Stiftung Buchkunst stellt vor | Mai
»Die Schönsten Deutschen Bücher« 2023
Lust auf Tanzen? Nachdem man das Buch Tresor: True Stories The Early Years intensiv betrachtet hat, möchte das Tanzbein in jedem Fall geschwungen werden. „Über 30 Jahre sind nun in diesem Buch mit Bildern und Geschichten festgehalten. Lustige, spannende, traurige und sehr persönliche Eindrücke. Aber ich glaube nur so lässt sich ein Bild zusammenfügen dieser unglaublichen Zeit, in der alles möglich zu sein schien.“, so heißt es im Nachwort der ehemaligen Tresor-Geschäftsführerin Regina Baer. Auf 350 Seiten grafisch höchst anschaulich kann man mit dem Bildband eintauchen in die schrille und bunte Anfangszeit der Berliner Technoszene.
Dimitri Hegemann, Paul Hockenos, Regina Baer
Tresor: True Stories The Early Years
Herausgegeben von: Harry Glass, Paul Reachi, Sven von Thülen
Gestaltung/Typografie/Herstellung: Vanja Golubovic, Matthieu Huegi, Thibaud Tissot / Onlab, Genf
Druck und Bindung: DZA Druckerei zu Altenburg
Im Jahr 1991 eröffnete in Ost-Berlin ein Tanzclub – im Tresorraum eines Kaufhauses aus den Goldenen Zwanzigern. Dieser Keller diente nun dem Underground als Keimzelle der Techno-Musik.
Auf die erste Seite des Fotoalbums dreht sich zur Begrüßung ein halber Smiley zur Seite. Es folgt eine Flut von Fotos. Poster künden an: ein »halluzinantes Rahmenprogramm«. Die Motive schieben sich quer durch die Mitte der Doppelseiten und irgendwo zwischen anderen Blättern wieder heraus. Die Schnappschüsse der brodelnden Partys werden im 10er bis 20er Raster reproduziert – extrem untertourig im übertourigen Kontext. Die riesigen Rasterpunkte übertragen das Stakkato der Trommelmaschinen in die Fläche: drucktechnische Chiffre für die technische Musik. Die Punkte verschleifen die Konturen, sie egalisieren. Die Auflösung verdichtet sich zu buntem Rauschen, Lichter blitzen auf. Für einen Moment kommt die rasende Musik im Bild zum Stillstand. Bässe verlieren sich im Dunkeln. Wie ein Stern funkelt das Bauchnabelpiercing in der grellen Beleuchtung ohne Halbschatten.
Die Typografie dirigiert die Schriftzeilen mit negativem Durchschuss. Die Technik des Querlesens erreicht eine neue Dimension, denn die Buchstaben stehen so dicht beieinander, dass einem die mannigfaltigsten Geschichten – die Augen senkrecht durchs Getümmel der Typen fallend – entgegenströmen.
Wie eine gewachste Schutzhaut fühlt sich der schwarze Umschlag an. Dort ertasten die Finger ein Zeichen im Graffiti-Duktus. Für die einen ein ominöser Zinken, für die anderen ein intergalaktisch verständliches Signal: das Signet des Tresor.
Fotos: © Stiftung Buchkunst / PARAT.cc
Die 25 »Schönsten Deutschen Bücher« sind vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung. Die Auswahl berücksichtigt auch das leisere, solide gemachte Lesebuch. Die prämierten Bücher setzen Zeichen und zeigen wichtige Trends und Strömungen der deutschen Buchproduktion. In jeder der fünf Kategorien »Allgemeine Literatur«, »Wissenschaftliche Bücher/Fachbücher/Schul- und Lehrbücher«, »Ratgeber, Sachbücher«, »Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge« und »Kinderbücher, Jugendbücher« gibt es fünf Prämierte.
Seit 1966 begleitet die Stiftung Buchkunst mit Sitz in Frankfurt am Main und Leipzig kritisch die deutsche Buchproduktion. Ziel ist, die Qualität des Buches in technischer und künstlerischer Hinsicht zu fördern. Die Hauptaufgabe der Stiftung ist der Wettbewerb »Schönste Deutsche Bücher«. Mit ihren Wettbewerben will die Stiftung Buchkunst den Blick der Öffentlichkeit über den Inhalt hinaus auf buchgestalterische und buchherstellerische Spitzenleistungen lenken und damit dem Medium Buch und seiner Form zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Zur Teilnahme zugelassen sind Bücher aus deutschen Verlagen sowie Bücher aus ausländischen Verlagen, sofern die technische Produktion ausschließlich in Deutschland erfolgte.
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