8 Insidertipps von Ursula Kirchenmayer, Schriftstellerin, Texterin, Mutter
„Der Boden unter unseren Füßen“, Roman, dtv
Sollen wir in Berlin bleiben, wo ich 14 Jahre lang gelebt hatte – oder sollen wir nach Herrsching am Ammersee ziehen, wo mein Partner aufgewachsen ist? Diese Entscheidung vor vier Jahren fiel nicht leicht. Zum Glück haben wir uns getraut! Pünktlich zum Pandemiebeginn zogen wir her. Unser Leben hat sich seitdem ziemlich verändert. Wir renovieren das Haus, bauen Gemüse an. Aber wie schön ist es, nach einem anstrengenden Arbeitstag noch einmal zum See zu radeln und eine Runde zu schwimmen. Wie großartig sind die Massen an Schnee im Winter, die unsere Kinder noch erleben dürfen, wenn sie die Andechser Hügel runterflitzen. Wie unglaublich traumhaft, morgens aus dem Bett die Rehe im Moor beobachten zu können, und manchmal den Fuchs. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich nicht einmal die Anonymität der Großstadt. Denn eigentlich mag ich es sehr, dass man sich hier sehr wohl begegnet, immer und überall, beim Rewe an der Kasse und in der Kaffeerösterei, und dann sage ich zwar immer noch nicht Pfiati, und auch Servus nicht, aber doch sehr gerne: Hallo.
Fürsprecher:in aus Herrsching am Ammersee
Meine Geheimtipps für Starnberg Ammersee
- Kaffeerösterei
Herrsching – Kind 2 war gerade ein paar Wochen alt, da kam der Buchvertrag für „Der Boden unter unseren Füßen“. Wir brauchten dringend einen Kaffeevollautomaten! Die Maschine muss jetzt natürlich regelmäßig mit frischen Bohnen gefüttert werden. Mein Favorit: Emilio. In der Herrschinger Kaffeerösterei wird man nicht nur kompetent von der Inhaberin Stephanie beraten, hier lässt es sich auch gut aushalten, auf einen Cappuccino mit Florentiner zum Beispiel. Wer mag, lässt sich den Kaffee gleich in die eigene luftdichte Kaffeedose füllen und spart Verpackungsmüll. Vakuumversiegelte Kaffeebehälter hat Stephanie nämlich auch im Sortiment. - Die Alte Metzgerei
Seeshaupt – Regional und gemütlich sind klare Understatements, will man diesen in jeder Hinsicht formvollendeten Laden beschreiben. Mit einer kleinen, aber feinen Auswahl an hauptsächlich vegetarischen und international angehauchten Gerichten und einer Palette sagenumwobener Kuchen macht die Metzgerei ihrem Namen alle Ehre. - Schmuckwerk
Diessen – Wer wie ich eher selten shoppen geht, aber Wert legt auf Qualität und Nachhaltigkeit, der sollte sich diesen kleinen Laden mal genauer ansehen. Hier gibt es schöne Stücke von coolen Marken wie Armed Angels und King Louie, eine gemütliche Atmosphäre zum Stöbern und eine freundliche, zurückgenommene Inhaberin, die dann berät, wenn man’s braucht oder mag. - Yoga am Steg
Herrsching – Petra Ludwig nimmt sich Zeit – eineinhalb Stunden darf gespürt und entspannt werden. Ihre Kurse finden unter der Woche laufend abends, morgens oder online statt. Besonders schön sind im Sommer die frühmorgendlichen Sessions am Steg. Danach schnell zur Boje schwimmen und zurück, und, wenn noch Zeit bleibt, ein paar „Semmeln“ vom Bäcker holen. Für mich der beste Start in den Arbeitstag. - Gartenflohmarkt
Hechendorf – Der beste Gartenflohmarkt, den ich kenne! Was es gibt: gute Kindersachen, gute Erwachsenensachen, aber auch mal eine Lampe oder ein Möbelstück – und viele nette Menschen, mit denen ins Gespräch zu kommen sich lohnt. Schöner Nebeneffekt: Hechendorf im Rahmen eines Spaziergangs ausführlich kennenzulernen. - Tee am See
Herrsching – Diesen Laden empfehle ich nicht nur, weil er früher von meiner Schwiegermutter geführt wurde. Esther Keutel hat den Laden übernommen und erweitert. Die Tees heißen Herrschinger Wölkchen, Mango Tango, Gin Tonic oder Zitronenlimonade, eignen sich hervorragend als Geschenke und schmecken auch Tee-Laien wie mir. Es ist fast unmöglich, den Laden ohne eine schicke Tasse oder eine witzige Postkarte zu verlassen. - Bayrische Brandung
Herrsching – Am Anfang habe ich die Brandung nicht so richtig verstanden. Warum tummeln sich die Herrschinger nach Feierabend lieber hier als im Strandbad, wo es wenigstens richtige Bänke und Tische gibt? Andererseits – ich mag das ja. Als Jugendliche saß ich sommers gerne am Albrecht-Dürer-Platz in Nürnberg, als Studentin genoss ich den Sonnenuntergang von der Oberbaumbrücke in Berlin. Die Brandung ist für mich als „Zug’zogene“ also ein bisschen wie die Oberbaumbrücke von Herrsching – nur viel besser. Entspannte Stimmung, coole Musik und eine wirklich nette Auswahl an Getränken. Nicht zu Berliner Preisen, klar, aber ich bin ja auch keine Studentin mehr. Die Sonne scheint hier am längsten, es ist immer am wärmsten, und der See glitzert so orange wie der Aperol Spritz in meiner Hand. - Fahrradtour rund um den Ammersee
Ammersee – Einmal pro Jahr, mindestens, schnappen wir uns die Räder und umrunden den See. Wir machen eine Pause im Wald und einen Badestopp in Breitbrunn, dann geht’s weiter zum Fischer in Stegen. Hier bestellen wir Pommes und Kaffee für die Lebensgeister – und auf jeden Fall ein Eis! Hinter Stegen wartet in Eching schon die „Pirateninsel“. In Schondorf mögen wir den Spielplatz, als Abend-Snack gibt’s eine gefüllte Kartoffel in der Alten Villa in Utting. Jetzt noch einen Absacker am Dampfersteg in Dießen, dann nichts wie zurück mit dem Dampfer nach Herrsching. Die Beine sind müde vom Strampeln und der Fahrtwind streicht uns durchs Haar. Das Abendlicht wirft sich sanft über den See, über uns.
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