da rein- gangen und habe gedacht, dass ist es! Das ist Italien. So kenne ich es von Venedig, man steht zwischen all den Dingen und bekommt mit einem „Ciao“ etwas authentisch angeboten. Was ist Ihre wertvollste Empfehlung, die Sie gegeben haben? Das am Ende alles gut wird und wenn’s nicht gut ist, dann ist‘s noch nicht zu Ende. Und was ist Ihre wertvollste Empfehlung, die Sie bekommen haben? Das ich mehr auf mich achten soll. WÜRZBURG Es gibt viele Klischees über und in Würzburg. Was hat Ihrer Meinung nach Bestand, was nicht? Der Würzburger ist maulfaul, muffelig, nicht so leicht zugänglich, weil er nicht gerne redet und lieber unter seinesgleichen ist. Das er tatsächlich gerne Schoppen trinkt, der Wein gehört immer dazu, sieht man am Brü- ckenschoppen, der trotz Radfahrern, Unkenrufen und Aktionen dagegen nicht totzukriegen ist. Würzburg ist weder hinterwäldlerisch, noch rückständig – es passiert sehr, sehr viel im Verborgenen. Meiner Meinung nach immer noch – und Würzburg ist nicht hinter dem Mond. Was oder wo gibt es richtig Gutes in Würzburg? Was würden Sie einem guten Freund empfehlen, was einem Geschäftspartner? Spontan fallen mir der tanzSpeicher und die leckeren Espressi bei Massi- mo ein. Und – nicht zu vergessen – die guten kleinen Bäckereien, die es noch gibt. Einem Geschäftspartner würde ich das Hotel Rebstock, den Staatlichen Hofkeller empfehlen. Einem guten Freund würde ich raten, mit mir auf ein Weinfest wie dem Hofschoppenfest zu gehen. Was ist für Sie an Würzburg einzigartig? Es ist diese skurrile Mischung, die wir haben. Dieses Bodenständige und Lust, über den Tellerrand zu schauen. Ich musste erst weggehen, um dann, nach meiner Rückkehr zu erfahren, wieviel Würzburg bietet. Worin ist Würzburg Ihrer Meinung nach richtig gut? Im Bereich Tanz finde ich, dass wir richtig klasse Arbeit leisten. Es gibt tolle Vereine, tolle Chöre, die auch richtig gute Arbeiten machen. Was überrascht Sie an bzw. in Würzburg? Es überrascht mich immer wieder, dass es Menschen gibt, die ihren Unmut auf der Straße so laut kundtun, wenn man ihnen im Wege steht, wenn sie mit dem Fahrrad kommen und man nicht schnell genug zur Seite geht, wird man sofort angemault. Worauf macht Würzburg Lust? Würzburg macht immer noch Lust, sich entdecken zu lassen. Es gibt im- mer wieder Stellen, Orte und Initiativen, wo ich denke, jetzt bin ich doch schon so lange wieder in Würzburg, dass kenne ich noch nicht. So erlebe ich es auch mit dem tanzSpeicher, wenn ich gefragt werde und erzähle, dass es uns schon 10 Jahre gibt – kann doch nicht wahr sein, wird mir geantwortet. Ich habe immer wieder Lust, Würzburg neu zu entdecken. Ich finde immer wieder etwas Neues. Herr Kopp, herzlichen Dank für unser Gespräch. Das Interview mit Thomas K. Kopp vom tanzSpeicher Würzburg führte Hans-Joachim Grassmann 061 Tanz-Kultur | tanzSpeicher062 tanzSpeicher Theater für zeitgenössischen Tanz www.tanzspeicherwuerzburg.de Oskar-Laredo-Platz 1 97080 Würzburg T: +49 (931) 45 25 855Foto:tanzSpeicher 063 Tanz-Kultur | tanzSpeicherDie International School Mainfranken ist eine internationale Schulgemeinschaft, die ihre Studenten/innen herausfordert, die Welt um sie herum zu erkunden, ihre eigenen Interessen zu entdecken und weiterzuentwickeln, während Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn gefördert werden. Die einzige englischsprachige Schule in Mainfranken unterrichtet über 110 Schüler aus 15 Nationen in 12 Klassenstufen – mit dem Ziel einer hochwertigen Schulausbildung, der Entwicklung eines interkulturellen Verständnises und globaler Perspektiven. Foto:International School 064 stand together065 Lern-Kultur | International School Mainfranken International School Mainfranken e.V. www.international-school-mainfranken.de Cuspinianstraße 3 97509 Kolitzheim/OT Unterspiesheim T: +49 (9723) 93 42 50 info@the-ism.deBau-Kultur | archicult Foto: Peter Leutsch Foto: Peter Leutsch Foto: Peter Leutsch Fotos: archicult 066 98 20 Jahre archicult –Foto: Thomas Nutt 067 und welches ist nun das spannendste Projekt? 08Bau-Kultur | archicult Foto: Ingo Peters 068 Immer das Aktuelle. archicult breunig architekten www.archicult.de Frankfurter Straße 87 97082 Würzburg T: +49 (931) 46 88 30 20 vielfältige Jahre. 20 Jahre mit dem Schwerpunkt Architektur – aber auch noch viel mehr. Die Theaterbegeisterung treibt uns auf, hinter und unter die Bühne. Wir veranstalten mehrtägige, multikulturelle Festivals, kreieren Shows mit archaischen Elementen – Feuer, Erde, Natur, Trommeln, Luftakrobaten und und und. Entwickeln daraus einen Schwerpunkt in temporärer Architektur für Shows, Events, Messen. Folgerichtig ist der nächste Schritt Eventarchitektur für Freilichtbühnen, Präsentations- und Verkaufsräume, Aus- stellungen, Gastronomie und Degustationsräume. Wir bauen für Funktion und Wohnen, bauen neu und im Denkmal. Alle Projekte gehen schon immer aus umfangreicher Konzept- arbeit hervor. Historische, städtebauliche, architektonische, aber auch Marketing-, Organisations- und Werbe-Recherchen führen uns zu fundierten und funktionierenden Ergebnissen, auf die wir und unsere Kunden bauen können.Foto: Alexander Schleissing 069Next >