Das kulinarische Erbe in Bayerisch-Schwaben
Bayerisch-Schwaben besitzt einen reichen Schatz an kulinarischem Erbe. EU-geschützte Produkte, Passagiere der Slow-Food-Arche, sowie besondere Genussschätze, -orte und lokale Spezialitäten. Eine große Bandbreite zeigt, wie sehr regionaler Genuss mit Tradition, Geschichte, Kultur und regionaler Landwirtschaft zusammenhängen. Jeder kennt sie: Bayerisches Bier, Oberpfälzer Karpfen, Schwäbische Spätzle oder der Allgäuer Emmentaler – besondere Produkte aus besonderen Regionen. Sie zeichnen sich durch spezielle Eigenschaften aus und sind sehr beliebt, weit über ihre Region hinaus. Sie stiften Identität und sind wahre regionale Kulturgüter.
Bodenständig, nachhaltig, handgemacht
Tradition und Moderne vereinen sich in Bayerisch-Schwaben auf dem Teller und im Glas. Die Küche macht Lust auf traditionelle Köstlichkeiten, gerne auch mit moderner Interpretation. Dabei steht Regionalität ganz oben: Beim Schnapsbrennen genauso wie bei alten Getreidesorten oder heimischen Kräutern und den nachhaltig arbeitenden Produzenten. Mit Herz & Leidenschaft – so schmeckt Bayerisch Schwaben! Sie stiften Identität und sind wahre regionale Kulturgüter. In Kooperation mit dem Spezialitätenland Bayern.
Amore Maultasche!
Damit Agrarprodukte und Lebensmittel mit Herkunftsbezeichnungen, aber auch traditionelle Spezialitäten nicht missbräuchlich verwendet werden, hat die EU ein europaweites Schutzsystem eingeführt. Dabei gibt es die Kategorien „g. U. geschützte Ursprungsbezeichnung“, „g. g. A. geschützte geografische Angabe“ und „g.t.s. geschützte traditionelle Spezialität“. Die charakteristischen Merkmale wie z.B. Herstellungsverfahren und Zutaten sind dabei in einer Produktbeschreibung hinterlegt. Jeder Hersteller, der die jeweiligen Anforderungen erfüllt und sich dem Kontrollsystem unterstellt, darf diese Produkte mit geschützten Bezeichnungen vermarkten.
Ein hier ausgezeichneter Klassiker aus Bayerisch-Schwaben ist die Schwäbische Maultasche. Schwäbische Maultaschen sind Teigtaschen mit einer Füllung aus Fleisch- bzw. Gemüsebrät. Sie sind rechteckig oder werden gerollt. Verspeist werden sie entweder gebraten oder als Suppenmaultaschen aus der Brühe gelöffelt.
Um die Herkunft der Maultasche ranken sich zahlreiche Erzählungen. Das Wissen um sie liefern mündlichen Überlieferungen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1831. Der königlich württembergische Prälat Johannes Christoph von Schmid beschrieb zu dieser Zeit die Maultasche als „gefüllte Nudel aus Schwaben“. Eine ähnliche Formulierung findet sich 1885 auch in einem Standardwerk der Gebrüder Grimm. Der wohl populärsten Herkunftslegende zufolge ist die Maultasche eine Erfindung der Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn. Der Name Maultasche könnte sich demnach ursprünglich aus der Bezeichnung „Maulbronner Nudeltaschen“ ableiten. Hier heißt es, dass die Zisterzienser im 17. Jahrhundert, während des Dreißigjährigen Krieges, zur Fastenzeit ein großes Stück Fleisch erhielten. Um den Eindruck eines fleischlosen Mahles zu erwecken, sollen sie es klein gehackt und mit Kräutern und Spinat gemischt haben. Zur besseren Tarnung wurde die Mischung schließlich in einem Nudelteig versteckt und in kleine Portionen geteilt. Später wurden sie daher auch als „Herrgottsb’scheißerle“ bezeichnet.
Ursprünglich galten die schwäbischen Maultaschen als Arme Leute-Essen, denn alle Reste der vorhergehenden Tage, wie z. B. restliches Siedfleisch, hart gewordenes Brot oder altes Gemüse, konnten bei diesem Gericht noch einmal auf wunderbare Weise wiederverwertet werden. Heute gehören Maultaschen fest zur schwäbischen Küche dazu. Maultaschen sind daher seit 2009 mit der „geschützten geografischen Angabe“ der EU versehen. Bei „g.g.A.“ muss einer der drei Schritte, also Erzeugung, Verarbeitung oder Zubereitung, im gemeinten geografischen Gebiet stattfinden – in diesem Fall in ganz Baden-Württemberg oder im Regierungsbezirk Schwaben in Bayern. Neben den Maultaschen sind auch die schwäbischen Spätzle mit diesem Label ausgezeichnet. Auf europäischer Ebene werden sie übrigens als einzige deutsche Produkte in die Kategorie „Pasta“ eingeordnet, neben den italienischen Maccheroncini und Pasta di Gragnano.
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