10 Insidertipps von Prof. Dr. Harald C. Traue
Professor für Medizinische Psychologie (i. R.) an der Universität Ulm
Gründungsmitglied der Europäischen Donauakademie (EDA) und Geschäftsführer der Denk- und Kunstwerkstatt Ulm Geboren an der Nordsee. Studium in Lemgo, Berlin und Bremen. Ulm ist meine Heimat geworden, hier habe ich meine Liebe gefunden, geheiratet, zwei Kinder erwachsen werden lassen, international akademische Anerkennung erworben und mich für die Donau kulturell und politisch engagiert.
Meine Geheimtipps für Ulm
- Baumarkt Baywa
Gottseidank gehört es noch nicht zur „toxischen Männlichkeit“, einen Baumarkt anzufahren. Ich bin mindesten alle zwei Wochen im Baumarkt Baywa für alles, was man zum Werkeln braucht. Wer ein Haus hat und ein Boot, braucht auch einen Baumarkt. Wollte man für jede Schraube, jede Reparatur einen Handwerker bemühen, wäre man bald ein armer Schlucker. Abgesehen von der Gärtnerabteilung begegnet man im Baumarkt fast nur Männern unterschiedlichen sozialen Standes, auch den Kollegen aus der Universität. - Behandlungszentrum für Folteropfer (BFU)
Manfred Makowitzki leitet seit Beginn das BFU organisatorisch. Gemeinsam mit anderen und mir hat er das BFU 1995 nach unermüdlichem Engagement von Amnesty International in Ulm unter der Adresse „Seelengraben 22“ gegründet: Nomen ist Omen. Bis heute wurden mehr als 2500 traumatisierte Geflüchtete therapeutisch versorgt. Das BFU ist einer der Gründe für meine Liebe zu Ulm. - Buchhandlung Aegis
Seit einiger Zeit in den kundigen Händen und mit dem regen intellektuellen Geist von Rasmus Schöll und seinem kompetenten Team. Ohne sie könnte man in Ulm nicht leben. Es ist keine gewöhnliche Buchhandlung oder gar die Filiale einer Kette, sondern ein Ort der Begegnung und des Lesens, der Erweiterung der eigenen Phantasie und notwendigerweise begrenzten Kenntnisse. Es gibt eine Ecke speziell für den Mare-Verlag, einen Tisch mit aktueller politischer Literatur und die neuesten Bücher der Büchergilde. Es ist meines Wissens die einzige Buchhandlung in Ulm, die Erotik zum normalen menschlichen Verhalten zählt. - Der Löwenmensch
Im Ulmer Museum ist die Elfenbeinskulptur „Löwenmensch“ zu Hause, dieses unglaubliche Zeugnis der Evolution der mentalen Vorstellungskraft der Donaubevölkerung des homo sapiens sapiens vor etwa 35 000 Jahren. Es ist den gegenwärtigen Ulmer Bürgern nicht leicht zu vermitteln, dass mehrere Kaltzeiten zwischen diesem einmaligen Zeugnis der Menschheitsgeschichte und heute liegen und das Donautal immer wieder eine unwirtliche und menschenleere Gegend war. - Die Europäische Donauakademie (EDA)
Ulm liegt mit seinen Donauaktivitäten auf der bedeutenden geopolitischen Achse zwischen Mittel- und Südosteuropa. Hier spürt man die Entstehung einer europäischen Identität zwischen West und Ost, deren Wichtigkeit und Fragilität man heute unter dem Eindruck des Krieges gegen die Ukraine besonders spürt. Neben anderen Akteuren setzt sich die Europäische Donauakademie mit theoretischen Positionen und praktischer Arbeit für die politischen Einheit Europas entlang der Donau ein. Sie reiht sich ein in das Orchester verschiedener Stimmen und Interessen der Städte und Regionen entlang der Donau. - Familien-Ristorante DaLino
Man kann in Ulm gut essen – natürlich! Besonders gut und bezahlbar ist das Essen bei einem Italiener im Stadtteil Ulm-Wiblingen. Als Gast freundlich begrüßt, kann man täglich frische Speisen genießen. Empfehlenswert ist der stets frische Fisch. Ohne DaLino hätten wir die Coronazeit nicht überlebt. Man muss mit der Linie 4 allerdings in den Ulmer Stadtteil Wiblingen fahren. - Fischerviertel
Kommt Besuch aus dem Norden in unsere Familie oder gar Freunde aus dem Ausland, spaziert man durch die mittelalterlichen Gassen des Fischerviertels mit den schön restaurierten Häusern, gastronomischer Vielfalt und Einkaufsmöglichkeiten. Auf ein Bier in den Wilden Mann, die Zill oder für Schmuck zum Dentler. Von der modernen und etwas deplazierten Ulmer Mitte gelangt man ohne Mühe zu den Fachwerkhäusern, die sich entlang der Blau aufreihen. Früher war es das Gerberviertel der Stadt, das beträchtlich gestunken haben muss. Durch ein Tor in der Stadtmauer gelangt man ans Donauufer, auch wenn man vor dem Gestank der Lederproduktion nicht mehr fliehen muss. - Hochschule für Gestaltung (HFG)
Die Universität Ulm ist das unbestrittene intellektuelle Zentrum der Stadt und liegt außerhalb auf dem Oberen Eselsberg. Die (ehemalige) HFG existierte nur wenige Jahre und lag auch außerhalb der Stadt auf dem Hochsträß und war berühmt. Beide Orte sind Ziele für Interessierte, aber auch für Spaziergänger auf schönen Pfaden mit Blick auf die Stadt. Man bekommt ein Gefühl für die besondere Ulmische Mentalität: Der Geist ist wichtig, aber man muss ihn ja nicht mitten in der Stadt haben. - Kloster Wiblingen
Den Besuch bei DaLino kann mit einer schönen Wanderung entlang der Iller verbinden oder das Kloster mit Kirche besichtigen. Man findet dort eine wunderschön klingende Orgel und einen Rokkoko-Bibliothekssaal mit geschwungener Raumform, reichem Figurenschmuck und einem großartigen Deckenfresko. Man wird den Besuch nicht bereuen! - Reiner Schlecker
Künstler und Freund, Präsident des Ulmer Berufsverbandes Bildender Künstler, den er mit Herz, gelegentlich ausufernder Redseligkeit, Klugheit und einer gehörigen Chuzpe leitet. Er haucht dem Ochsenhäuser Hof ein besonderes Leben ein. Bei uns hängt ein Schleckerscher Bronzehase, der sich selbst im Spiegel betrachtet: „Unsinniger Versuch eines Proletariers in die Bourgeoisie einzudringen”.
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