Moderne Existenzialistin, Meisterin des Stillstands
Michaela Schwarz-Weismann ist eine beharrliche Künstlerin, die sich ihren Themen langsam nähert, genau beobachtet, Tiefen, Inhalte und Ambivalenzen auslotet, eine Meisterin des Präzisen, der klugen Reduktion, die zu sinnlich-emotional stark aufgeladenen Werken führt. Egal ob Malerei, Zeichnung oder Performance, ihre Arbeiten sind intensiv, berühren – gerade weil sie sich oft auf den ersten Blick besonders „schön“ und „zart“ präsentieren.
Neben der beeindruckenden künstlerischen Sprache schwingt auf sanfte Weise vieles mit, was wir zu kennen meinen, undeutlich spüren: Bedenkliches, auch Bedrohliches vibriert subtil und subkutan, irgendwo, irgendwie, nur nicht irgendwann, sondern genau in diesem Moment und klingt hartnäckig nach. Gepaart mit Sanftheit, verführerischer Schönheit, Stille.
Egal ob die Künstlerin die poetische Kraft von Schlaf bemüht, Männer sanft entschweben lässt, Ausstellungsbesucher performativ in den Schlaf begleitet oder als hierfür selbsternannte Malerfürstin – in deutlicher Anspielung auf männlich potente Kollegen – wunderschöne Frauen auf den Kopf stellt, verzaubert und dennoch ganz klar ohne royalen Erlöser zurücklässt: Immer gibt es die andere Ebene, das Dahinter, das Davor, aber auch mögliche Impulse in Richtung eines (ungewissen?) Danach. Davor allerdings scheint Stillstand nötig. Stillstand als politisches Statement, als Moment des Nichtkonsumierens, als Idee des Bewahrens, vor allem auch als Kontrapunkt zum patriarchalen Denken. Dabei geht es auch um Schmerz, um das oft mühevolle Ringen um Wahrheit, die oft unbequeme Erkenntnis. Davon zeugen beispielsweise ihre verstörende Pippi-Langstrumpf-Darstellungen.
Ihre Arbeiten sind alles andere als plakativ, denn sie erreichen verschiedenste Menschen, sprechen kollektiv Unbewusstes an. Unverkennbar auch ihr Stil, beeindruckend die milde Farbigkeit, legen sie dennoch mit entschiedenem, nuanciertem Duktus bloß, präzisieren, schmerzen trotz aller Schönheit. Manchmal wirkt es, als ob Michaela Schwarz-Weismann ihre Inhalte auf diese Weise noch ein wenig schützen, auch dem Betrachter ein Sich-langsam-Nähern ermöglichen möchte.
Letztendlich haben all ihre Werke immer mit dem Menschen in seiner Verwundbarkeit, seinem möglichen Scheitern an sich, an der Welt, auch dem existentiellen Verzweifeln daran, zu tun. Innehalten, etwas spüren und im besten Fall neu denken, dies sind Impulse, die die Künstlerin anbietet, dazu laden die Begegnungen mit ihren vielschichtigen Arbeiten ein. Was daraus entstehen kann, liegt an uns, so banal das auch klingen mag.
(Alexandra Grubeck, September 2019)
Fotos: Jork Weismann
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