Im Club der „besten Schwestern“
Wer nie eine Schwester hatte, kann bei uns Soroptimistinnen gleich drei Dutzend auf einmal bekommen. Im SI-Club Ulm-Donaustadt sind es derzeit 32 Frauen aus diversen Berufen: Lehrerinnen, eine Krankenschwester und Ärztinnen, Bankangestellte, Journalistinnen, Designerinnen und eine Museumsdirektorin, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das Zusammentreffen von Frauen aus unterschiedlichen Lebenswelten ist Programm bei SI, unserem historisch gewachsenen Netzwerk von Serviceclubs berufstätiger Frauen. So unterschiedliche Schwestern sind in herkömmlichen Familien – und seien sie auch noch so groß – kaum zu haben, zumal sich in unserem Club junge Mütter, Alleinstehende und vielfache Omas treffen.
Seinerzeit hatten die Gründungsmütter 1928 in den USA tatsächlich Latein im Kopf, als sie unser Netzwerk tauften: abgeleitet von „sorores optimae“ – „beste Schwestern“. Eine Art „Schwesterlichkeit“ also, ein Wort, das im Duden gar nicht auftaucht und doch so gut zu unserem Ansinnen passt. Es ist das Herzstück der soroptimistischen Bewegung, international als die englischen drei A geläufig: „awareness, advocacy, action“. Im Fokus stehen Frauen und Mädchen.
Das beginnt lokal mit eigenen Clubprojekten in, um und um Ulm herum und reicht hinaus in die weite Welt. So haben wir am AWO-Frauenhaus in Neu-Ulm das Projekt „BiA“ ins Leben gerufen: Begleitung im Alltag. Frauen, oft genug Mütter mit kleinen Kindern, erfahren auch nach dem Auszug die Unterstützung von Alltagsmentorinnen, damit sie nicht wieder in die Fänge gewalttätiger Partner gelangen. Desgleichen finanzieren wir auch das Jahresgehalt einer Lehrerin in Indien oder spenden Schultaschen für Mädchen in Mali, damit auch sie die Chance bekommen, lesen und schreiben zu lernen.
Die größte Benefizaktion für unsere sozialen Projekte ist das Canapé Rouge in der Kulturnacht Ulm/ Neu-Ulm. Auf unser rotes Sofa laden wir Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft und andere illustre Gäste zum Talk über brisante Themen wie „Ulm im Umbau“ oder „Heimat – Sehnsucht nach heiler Welt?“. Seit nunmehr 14 Jahren lockt unser SI-Programm mit Musik und Tanzshows das flanierende Kulturpublikum an unsere Bühne vor dem Ulmer Stadthaus, wo es sich für den guten Zweck gerne freigiebig mit hausgemachten Suppen und Cocktails stärkt.
Es ist seit der Gründung im Mai 2004 eine unserer Stärken, derartige Aktionen mit Hilfe von Sponsoren auf die Beine zu stellen. Bei der Gründungsfeier damals als 149. deutscher Club entzündeten wir – wie es die soroptimistische Tradition will – feierlich vier dicke weiße Kerzen: die erste für den eigenen Club, die zweite für die Deutsche Union, die dritte für die Europäische Föderation und die vierte für die internationale Ebene. Alljährlich wiederholt sich diese Zeremonie, wenn wir neue Sorores in unsere „Schwesternschaft“ aufnehmen, um sie jeden 4. Dienstag im Monat zu unserem Clubabend willkommen zu heißen. Regelrecht familiär gestalten sich unsere Zwischentreffen, zu dem eine der „besten Schwestern“ zu sich einlädt.
Freundschaften pflegen wir in nah und fern. Beim Internationalen Donaufest im Juli konnten wir Soroptimistinnen von zehn Clubs aus Moldawien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Deutschland in Ulm begrüßen, wo der Startschuss für ein eigenes SI-Donaunetzwerk gefallen ist. Als Club Ulm-Donaustadt vernetzten wir uns mit den Sorores entlang der Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer, um so den europäischen Gedanken mit Leben zu füllen.
Bewusstmachen, bekennen, bewegen – für die Menschenrechte (vor allem Frauen betreffend) und gegen Gewalt – das ist kein leeres Versprechen. Schwesterlich verbunden wollen wir die Welt ein wenig besser machen oder wenigstens ein wenig weniger ungerecht.
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